Steht das Ende des US-Dollars bevor? Wird sich Gold über Nacht im Preis Vervielfachen? Wird der physische Markt von einem Tag auf den anderen die Dominanz des Terminhandles brechen? Es gibt viele Theorien, die im Internet kursieren. Viele Theorien, die einen steilen Anstieg des Goldpreises von heute auf morgen in Aussicht stellen. Und die viele dieser Theorien klingen sogar erstaunlich logisch. Nur nutzen sie dem Anleger nichts.
Aktuell geht es wieder einmal um die Gold-Käufe der Zentralbanken. Diese sind im ersten Quartal 2019 auf ein neues Sechs-Jahreshoch gesprungen. Und wenn die Zentralbanken hohe Mengen Gold kaufen, dann müsse doch etwas dahinter stecken – so die Meinung einiger „Analysten“. Also müsse man es nur den Zentralbanken gleich tun. Diese wüssten schließlich was sie tun. Oder anders ausgedrückt: Die Zentralbanken wissen sicher mehr als wir Anleger und kaufen deshalb mit Blick auf ein apokalyptisches Ereignis Gold.
Das Brown-Tief lässt grüßen
Nun, lassen Sie sich gesagt sein: Die Zentralbanken sind ein schlechter Ratgeber in Sachen Goldkauf. Unvergessen und in die Geschichtsbücher eingegangen ist das sogenannte Brown-Tief. Ende der 1990er Jahre verkauft Gordon Brown 395 Tonnen des Goldschatzes der Briten. Nur um anschließend zusehen zu müssen, wie sich der Goldpreis von unter 300 Dollar auf bis 1.900 Dollar binnen weniger Jahre vervielfachte. Wusste Gordon Brown also mehr als die üblichen Anleger? Oder war es vielmehr so, dass sich Brown von der allgemeinen Depression bezüglich Gold anstecken ließ?
Aktuell kaufen Notenbanken aus verschiedenen Gründen Gold – Russland will sich tatsächlich unabhängiger vom US-Dollar machen, da die Sanktionen der USA der letzten Jahre tiefe Spuren hinterlassen haben. China wird im Handelsstreit mit den USA sicherlich auch kein großer Freund des Dollars werden und ist ohnehin damit beschäftigt, Rohstoffe zu horten. Ich denke nicht, dass ein Großereignis bevorsteht und den Goldpreis über Nacht nach oben treiben wird.
Dennoch bin ich überzeugt, dass Gold in den nächsten Jahren steigen wird. Aber statt seine Hoffnung in irgendein nebulöses Ereignis zu setzen, das den Goldpreis über Nacht explodieren lässt, ist die Konzentration auf den Chart weitaus zielführender. Gold muss über den 1.320-Dollar-Bereich ausbrechen, um das Bild für die Bullen freundlicher zu gestalten. Freilich, diese Erkenntnis ist nicht so spannend wie manch eine Verschwörungstheorie. Doch für Anleger dürfte sie um einiges wichtiger sein.