Am Black Friday sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Ende doch in Kauflaune geblieben. Der DAX schloss mit grünen Vorzeichen und knüpfte an seine jüngste Erholung an. Auf Wochensicht steht ein Plus von mehr als drei Prozent zu Buche. Die November-Bilanz fällt mit einem Abschlag von einem halben Prozent dagegen leicht negativ aus.
Der DAX knüpfte am Freitag an seine jüngste Erholung an und gewann 0,29 Prozent auf 23.836,79 Punkte. Für den MDAX mit den mittelgroßen deutschen Werten ging es zum Wochenschluss 1,37 Prozent auf 29.937,15 Zähler nach oben.
„Anleger setzen offenbar darauf, dass die Thanksgiving-Rally nach dem Feiertagshandel in den USA noch etwas weiterlaufen kann. Diese Stabilisierung ist positiv und erzeugt Vertrauen, dass die Kurskapriolen des Novembers tatsächlich hinter uns liegen könnten", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von der Consorsbank.
„Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine hat die Stimmung in Europa verbessert", konstatierte Aktienstratege Emmanuel Cau von der Barclays Bank. Die Risikobereitschaft komme zurück, auch wegen neu entfachter Hoffnung auf eine Zinssenkung der Fed im Dezember und den wieder anziehenden Kursen im Technologiesektor. Er glaubt, dass ein Waffenstillstand ein großes Extremrisiko für Europa beseitigen und die Anleger dazu zwingen würde, über die positiven Aspekte einer weiteren Deeskalation nachzudenken.
Mit einem Kursplus von 2,2 Prozent war die Aktie der Deutschen Börse Spitzenreiter im DAX. Wie seit Donnerstagnachmittag bekannt ist, hat der Börsenbetreiber dem Fondsvertriebsspezialisten Allfunds ein unverbindliches Kaufgebot unterbreitet. Tom Mills vom Analysehaus Jefferies sprach von einer deutlich besser passenden Branchenlogik als bei der früheren Offerte des Konkurrenten Euronext für Allfunds. Dadurch könnte der Gewinn der Deutschen Börse im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.
Die Papiere von Delivery Hero setzten ihre jüngste Erholung mit einem Kurssprung von 14,6 Prozent an der MDAX-Spitze fort. Der Essenlieferdienst stehe unter dem Druck mehrerer Großaktionäre, einen Verkauf des Unternehmens oder von Geschäftsteilen in Betracht zu ziehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die kolportierten Forderungen nach einem Strategiewandel und einer Branchenkonsolidierung zeigten, dass sich etwas tue, kommentierte Barclays-Analyst Andrew Ross.
Die Aktien von Wacker Chemie fielen nach einem kritischen Analystenkommentar um 1,7 Prozent. Die US-Bank JPMorgan stufte die Wacker-Aktie von "Neutral" auf "Underweight" ab. Analyst Chetan Udeshi glaubt, dass das Geschäft des Spezialchemie-Unternehmens mit dem Halbleiterrohstoff Polysilizium wegen eines massiven Überangebots an Wafern in der Lieferkette unter Druck gerät.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs sorgte mit frischen Studien ebenfalls für Bewegung. Analystin Daniela Costa nahm Knorr-Bremse mit "Buy" in die Bewertung auf, was die Aktien des Bremsenherstellers um 2,2 Prozent antrieb. Für die Papiere von Rational ging es um 2,1 Prozent aufwärts, nachdem Goldman-Experte Ope Otaniyi eine Kaufempfehlung für den Profiküchen-Ausrüster ausgesprochen hatte.
Ein Auftrag aus Osteuropa im hohen zweistelligen Millionenbereich war kein Kurstreiber für Renk. Die Aktien des Panzergetriebe-Herstellers büßten 1,2 Prozent ein. Rheinmetall und Hensoldt gaben um 2,2 beziehungsweise 1,9 Prozent nach. Nach dem jüngsten Stabilisierungsversuch waren Rüstungswerte mit Blick auf die andauernden Friedensgespräche im Ukraine-Krieg weniger gefragt.
(Mit Material von dpa-AFX)
28.11.2025, 17:45