Infineon erwartet im neuen Geschäftsjahr 2025/26 nach Rückgängen wieder ein moderates Umsatzwachstum. Das Marktumfeld dürfte dabei uneinheitlich bleiben. "In Automobil-, Industrie- und verbrauchernahen Märkten sind die Wachstumsimpulse noch verhalten. Viele Kunden fahren auf Sicht und bestellen kurzfristig", erklärte Konzernchef Jochen Hanebeck in der vergangenen Woche bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen. Nun melden sich die Analysten zu Wort.
AKTIONÄR-Leser wissen: Im abgelaufenen Geschäftsjahr ging der Umsatz bei Infineon um zwei Prozent auf etwa 14,7 Milliarden Euro zurück. Erwartet wurden hier im Vorfeld 14,6 Milliarden Euro. Die Segmentergebnismarge, ein Maß für die operative Rentabilität, sank von 20,8 auf 17,5 Prozent. „Das Jahr war geprägt von einer anhaltenden Schwäche in der Mehrzahl unserer Zielmärkte“, so Hanebeck. Angesichts der Herausforderungen sei das Ergebnis aber "durchaus respektabel".
Für das noch junge Geschäftsjahr (per Ende September) erwartet der Chiphersteller ein moderates Umsatzwachstum. Die Segmentergebnis-Marge soll im hohen Zehner-Prozentbereich liegen.
Wachstumsimpulse verspricht sich Vorstand Hanebeck von hohen Investitionen in KI-Rechenzentren. Die Nachfrage nach den Stromversorgungslösungen Infineons dürfte daher deutlich anziehen. Hanebeck erwartet im neuen Geschäftsjahr 1,5 Milliarden Euro Umsatz in dem Bereich und damit mehr als zunächst vorgesehen. Zuletzt war Infineon von einer Milliarde ausgegangen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der für Infineon adressierbare Markt eine Größe von acht bis zwölf Milliarden Euro erreichen.
Vor allem diese Entwicklung kommt bei den Analysten gut an: Dass der Chipkonzern im neuen Geschäftsjahr mehr als zehn Prozent des Umsatzes mit KI-Produkten erzielen wolle, habe den Aktienkurs angeschoben, so UBS-Analyst Francois-Xavier Bouvignies. Der konservative Konzernausblick für 2026 biete positives Überraschungspotenzial. Die Schweizer Großbank hat ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 44 Euro daher bestätigt.
Zu einem ähnlichen Fazit kommt die britische Investmentbank Barclays („Overweight“). Das KI-bezogene Geschäft des Chipkonzerns liefere imposante Wachstumsraten, so Simon Coles. Damit würde der DAX-Konzern eine schwächere Dynamik in anderen Segmenten auffangen. Coles sieht die Aktie daher erst bei 39 Euro fair bewertet.
Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2026 sei klug gewählt und lasse KI-Spielraum, heißt es bei Goldman Sachs. Branchenexperte Alexander Duval hat das Kursziel von 43,00 auf 42,50 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Buy" belassen. Kursziel resultiere aus etwas höheren Verbindlichkeiten, so der Stratege.
Infineon hat sich im anspruchsvollen Marktumfeld gut behauptet. Das wichtige Automotive-Geschäft dürfte bald wieder an Fahrt gewinnen. Das Sparprogramm und die starke Positionierung in strukturell wachsenden Bereichen wie der Stromversorgung für KI-Systeme und der Energieinfrastruktur sorgen in den kommenden Quartalen für reichlich Fantasie. Anleger mit Weitblick bleiben investiert. Für Trader bleibt der Wert ebenfalls spannend: Nach dem jüngsten Rücksetzer können diese versuchen, die Aktie im Bereich um 32 Euro abzustauben, um dann auf eine erneute Trendwende mit erstem Ziel 35 Euro zu spekulieren.
(Mit Material von dpa-AFX)
19.11.2025, 07:55