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07.10.2009 Frank Phillipps

"Biotech wird profitieren"

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Gesundheit ist ein Riesengeschäft - eine Erkenntnis, die sich zunehmend auch an der Börse durchsetzt. Im Interview mit DER AKTIONÄR verrät Lacuna-Vorstand Thomas Hartauer wo sich die größten Chancen bieten und warum vor allem die Biotech-Branche bei den Anlegern immer höher im Kurs steht.

Gesundheit liegt voll im Trend. Auch an der Börse. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die von der Schleus Markforschung GmbH im Auftrag der Fondsgesellschaft Lacuna durchgeführt wurde. Im Rahmen des sogenannten Healthcare-Investment-Monitors 2009/10, dessen wichtigste Ergebnisse DER AKTIONÄR auch in seiner aktuellen Titelstory vorstellt (hier als E-Paper abrufbar), wurden über 1.000 aktive Anleger befragt. Den Ergebnissen zufolge erwägt mehr als ein Viertel von Ihnen Investitionen in den Gesundheitssektor. DER AKTIONÄR sprach mit Thomas Hartauer, Vorstand der Lacuna AG, über die Ergebnisse der Studie und die Chancen und Risiken von Engagement im Healthcare-Sektor.

DER AKTIONÄR: Herr Hartauer, wie schätzen Sie das Wachstumspotenzial der Healthcare-Branche ein?

Thomas Hartauer: Allein aus der gesellschaftlich-demografischen Entwicklung leitet sich ein hohes Wachstumspotenzial für den Sektor ab. Das belegen auch die Zahlen: Diese zeigen für den Bereich Gesundheit deutlich erhöhte Ausgaben an. Allein in den USA betrug der Anteil der Gesundheitskosten im Jahr 2007 noch 16 Prozent des Bruttosozialprodukts, bis zum Jahr 2015 wird ein Anteil von 18 bis 20 Prozent prognostiziert.

Ein besonders signifikantes Ansteigen der Gesundheitsausgaben zeigt sich allerdings in den Emerging Markets, beispielsweise in China und Indien. Während hier die USA bei einem jährlichen Anstieg der Kosten von etwa fünf Prozent liegen, belegt China mit 17 Prozent den Spitzenplatz. Davon profitieren nicht nur lokale Unternehmen, sondern natürlich auch Akteure, die von außen die Chance erkennen und in diese Märkte investieren. Auch die Gesundheitsreform in China wird - ähnlich wie in den USA - enorme strukturelle Veränderungen mit sich bringen und damit große Entwicklungschancen für die gesamte Healthcare-Branche erschließen.

Könnten Sie das bitte genauer erläutern?

Stellen Sie sich das Ganze einmal in Zahlen vor: In den USA sind derzeit nur etwa 261 Millionen Amerikaner krankenversichert, die restlichen 46 Millionen dagegen nicht. Prozentual sprechen wir hier von einem Anstieg der Krankenversicherten von 17,6 Prozent. Der Bedarf an medizinischen Geräten, Techniken, Verfahren und Produkten wird sich demnach deutlich erhöhen.

Ähnliches zeichnet sich in China ab. Derzeit sind dort 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung krankenversichert. Vor kurzem aber wurde beschlossen, bis 2012 eine Versicherungsquote von 90 Prozent zu erreichen – damit würden circa 790 Millionen Chinesen zusätzlich versichert werden. Im Zuge dieser Reform werden etwa 2.000 neue Krankenhäuser gebaut, bestehende werden kernsaniert und modernisiert. Auch der Bedarf an Medikamenten steigt, da erstmals die Kosten für Medikamente von Krankenkassen erstattet und diese somit für die breite Bevölkerung zugänglich werden. Positive Wachstumszahlen in Forschung und Produktion sind das Ergebnis. Aufgrund dieser bevorstehenden Umwälzungen wird sich China wohl in den nächsten fünf Jahren zu einem der wichtigsten Märkte in der Healthcare-Branche entwickeln.

Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus für den Gesundheitsmarkt?

Durch die Konjunkturpakete in China und den USA zeichnet sich ein hohes Gewinnmargen-Potenzial ab. Im Speziellen werden hier die Sektoren Medtech und Biotech profitieren, die an der Entwicklung und Produktion neuer Medikamente und medizinischer Geräte beteiligt sind. Vor allem Mid Caps können diesen Aufschwung für sich nutzen.

