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13.03.2016 Nikolas Kessler

Trading-Coach Sebastian Steyer im Interview: Volatilität? Kein Problem!

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Die Unsicherheit an den Märkten ist hoch – wie schnell die Stimmung umschlagen kann, wurde beispielsweise nach den Ankündigungen von EZB-Präsident Mario Draghi in der vergangenen Woche deutlich. Mit den richtigen Produkten und konsequentem Risikomanagement können Anleger jedoch auch in anspruchsvollen Märkten erfolgreich agieren. Was dabei wichtig ist, verrät Sebastian Steyer, Buchautor und Trading-Coach bei nextmarkets.com.

 DER AKTIONÄR: Herr Steyer, wie sind Sie zum Trading gekommen?

Sebastian Steyer: Das war ein klassischer Zufall. Als BWL-Student habe ich 1996 völlig unbedarft Aktien des bankrotten Flugzeugbauers Fokker gekauft. Ich konnte mir schlicht und einfach nicht vorstellen, dass die Firma von der Bildfläche verschwindet – irgendjemand wird die Firma schon übernehmen, dachte ich mir. Als dann Gerüchte einer Übernahme aufkamen, stieg der Kurs deutlich an. Ich verkaufte und hatte innerhalb kurzer Zeit rund 3.500 D-Mark verdient. Dies war wohl die Initialzündung meiner Börsenkarriere, auch wenn ich damals schlicht und einfach Glück hatte.

Was war Ihr bisher bester Trade?

Die genannte Spekulation mit Fokker-Aktien war kurioserweise eine der besten. Ebenso eine Anlage in die Aktien von Schaltbau, die wir im von mir gemanagten Investmentclub seit mehr als acht Jahren halten und damit rund 400 Prozent im Plus liegen, zuzüglich Dividenden. Im kurzfristigen Bereich war es der Kauf von Drillisch im November 2011. Der Kurs kam durch eine Nachricht damals völlig überzogen unter Druck. Exakt auf dem Tagestief bei 3,25 Euro bin ich long eingestiegen und einige Stunden später bei 4,56 Euro wieder ausgestiegen. Plus 40 Prozent an einem Nachmittag – ungehebelt!

Wie bewerten Sie das vergangene Jahr aus Trader-Sicht?

2015 war eigentlich ein ganz angenehmes Jahr. Es waren klare Trends zu sehen. Seitwärtsbewegungen – die ich gar nicht mag – hielten sich in Grenzen. Also ein Jahr, in dem sich durchaus gutes Geld verdienen ließ, sowohl als konservativer Aktieninvestor als auch als spekulativer Trader.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Märkte 2016 ein?

Also, wenn 2016 so weitergeht, wie es begonnen hat, dann dürfte die deutliche Volatilität wieder genügend Chancen für erfolgreiche Trades bieten. Insbesondere längerfristige Anleger sollten bei Aktien aber nur auf die besten setzen, die es am Markt gibt. Kurzfristige Trader sollten unbedingt auf ein konsequentes Risiko- und Money-Management achten. Denn die erhöhte Volatilität kann auch zu einer besonderen Herausforderung werden. Insbesondere dann, wenn Positionen über Nacht gehalten werden.

Welche Maßnahmen zum Money-Management ergreifen Sie konkret?

Bei diesem Thema bin ich sehr strikt. Ich riskiere pro Trade nur maximal ein Prozent meines Tradingkapitals. Ich bestimme die Positionsgröße immer anhand der sogenannten Money-Management-Formel und verwende konsequent Stoppkurse. Denn ein sogenannter schwarzer Schwan an den Börsen genügt und der Trader oder Anleger sieht sein Kapital dahinschmelzen. Deshalb war es mir wichtig, über dieses Thema ein Buch zu veröffentlichen, um allen privaten Anlegern und Tradern zu zeigen, wie wichtig dieses Thema ist.

Welches ist Ihr Fachgebiet beim Trading?

Nun, ich bin eigentlich immer in zwei Rollen unterwegs: Zum einen bin ich klassischer Investor, wenn es um langfristigen Vermögensaufbau geht. Dabei sind mir die besten Aktien gerade gut genug. Ganz klassisch Qualitätsaktien eben. Auf der anderen Seite nutze ich natürlich auch gerne kurzfristige Chancen am Markt, dann bin ich Trader, wie es landläufig so schön heißt. Dabei bin ich sehr oft trendfolgend, aber manchmal auch antizyklisch unterwegs. Bestätigt sich mein Einstieg, dann versuche ich, dem Trend so lange wie möglich zu folgen und das Maximale herauszuholen.

