BAGSVAERD (dpa-AFX) - Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk
Die Zulassung könnte nach Einschätzung von Experten ein entscheidender Schritt sein, um sich in dem lukrativen und stark umkämpften Markt für sogenannte GLP1-Abnehmmittel gegen den starken US-Konkurrenten Eli Lilly
Dies hat sich auch in den Aktienkursen beider Konzerne niedergeschlagen. Seit der Zulassung von Zepbound Ende 2023 hat sich das Lilly-Papier im Wert nahezu verdoppelt, wohingegen Novo Nordisk mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt hat. Dabei hatte das Papier der Skandinavier Ende Juni 2024 sogar noch ein Hoch bei gut 1.033 dänischen Kronen erreicht, doch danach ging es steil bergab. Auch inklusive der Kursgewinne kostet eine Novo-Aktie nur noch rund 320 Kronen - also ein Verlust von mehr als zwei Dritteln gegenüber dem vormaligen Rekord. Allein in diesem Jahr hat das Papier fast die Hälfte an Wert eingebüßt.
Bei den Pillen hat Novo nun aber einen kleinen Vorsprung: Lillys eigene Tablette ist noch nicht verfügbar, der Konzern hat aber just vor wenigen Tagen einen Zulassungsantrag für das Medikament (Orforglipron) zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas bei der US-Zulassungsbehörde FDA gestellt. Mit einer schnelleren Entscheidung darf gerechnet werden, da die FDA einen entsprechenden "Priority Review Voucher" ausgestellt hat. Lilly geht davon aus, bis März grünes Licht zu erhalten.
In den Tests hatte Orforglipron allerdings im Vergleich zu dem Präparat von Novo Nordisk etwas schlechter abgeschnitten, der durchschnittliche Gewichtsverlust der Probanden war niedriger. "Keine andere derzeit verfügbare orale GLP-1-Behandlung kann mit der Gewichtsabnahme mithalten, die mit der Wegovy-Tablette erzielt wird", unterstrich der seit Anfang August amtierende Novo-Chef Mike Doustdar denn nun auch und ergänzte: "Und wir sind sehr gespannt darauf, was dies für Patienten in den USA bedeuten wird." Die Zulassung basiert laut Unternehmensangaben auf einer Studie, in denen die Probanden bei täglicher Einnahme einer Pille im Schnitt rund 16,6 Prozent an Gewicht verloren.
Novo wie auch Lilly setzen große Hoffnungen auf die Tabletten, da ihre Einnahme im Vergleich zur Spritze als komfortabler gilt und daher womöglich auch noch mehr Patienten und Patientinnen zu den Präparaten greifen könnten.
Diesen Schub könnte Novo Nordisk gut gebrauchen, denn in den USA kämpft der Konzern lange nicht nur mit dem Wettbewerb durch Lilly, sondern auch mit von Apotheken hergestellten billigeren Nachahmerkopien. Die Entwicklung der Verkäufe war daher hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben, weshalb das Management gleich mehrmals in diesem Jahr seinen Ausblick kürzen musste. Im September verkündeten die Dänen zudem den Abbau von 9.000 Stellen. Wenig später einigte sich Novo Nordisk dann mit der US-Regierung auf eine Senkung der Preise für Wegovy und kürzte diese bereits im November drastisch.
Dies war allerdings auch Folge der US-Politik gegen die gesamte Pharmabranche, denn US-Präsident Donald Trump sind die hohen Medikamentpreise in den USA ein Dorn im Auge. Ähnlich wie Novo Nordisk hat auch Konkurrent Lilly bereits ein Abkommen abgeschlossen. Beide Hersteller haben sich unter anderem verpflichtet, ihre Gewichtssenker deutlich billiger an Selbstzahler und an Bezieher von Leistungen im Rahmen staatlicher Gesundheitsprogramme wie Medicare und Medicaid abzugeben. In der vergangenen Woche verkündete das Weiße Haus ein ähnliches Abkommen mit weiteren Konzernen, darunter Novartis, die Roche-Tochter Genentech, Sanofi, GSK, Bristol Myers Squibb und der deutsche Hersteller Boehringer Ingelheim.
Der Preis für die monatliche 1,5-Milligramm-Dosis soll bei Selbstzahlern bei 149 US-Dollar liegen, teilte der Konzern laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in einer E-Mail mit. Novo Nordisk will weitere Preisdetails für höhere Dosierungen seiner Wegovy-Pille erst kurz vor dem Markteintritt verkünden. Der Preis für Versicherte könnte dabei für alle Dosierungen sogar bei nur 25 Dollar pro Monat liegen./tav/mne/jha/
Quelle: dpa-AFX