Die Stimmung bei BMW ist angespannt. Wenn sich die Führungsriege des Münchner Autobauers diese Woche mit Investoren und Analysten trifft, dürfte sie sich auf einige unangenehme Fragen gefasst machen. Im Fokus: Die schwächelnden Verkaufszahlen in China und die Sorgen vor neuen Handelskonflikten.
Der Grund für die Nervosität: Vergangene Woche meldete BMW für das zweite Quartal einen Einbruch der Verkaufszahlen in China um 14 Prozent. Im Reich der Mitte dominieren lokale Hersteller wie BYD den boomenden Markt für Elektroautos. Für BMW war es das schlechteste erste Quartal im Land seit dem Jahr 2020.
Hoffnungsträger „Neue Klasse“
Wie Bloomberg berichtete, will CEO Oliver Zipse auf dem heute beginnenden zweitägigen Treffen den Blick nach vorne richten und die neue Elektro-Plattform, die „Neue Klasse“, in den Mittelpunkt stellen. Sie soll in den kommenden Jahren zum Eckpfeiler des Geschäfts werden und den Wandel weg vom Verbrennungsmotor beschleunigen. Noch in diesem Jahr soll die Produktion der neuen Modelle anlaufen, die mit der neuesten BMW-Technologie ausgestattet sind.
Für Analysten ist der Erfolg der neuen Plattform entscheidend. „Es steht viel auf dem Spiel“, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois in einer Notiz an Kunden. Die Veranstaltung müsse beweisen, „ob die Neue Klasse die Lücke zu Tesla und den wichtigsten chinesischen Wettbewerbern bei Software und Antriebsstrang schließen kann“.
Vorsprung vor Mercedes
Im Vergleich zum deutschen Erzrivalen Mercedes-Benz hat BMW bei den reinen Elektroautos dennoch die Nase vorn. Während die Verkäufe von batteriebetriebenen BMWs im ersten Halbjahr um 16 Prozent zulegten, brachen die E-Auto-Auslieferungen von Mercedes im gleichen Zeitraum um 19 Prozent ein.
Damoklesschwert Trump-Zölle
Zusätzliche Unsicherheit schafft die Drohung des US-Präsidenten Donald Trump vom Wochenende, Zölle von 30 Prozent auf Importe aus der EU und Mexiko zu erheben. Dies würde die aktuelle Abgabe auf Autoimporte von 25 Prozent nochmals deutlich erhöhen. Zuvor hatte sich Zipse noch optimistisch gezeigt, dass die Zoll-Diskussionen zu einem „überschaubaren Ergebnis“ führen würden.
Trotz der Hürden im Wettbewerb und der handelspolitischen Risiken blieben die weltweiten Fahrzeugverkäufe von BMW im zweiten Quartal mit einem leichten Plus von 0,4 Prozent nahezu stabil. Eine robuste Nachfrage bei der Marke Mini und bei Hybridmodellen konnte die Schwäche bei der Kernmarke BMW und in China ausgleichen. Ein Einstieg in die BMW-Aktie drängt sich aktuell allerdings nicht auf.
15.07.2025, 09:47