Auf welchen Werten liegt dabei Ihr Schwerpunkt?

Was die Basiswerte angeht, so sind es vorwiegend Aktien aus der ersten und zweiten Reihe, also die großen internationalen Blue Chips. Dabei konzentriere ich mich auf europäische und amerikanische Titel. In die investiere ich entweder direkt oder gehebelt per CFD. Die Branchen spielen für mich dabei keine wesentliche Rolle.

Auf wie viele Empfehlungen können sich Ihre Follower im Schnitt einstellen? Und wie lange bleiben die Empfehlungen dann durchschnittlich im Depot?

Bei nextmarkets.com werde ich etwa zwei bis drei Trading-Ideen pro Woche veröffentlichen. Dies liegt zum einem daran, dass ich meine Trades fast immer über mehrere Tage, manchmal sogar über Wochen, halte. Zum anderen geht mir auch hier Qualität vor Quantität. Generell bin ich bei nextmarkets hauptsächlich als Trader, sowohl long als auch short, unterwegs und nicht als klassischer Investor.

Orientieren Sie sich bei der Auswahl Ihrer Empfehlungen an Fundamentaldaten oder am Chart?

Eine Kombination aus Charttechnik und Fundamentaldaten. Ich trade nie eine Aktie, bei der ich nicht weiß, was die Firma macht und wie es um die Fundamentaldaten steht – egal ob ich short oder long gehe. Auch wenn ich sehr kurzfristig unterwegs bin, reicht mir ein technisches Signal allein nicht aus. Wenn ich als klassischer Investor unterwegs bin, dann sind die fundamentalen Daten natürlich die erste Wahl. Die Charttechnik nutze ich dann nur, um beispielsweise Einstiegs- oder Stoppkurse zu definieren.

Nun ans Eingemachte: Wie steht es um Ihren Track Record?

Wenn ich Angaben über den Track Record von Tradern lese, dann sind für mich eigentlich nur die relevant, welche auch nachprüfbar sind. Nachprüfbar ist bei mir beispielsweise die Performance des von mir gemanagten Investmentclubs. Nehme ich da die letzten drei Jahre, dann sind das 27 Prozent nach Abzug der Abgeltungsteuer. Das klingt zunächst wenig spektakulär, zeigt aber, was mit soliden Aktien durchschnittlich pro Jahr möglich ist. Nutze ich dann noch die kurzfristigen Tradingchancen, dann spreche ich von circa 15 Prozent pro Jahr. Sie merken schon – Kontinuität geht bei mir vor!

Wozu würden Sie Ihrem Kind raten? Zu einem BWL-Studium oder einer Ausbildung zum Trader?

Auf jeden Fall zuerst zu einem BWL-Studium. Auch wenn man nach solch einem Studium mehr Generalist als Spezialist ist, eröffnet es einem doch sehr vielfältige Möglichkeiten. Der Weg in die Finanzwelt kann danach ja trotzdem folgen, sei es als langfristiger Anleger oder kurzfristiger Trader. Viel wichtiger ist aber, dass sich mein Kind frühzeitig mit der Börse als einem Baustein seiner Altersvorsorge beschäftigt. Ich hoffe, ich bin da ein gutes Vorbild.

Welchen Tipp würden Sie jedem Anleger mit auf den Weg geben?

Zwei Eigenschaften unterscheiden erfolgreiche Anleger und Trader von weniger erfolgreichen – Disziplin und Konsequenz. Auch hier gibt es Parallelen zu Erziehung eines Kindes: Zeigen die Eltern neben viel Liebe diese beiden Eigenschaften, dann wird sich das auch bei der Entwicklung und beim Charakter des Nachwuchses positiv bemerkbar machen.

Herr Steyer, vielen Dank für das Interview!

Hinweis auf potenzielle Interessenkonflikte: An der nextmarkets GmbH ist die börsennotierte FinLab AG (WKN 121806 / ISIN DE0001218063 / Tickersymbol: A7A) beteiligt. An der FinLab wiederum ist der Herausgeber von DER AKTIONÄR mittelbar wesentlich beteiligt.

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