Der Goldpreis versucht sich nach seiner jüngsten Korrektur zu stabilisieren. Noch ist nicht klar, ob dies auch wirklich im Bereich von 1.840 Dollar schon gelingt. Die Commerzbank scheint jedenfalls der Mut zu verlassen. Sie senken das Kursziel zur Jahresmitte auf 1.800 Dollar. Bislang gingen sie von 1.850 Dollar aus.
Die abwiegelnden Äußerungen von US-Notenbankvertretern und die anhaltend hohe Inflation fordern ihren Tribut auf dem Goldmarkt. „Die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA haben sich als verfrüht erwiesen. Entsprechend ausgeprägt ist die Korrektur des Goldpreises: Derzeit kostet eine Feinunze Gold gut 130 Dollar weniger als noch zu Monatsbeginn. Vermutlich hat sich eine Reihe von Anlegern die Finger verbrannt. Die Marktteilnehmer dürften daher eher vorsichtig agieren...", so die Analysten.
Den größten Einfluss auf die kurzfristigen rückläufigen Aussichten der Commerzbank für Gold hat der Anstieg der Anleiherenditen, da einige Mitglieder der Federal Reserve erklärt haben, dass die Zentralbank die Zinssätze möglicherweise weiter aggressiv anheben muss, um die Inflation abzukühlen. Die aggressiven Kommentare und die guten Inflationsdaten haben die Rendite 10-jähriger Anleihen auf ein Viermonatshoch von 3,9 Prozent getrieben. Die Märkte beginnen, eine mögliche Zinserhöhung um 50 Basispunkte durch die Federal Reserve im nächsten Monat einzupreisen. Aufgrund der veränderten Markterwartungen sieht die Commerzbank den US-Leitzins nun bei 5,5 Prozent ansteigen.
Die veränderten Zinserwartungen haben auch den US-Dollar in die Höhe getrieben, was einen weiteren Gegenwind für Gold bedeutet. Der US-Dollar-Index ist zwar von seinen Höchstständen entfernt, notiert aber derzeit bei über 104 Punkten und damit auf dem höchsten Stand seit Ende Dezember.
Obwohl die deutsche Bank kurzfristig niedrigere Goldpreise erwartet, bleiben die Analysten optimistisch, dass die zunehmenden Rezessionsängste den Goldpreis bis zum Jahresende stützen werden. „Eine dauerhafte Erholung sollte sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte einstellen, da die US-Wirtschaft dann eine Delle erleben dürfte, die wahrscheinlich erneut Erwartungen auf Zinssenkungen wecken wird. Wir halten daher an unserer Jahresendprognose von 1.950 Dollar fest“, so die Analysten.
Die Korrektur war überfällig gewesen. Gold konnte mehr als 300 Dollar seit dem Tief Anfang November 2022 zulegen. Aktuell spielt der Markt einen höheren End-Zins seitens der US-Notenbank. Das lastet kurzfristig auf dem Goldpreis. Mittelfristig bleiben die Aussichten ungebrochen gut.