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21.03.2019 Jochen Kauper

Börsenexperte Thomas Gebert: "Null Prozent Zins auf ewig?"

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Der Zinscoupon einer Anleihe beträgt im Mittel der Zeit etwa Inflationsrate plus Produktivitätswachstum. Beide Werte tendieren langfristig gegen null. Der Zusammenhang zwischen dem Ölpreis und der Inflationsrate lässt sich zeigen. Sogar die Veränderungen der Kerninflationsrate, ohne Nahrungsmittel und Energie, verläuft parallel zu den Ölpreisschwankungen. "

Der Ölpreis fließt auch über Kunststoffe und Transport in viele andere Preise ein. Doch über den Ölpreis hinaus ist noch ein längerfristiger Einflussfaktor am Werk. Während Ende der siebziger Jahre ein sich verdreifachen der Ölpreis die Inflationsrate in den USA auf 15 Prozent ansteigen ließ, vermochte ein ähnlicher Anstieg bis 2008 die Teuerung nur auf 4,5 Prozent zu treiben. Was 1980 preissteigernd, im Jahr 2008 aber preisdämpfend wirkte, war die Demographie. Die Kerninflationsrate in den USA seit 1960 nahm einen ähnlichen Verlauf wie der Anteil der Bevölkerung zwischen 15 und 34 Jahren. 1980 erreichte der Anteil dieser jungen Menschen 35 Prozent der Bevölkerung. Gleichzeitig wurde auch die Spitze der Inflation erreicht. Seitdem ist der Anteil auf 27 Prozent gesunken. Die Teuerung gab entsprechend nach. Je älter die Bevölkerung, desto niedriger die Inflationsrate. Intuitiv hätte ich einen umgekehrten Zusammenhang vermutet: Je niedriger die Zahl der Arbeitskräfte gemessen an der Gesamtbevölkerungszahl desto höher müsste doch eigentlich die Inflationsrate steigen", sagt Börsenexperte Thomas Gebert.

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Ältere Menschen konsumieren weniger

Ein Mangel an Arbeitskräften sollte die Löhne verteuern und damit die Preise steigen lassen. "Tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt. Ältere Menschen konsumieren weniger und damit fehlt die Nachfrage, die die Preise steigen lassen könnte. Man geht davon aus, dass ein älterer Mensch nur 70 Prozent dessen konsumiert, was er als Berufstätiger verbrauchte. Wenn man die einzelnen Länder entsprechend ihrem Anteil an Rentnern sortiert und die durchschnittliche Inflationsrate der letzten fünf Jahre dazu aufträgt erhält man etwa einen linearen Zusammenhang. Am einen Ende der Geraden liegt Japan mit einem Rentneranteil von 26 Prozent und einer Teuerung von 0,5 Prozent, während das wesentlich jüngere Australien mit nur 15 Prozent Rentnern eine Inflation von 2,2 Prozent erlebt. Wenn man den Zusammenhang zwischen dem Anteil junger Menschen an einer Bevölkerung und Inflationsrate für Europa in die Zukunft extrapoliert, landet man in zehn Jahren bei einer Teuerung von 0,3 Prozent. Die Inflationsrate ist eine der beiden Einflussgrößen die die Höhe des Coupons von zehnjährigen Anleihen bestimmt", sagt Gebert.

Zinsen nahe Null Prozent werden uns noch lange erhalten bleiben

Im Mittel der Zeit ergibt sich die Verzinsung von Anleihen aus Inflationsrate plus Produktivitätsfortschritt. "Wer Geld verleiht, will bei Rückzahlung mindestens so viel kaufen können wie vorher. Die Höhe dessen, was zum Zins auf die Inflationsrate draufgesattelt werden kann, wird durch den Produktivitätszuwachs begrenzt. Nur was zusätzlich erwirtschaftet wird, kann auch ausbezahlt werden. Da der Produktivitätszuwachs nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA und Großbritannien, der in den vergangenen Jahrzehnten im Mittel etwa zwei Prozent betragen hat, mittlerweile auf nahe Null gesunken ist, ergibt sich rechnerisch eine vermutete Anleiherendite in zehn Jahren von Produktivitätswachstum plus Inflationsrate zu null plus 0,3 Prozent gleich 0,3 Prozent. Zinsen von etwa null Prozent werden uns also noch sehr lange begleiten, mit oder ohne Draghi", lautet das Fazit von Thomas Gebert.

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