Die vorläufige Einigung im Handelsstreit zwischen China und den USA lässt die Anleger jubeln. Der DAX markierte am Morgen bei 12.619 Punkten sogar ein neues Jahreshoch. Alles eitel Sonnenschein? Anleger tun gut daran, die Entwicklung vom Wochenende mit einer Portion Skepsis zu bewerten, denn: Die größten Probleme wurden nicht gelöst.
Problem 1: Handelsdefizit
Ein Streitpunkt zwischen den USA und China ist das seit Jahren hohe Handelsbilanzdefizit. Offizielle Statistiken zeigen jedoch, dass sich an dem Ungleichgewicht trotz Strafzöllen bislang wenig getan hat. Die geringeren Beträge sind das Ergbnis insgesamt geringerer Handelsaktivitäten. Eine Einigung ist weiter nicht in Sicht.
Problem 2: Geistiges Eigentum
Die Kritik des Weißen Hauses ist hier absolut nachvollziehbar. Die seit Jahren gängige Praxis des "forced technology transfer" bei Joint-Ventures zwischen westlichen und chinesischen Firmen führt zu einem massiven Abfluss von Know-how. China hat bislang wenig Interesse erkennen lassen, das geistige Eigentum ausländischer Unternehmen besser zu schützen. Ohne umfangreichen Zugeständnissen Pekings wird es keinen abschließenden Deal geben.
Problem 3: Strafzölle
Peking und Washington verzichten auf eine Ausweitung der Strafzölle, die bereits bestehenden sind hiervon jedoch nicht betroffen. Es gibt keinen Zeitplan, die bereits verhängten Strafzölle zurückzufahren oder ganz auszusetzen. Dieser Punkt ist vielleicht der problematischte, denn: Aktuell erheben die USA Zölle (25 Prozent) auf chinesische Einfuhren im Wert von 250 Milliarden Dollar. Viele US-Unternehmen, darunter Nike und Walmart, haben vor Preissteigerungen auch für amerikanische Konsumenten gewarnt. In China drücken die Zölle und die damit verbundene Unsicherheit auf die Wirtschaft. Der am Montag veröffentlichte Wert für den PMI im Juni sank mit 49,4 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Januar.
The Caixin/Markit Manufacturing Purchasing Managers’ Index (PMI), a gauge of sentiment among the country’s factory operators which tends to include more small, private sector firms, fell to 49.4, down from 50.2 in May.
Aufgeschoben, nicht aufgehoben. Die Vereinbarungen zwischen den USA und China sind kaum mehr als eine "Feuerpause". Wichtige Details bleiben ungeklärt und dürften dazu führen, dass die Verunsicherung in der Wirtschaft anhält. DER AKTIONÄR will nicht ausschließen, dass sich die Länder letztlich einigen, um Schaden von den heimischen Firmen abzuwenden, allein: Der G20-Gipfel liefert mit Ausnahme der Tatsache, dass Donald Trump und Xi Jinping wieder miteinander sprechen, kaum Hinweise für eine grundlegende Lösung der Probleme.