Während Tech-Riesen wie Meta oder Nvidia dank massiver Investitionen in KI an der Börse durchstarten, tritt ein Gigant im Vergleich dazu auf der Stelle: Amazon. Trotz gigantischer Ausgaben für künstliche Intelligenz kann die Aktie des E-Commerce-Konzerns mit den Kursgewinnen von Nvidia und Meta nicht mithalten. Anleger fragen sich daher zu Recht: Wann zündet hier der KI-Turbo?
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Amazon-Aktie hat in diesem Jahr nur rund zwei Prozent zugelegt und hinkt damit dem S&P 500, der um sieben Prozent gestiegen ist, deutlich hinterher. Ein direkter Konkurrent wie Meta, der ebenfalls keine Kosten für seine KI-Dominanz scheut, hat seine Aktionäre bereits mit einem Plus von über 20 Prozent begeistert.
Anleger bleiben skeptisch
„Die Aktie bekommt nicht viel Anerkennung für KI“, so Brian Recht, Portfoliomanager bei Janus Henderson. „Investoren wollen sehen, ob Amazon tatsächlich in der Lage ist, die KI für eine verbesserte Profitabilität zu nutzen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Vorteile der KI im Laufe des Quartals deutlicher werden.“
Künstliche Intelligenz ist wieder zum entscheidenden Faktor geworden, der an der Börse die Gewinner von den Verlierern trennt. Meta, Microsoft und Nvidia sind die Top-Performer im S&P 500, während Unternehmen wie Apple, die bei der KI noch zu kämpfen haben, Kursverluste hinnehmen mussten. Bei Amazon, das mit seinem Cloud-Geschäft (AWS) und dem E-Commerce-Segment breit aufgestellt ist, belasten Sorgen vor Zöllen das Kerngeschäft.
Hoffnungsträger AWS und Einzelhandel
Bisher lag der Fokus der KI-Fantasie hauptsächlich auf Amazon Web Services (AWS). Es wird erwartet, dass die Cloud-Sparte von einer steigenden Kundennachfrage profitieren wird, da immer mehr Unternehmen KI-Anwendungen implementieren. Doch die Auswirkungen auf das Einzelhandelsgeschäft von Amazon könnten sich als ebenso bedeutend erweisen, meint Recht.
Hier soll KI gleich an mehreren Fronten für Wachstum sorgen: Durch gezieltere Werbung und Produktvorschläge, Effizienzsteigerungen im riesigen Logistiknetzwerk und in den Lagerhäusern. Zudem bewirbt das Unternehmen seinen Chatbot „Rufus“, der Kunden helfen soll, Produkte, Bewertungen und Preise besser zu filtern.
Wachstum vor Herausforderungen
Wenn Amazon am 31. Juli die Ergebnisse für das zweite Quartal vorlegt, erwarten Analysten laut Bloomberg-Daten im Schnitt einen Gewinn je Aktie von 1,32 Dollar bei einem Umsatz von 162 Milliarden Dollar. Das wäre ein Wachstum von vier beziehungsweise neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Amazon plant in diesem Jahr Investitionsausgaben in Höhe von 104 Milliarden Dollar – mit Abstand der höchste Wert im S&P 500. Diese Summe fließt nicht nur in die Rechenzentren-Infrastruktur, sondern auch in den Bau von Lagerhallen und andere Logistikkosten. Trotz dieser massiven Investitionen kündigte Amazon kürzlich sogar Stellenstreichungen in der Cloud-Sparte an, um Ressourcen zu optimieren und stärker in Zukunftsfelder zu investieren.
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Roboter als Effizienz-Booster
Ein weiterer Bereich, der bei Investoren für Fantasie sorgt, ist die Robotik. Amazon arbeitet intensiv daran, die Effizienz in Logistik und Lagerhaltung durch Automatisierung zu steigern. Laut einem Bericht von The Information entwirft das Unternehmen einen Indoor-Hindernisparcours, um humanoide Roboter für die Paketzustellung zu trainieren.
Der Einsatz von Robotern könnte laut Schätzungen der Bank of America bis 2032 jährliche Einsparungen von mehr als sieben Milliarden Dollar freisetzen. Analysten von Morgan Stanley schrieben letzten Monat, dass Amazons Einzelhandelsgeschäft der „am meisten unterschätzte Nutznießer von GenAI im Tech-Sektor“ sein könnte.
„Die Margen im Einzelhandel sind gering, also braucht Amazon jeden Produktivitätsschub, den es bekommen kann“, sagt Irene Tunkel, Chef-US-Aktienstrategin bei BCA Research. „Das ist etwas, das sich über fünf oder zehn Jahre entwickeln wird, aber Amazon ist hier an vorderster Front dabei, und das verschafft ihnen definitiv einen Vorteil.“ Für Anleger bleibt die Frage, wie viel Geduld sie noch aufbringen müssen, bis sich diese Vorteile auch im Aktienkurs widerspiegeln.
Amazon ist und bleibt ein schlafender Riese im KI-Zeitalter. Das Potenzial ist unbestreitbar – sowohl in der Cloud-Sparte AWS als auch im Kerngeschäft E-Commerce, wo Automatisierung und Robotik eine zunehmend wichtige Rolle spielen. DER AKTIONÄR ist bereits seit Längerem mit seinem AKTIONÄR-Depot in der Amazon-Aktie investiert und hat damit bereits über 115 Prozent Gewinn erzielt.
21.07.2025, 14:45