Große Chancen werden sich in den nächsten Jahren vor allem im Generika-Sektor bieten. Hintergrund ist das Auslaufen vieler Medikamenten-Patente, die schließlich durch Generika ersetzt werden. Darüber hinaus gewährleisten Generika eine kostengünstige Medikamentenversorgung auch in breiten Gesellschaftsstrukturen wie in China.

An dieser Stelle zeigt sich eine Schattenseite der Healthcare-Branche, denn die klassische Pharma-Industrie wird es besonders hart treffen. Auch Versicherungsanbieter zählen tendenziell zu den Verlierern dieser Entwicklung in den USA, da sie durch die Einführung der allgemeinen Krankenversicherung unter einen verstärkten Kostendruck geraten werden.

Welche speziellen Themen bieten Ihrer Meinung nach besonderes Gewinnpotenzial?

Aus meiner Sicht gibt es besonders in der Medizinaltechnologie starke Wachstumsbereiche. Themen wie Zahnmedizin oder auch Augenheilkunde sind hier weltweit klar auf dem Vormarsch. Sehen Sie sich einmal das Feld der Zahnimplantate an: 40 Prozent der Weltbevölkerung fehlen Zähne, sechs bis zehn Prozent haben sogar einen zahnlosen Kiefer. Zahnimplantate kommen so immer stärker zum Einsatz und verdrängen Brücken und Gebisse. Allein für dieses spezielle Themengebiet wird ein 12- bis 15-prozentiges Wachstum prognostiziert.

Ähnlich gute Chancen bietet das Thema Augenheilkunde. Hier sind über 60 Prozent der Bevölkerung betroffen - allein 40 Prozent werden eine Kataraktoperation (Entfernung des grauen Stars) benötigen. Würde die Augenheilkunde voll ausgenutzt, könnten 75 Prozent der weltweiten Erblindungen vermieden werden. Eine Aufzählung, die eines veranschaulichen soll: Augenheilkunde ist ein äußerst interessanter Markt mit einer prognostizierten Wachstumsrate von acht bis zehn Prozent.

Weiterhin lassen sich auch rund um das Thema Diabetes - von der Prävention über die Diagnose bis hin zu Therapieverfahren - deutliche Chancen ablesen. Denn weltweit steigt die Anzahl der an Diabetes Erkrankten signifikant, besonders in Indien und China.

Das Biotech-Segment galt lange Zeit als hochspekulativ. Wie erklären Sie sich, dass 58 Prozent der Anleger gerade dieses Segment heute präferieren?

Biotechnologie wird regelmäßig als innovativer Teil der gesamten Gesundheitsbranche kommuniziert, auch in der Presse. Demgegenüber sind andere Subsegmente wie die Medizinaltechnik deutlich weniger bekannt. In punkto Pharmabranche kommt sogar eine signifikante Risikoaversion der Anleger zum Tragen, wie die Studie belegt. Als Gründe wurden hier an erster Stelle Patentabläufe genannt, an zweiter die leeren Produktpipelines.

Die Branchenkenntnisse der Anleger sind stark verbesserungsfähig. Es mangelt laut Studie an Information und Transparenz. Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Der Gesundheitssektor ist für Anleger eine wichtige Branche, macht sie doch mittlerweile circa zwölf Prozent des MSCI World aus. Nicht zuletzt in der aktuellen Krise konnten Healthcare-Investments ihre stabilisierende Wirkung als Depotbeimischung eindrucksvoll unter Beweis stellen. Da es hier aber trotzdem Informationsdefizite bei den Anlegern gibt, müssen und wollen wir zur allgemeinen Verfügbarkeit dieser Informationen beitragen, wie durch diese Studie, und auch den Anlageberatern entsprechende Hintergrundinformationen liefern.

Herr Hartauer, wir bedanken uns für das Gespräch.

Mehr zu den besten Investmentchancen im Gesundheitssektor finden Sie in der aktuellen Ausgabe von DER AKTIONÄR, die sie hier als E-Paper abrufen können.

Ausgewählte Ergebnisse und Charts zum Healthcare-Investment-Monitor 2009/10 finden sich unter www.schleus-mafo.de/studien.

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