Zu Wochenbeginn konnte die Aktie des britischen Energieriesen BP noch deutlich zulegen. Der Grund hierfür war ein Bericht, wonach Shell eine Übernahme des kleineren Konkurrenten in Erwägung zieht. Doch die Kursgewinne sind mittlerweile wieder nahezu komplett abgebaut worden. Zudem mehren sich allmählich auch wieder die skeptischen Analystenstimmen.
So hat etwa JPMorgan das Kursziel für die BP-Anteilscheine von 480 auf 420 Britische Pence (umgerechnet 4,94 Euro) verringert. Das Anlagevotum lautet unverändert "Neutral". Analyst Matthew Lofting betonte, dass er im Hinblick auf die Ölpreisentwicklung und den Sorgen um die Weltwirtschaft angesichts der US-Zölle die Bewertungen im Energiesektor für fair hält. Zum Kauf rät er innerhalb der Branche nur zu den Aktien von Shell (aktuell sein "Top Pick" im Sektor), TotalEnergies und Eni, denen er eine besondere Widerstandsfähigkeit attestiert.
Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs hat im Ölsektor derzeit andere Favoriten als BP. So präferiert Analyst Michele della Vigna im aktuell schwachen Marktumfeld ebenfalls die Papiere des größeren Rivalen Shell sowie die Papiere von Repsol und Galp. Immerhin stuft er die BP-Papiere unverändert mit "Buy" ein. Den fairen Wert hat er im Rahmen seiner neuesten Studie von 480 auf 450 Pence (umgerechnet 5,29 Euro) etwas verringert. Er begründet diesen Schritt mit geringeren Gewinnschätzungen für 2025 und 2026.
Die Übernahme-Fantasie ebbt allmählich wieder ab und die aktuellen Herausforderungen von BP rücken wieder in den Fokus der Marktteilnehmer. Die schwächelnden Ölpreise sind ein Problem und die von CEO Murray Auchincloss favorisierten Aktienrückkäufe taugen lediglich der Kurskosmetik. Mittel- bis langfristig schadet diese eher kurzsichtige Firmenpolitik dem Unternehmen, dessen Schulden zuletzt weiter gestiegen sind, vermutlich eher. Wer bei der günstig bewerteten BP-Aktie bereits investiert ist, kann aber nach wie vor dabeibleiben. Der Stoppkurs sollte bei 3,50 Euro belassen werden.