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16.09.2019 Martin Mrowka

Öl-Schock: Kommt nun der Ausverkauf von Airline-Aktien wie Lufthansa?

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Deutsche Lufthansa

Eine kriegerische Eskaltion am Golf ist nach den Angriffen auf eine arabische Öl-Raffinerie wahrscheinlicher geworden. Das lässt die Ölpreise kräftig steigen und die Kurse von Airline-Aktien kräftig fallen. Ein Crash ist jedoch nicht zu erkennen. Die Fluggesellschaften müssen die weitere Entwicklung an den Ölmärkten abwarten.

Der Angriff mit mehreren Drohnen auf die wichtigste Raffinerie Saudi-Arabiens sorgte am Montag-Morgen für kräftig steigende Ölpreise. Aus Furcht vor Liefer-Ausfällen deckten sich Investoren panikartig mit Rohöl ein. Und das wiederum sorgt bei den Aktien von Fluggesellschaften für massive Verkäufe. Treibstoff ist der wichtigste Kostenfaktor bei den Airlines.

Der Aktienkurs der Lufthansa verlor im frühen Handel als schwächster DAX-Wert zeitweise fast vier Prozent, konnte aber die Verluste zuletzt etwas eindämmen. Auch die Papiere der europäischen Konkurrenten Air France-KLM und British-Airways-Mutter IAG büßten zeitweilig mehr als vier Prozent ein.

Analysten bleiben ruhig

In einem von Überkapazitäten geprägten Umfeld seien höhere Treibstoffpreise das Letzte, was der Sektor braucht, schrieb Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research in einer aktuellen Studie. Die Lufthansa sei gegen Ölpreisschwankungen aber recht gut abgesichert. Das US-Analysehaus hat die Einstufung für Lufthansa nach dem Angriff in Saudi-Arabien auf "Market-Perform" mit einem Kursziel von 15 Euro belassen. 

Die Lufthansa-Aktie hielt sich zuletzt über ihrer 50-Tage-Linie, die bei 14,33 Euro verläuft. Ein erneuter Rutsch darunter ließe - rein charttechnisch betrachtet - die Tiefstände unter 13 Euro wieder in Reichweite kommen.

Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

Aber noch ist es nicht soweit. Commerzbank-Ökonom Ulrich Leuchtmann beschwichtigte dann auch und erinnerte an die große weltweite Ölkrise in den 70er-Jahren: "2019 ist nicht 1973. Damals war es ein Boykott durch die arabischen Staaten - dessen Dauer vor allem politisch bestimmt war. Heute arbeitet man in Saudi-Arabien fieberhaft daran, die Produktion schnell wieder flott zu kriegen." Allerdings zeige der Angriff, wie verwundbar die saudische Ölproduktion sei. Dieser Aspekt dürfte nicht allen Marktteilnehmern bewusst gewesen sein.

Derzeit keine Versorgungsengpässe

Nun kommt es darauf an, wie lange die Ölförderung in Saudi-Arabien gestört bleibt und ob vielleicht weitere Angriffe erfolgen. Die Saudis mussten die Ölförderung auf gut fünf Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag etwa halbieren. Von der Raffinerie in Abkaik aus wird verarbeitetes Öl weiter an die Ost- und Westküste des Landes sowie nach Bahrain geleitet.

Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris sieht nach den Drohnenangriffen zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt, teilte die IEA mit. "Wir stehen in Kontakt mit den saudischen Behörden sowie mit den wichtigsten Produzenten- und Verbrauchernationen." Die USA kündigten an, im Falle von Engpässen Ölreserven freizugeben. Die strategischen Ölreserven der USA umfassen nach Ministeriumsangaben 630 Millionen Barrel. Saudi-Arabien produzierte nach Angaben der OPEC im vergangenen Monat rund 9,8 Millionen Barrel Öl pro Tag.

Eskalation am Golf?

Am Mittag kamen wenig ermutigende Aussagen: Die Erholung der Ölproduktion in Saudi-Arabien könnte länger dauern als gedacht. Die Experten von Goldman Sachs erwarten einen weiteren, kräftigen Preisanstieg, falls der gegenwärtige Produktionsausfall von etwa 5,7 Millionen Barrel länger als sechs Wochen anhalten sollte. In diesem Fall sei zum einen damit zu rechnen, dass die Industrieländer ihre strategischen Ölreserven anzapfen. Zudem dürfte der europäische Brent-Ölpreis von derzeit gut 65 Dollar auf über 75 US-Dollar steigen. Ein kürzerer Ausfall dürfte sowohl die Ölpreise als auch die Kurse der Airline-Aktien nur wenig belasten.

Manch Marktteilnehmer fürchtet auch eine Eskalation der Lage, falls die USA dem Iran eine Mitschuld an den Drohnen-Angriffen gibt.  Die Führung in Teheran bestreitet vehement jede Tatbeteiligung. Ein Krieg am Persischen Golf hätte weitreichendere Folgen, die auch andere Branchen belasten würde. Möglicherweise sind die ferngesteuerten, unbemannten Flugobjekte jedoch von iranischem Staatsgebiet gestartet. Die Huthi-Rebellen im Jemen behaupten, sie hätten die Drohnen entwickelt und gesteuert.

Das arabische Königreich führt im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden wiederum vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle.  (Mit Material von dpa-AFX)


Für die Lufthansa-Aktie kommt der Anschlag zu einem ungünstigen Zeitpunkt, versucht sie sich derzeit doch an einer Bodenbildung. Das sehr günstig bewertete Papier ist derzeit nur etwas für mutige Anleger. Zu ungewiss bleiben die Aussichten zwischen Ölpreis-Schock, Druck auf die Ticketpreise und Klimaschutz-Auswirkungen. Der Stoppkurs sollte recht eng bei 12,40 Euro platziert werden.

Hinweis: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.

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