Der italienische Versicherungskonzern Generali und die französische Bankengruppe BPCE haben ihre Gespräche über ein gemeinsames Asset-Management-Joint-Venture beendet. Damit ist eines der ambitioniertesten Konsolidierungsprojekte im europäischen Fondsmarkt vorerst vom Tisch.
Nach der Unterzeichnung einer unverbindlichen Absichtserklärung im Januar 2025 hatten beide Seiten über Monate intensiv verhandelt und verschiedene Stakeholder eingebunden. Zwar bestätigten Generali und BPCE wiederholt die industriellen Vorteile und den strategischen Mehrwert eines Zusammenschlusses, letztlich reichten diese jedoch nicht aus, um das Projekt zum Abschluss zu bringen.
Geplant war die Bündelung der Asset-Management-Aktivitäten von Generali und Natixis Investment Managers, der Fondstochter von BPCE. Entstanden wäre ein europäischer Fondsriese mit einem verwalteten Vermögen von rund 1,9 Billionen Euro – nur knapp hinter Branchenprimus Amundi.
Offiziell verweisen beide Konzerne auf fehlende Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss. In Finanzkreisen gilt jedoch der politische Widerstand in Italien als zentraler Stolperstein. Sowohl die Regierung in Rom als auch einflussreiche Aktionäre von Generali hatten sich zuletzt kritisch bis ablehnend gegenüber einer engeren Verbindung mit BPCE positioniert.
Damit bestätigt sich einmal mehr: Gerade bei grenzüberschreitenden Großprojekten bleibt der politische Einfluss ein kaum kalkulierbarer Risikofaktor – insbesondere bei systemrelevanten Finanzkonzernen.
Für Generali ist das Aus der Gespräche ein Dämpfer für die Wachstumsfantasie im Asset Management. Gleichzeitig behält der Konzern damit aber auch die volle strategische Kontrolle über einen zentralen Ertragspfeiler. Operativ bleibt Generali solide aufgestellt, doch der Spielraum für große europäische Deals dürfte sich vorerst weiter verengen.
Generali verfolgt zwar klar das Ziel, eine stärkere Rolle im europäischen Finanzsektor zu spielen, stößt dabei jedoch zunehmend an politische und strukturelle Grenzen. Für Anleger bedeutet das kurzfristig weniger Übernahmefantasie, langfristig aber auch geringere Integrationsrisiken. Unterm Strich bleibt die Aktie ein attraktiver Dividendenwert.
Heute, 11:28