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27.02.2022 Martin Mrowka

DAX und Co im Spannungsfeld von Krieg, Sanktionen und Wirtschaft – Kurse bleiben in der neuen Woche volatil

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DAX

Eine friedliche Lösung im Ukraine-Krieg ist derzeit nicht absehbar. Wladimir Putin und seine Truppen machen deutlich, dass sie die Ukraine brechen wollen, sich vielleicht sogar einverleiben. Der Westen schließt nun Russland-Banken aus Swift aus. Die Sanktionen werden Russland wirtschaftlichen Schaden beifügen, der Krieg in Europa geht vorerst weiter. Der Wochenausblick für DAX und Co ist schwierig.

Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank hatte vor einer Woche hier beim Stand von gut 15.000 Punkten mit 14.000 Zählern ein grobes Ziel für den DAX ausgegeben, falls Russland in die Ukraine einmarschiert. Als Putin tatsächlich Ernst machte und ins ganze Land einmarschierte, hielt die 14.000-Punkte-Marke nicht. Bis auf 13.807 Punkte sackte der DAX zwischenzeitlich ab, bevor Käufe den Leitindex wieder auf über 14.500 Punkte trieben.

Auf Xetra ging der DAX am Freitag bei 14.567 Punkten ins Wochenende und machte damit einen Teil der herben Verluste des Vortags wett. Der Wochenverlust beträgt dennoch 3,16 Prozent. Der Late-DAX kletterte noch über die 14.600er-Marke. Der MDAX verlor in der abgelaufenen Woche 3,6 Prozent auf 31.800 Punkte.

Hinter dem Aufschwung am Freitag steckten Hoffnung auf Verhandlungen Russlands mit der Ukraine, die aus Moskau nach Wunsch aus der Ukraine angedeutet wurden. Am Samstag verlautete aus Russland jedoch, dass Kiew keine Friedensverhandlungen wolle, die Ukraine dementierte. (Die Wahrheit bleibt in Kriegszeiten oft auf der Strecke.)  Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen nun bei 14.460 Punkten wieder unter dem Freitagsschluss. 

DAX (WKN: 846900)

Verlässliche Prognosen für die kommenden Wochen kommen derzeit dem Lesen von Kaffeesatz gleich. Der VDAX als Gradmesser für die Verunsicherung war zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Oktober 2020 gestiegen. Die hohen Kursschwankungen dürften angesichts neuer Unsicherheiten anhalten. Fakt ist, dass der DAX-Chart nach dem Unterschreiten der Unterstützungszone bei 14.800 Punkte technisch angeschlagen ist.

"Für Investoren ist jetzt entscheidend, die Gründe für den Krieg zu verstehen", schrieb die kanadische Denkfabrik BCA Research vor dem Wochenende. Russland wolle mit dem Angriff verhindern, dass die Ukraine ein Partner der USA und deren Verbündeter wird. Moskau werde dafür vermutlich einen Marionettenstaat installieren und so auf absehbare Zeit eine Annäherung des Landes an den Westen verhindern.

Nato kann nicht eingreifen

Zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland werde es direkt nicht kommen. "Wegen der Gefahr einer gegenseitigen nuklearen Vernichtung ist eine solche Eskalation unwahrscheinlich", heißt es in der BCA-Studie. Die USA und Russland blickten auf eine 73 Jahre lange Geschichte der Vermeidung eines direkten militärischen Konflikts zurück. Washington und die Europäische Union dürften es bei weitreichenden Sanktionen gegen Russland belassen.

In der Nacht zu Samstag ist ein umfassendes Sanktionspaket der EU in Kraft getreten, das die Bereiche Energie, Finanzen und Transport sowie Exportkontrollen für bestimmte Produkte umfasst. Außerdem sollen die Vermögen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des russischen Außenministers Sergej Lawrow im Ausland eingefroren werden.

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"Ein europäischer Boykott oder ein russisches Embargo von Öl- und Gaslieferungen würden eine Rezession in Europa auslösen. Mit einer Rezession würden die politischen Führungen in Europa in den kommenden Jahren ihre Macht verlieren", so BCA. Darum werde Europa diese Option nicht ziehen. Selbst die USA seien anfällig für Preisschocks an den Energiemärkten, nicht zuletzt mit Blick auf die Zwischenwahlen in den USA im November.

Auch Katharina Utermöhl von der Allianz-Gruppe erwartet im schlimmsten Szenario, das eine vollständige Aufgabe der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland und damit auch ein Ende der Energie-Lieferungen beinhaltet, dass Deutschland in eine tiefe Rezession rutschen würde.

Russische Banken raus aus Swift

In der Nacht zum Sonntag haben Deutschland und westliche Verbündete nun einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift beschlossen. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Getroffen wurde die Entscheidung demnach von den Vereinigten Staaten, Frankreich, Kanada, Italien, Großbritannien, der EU-Kommission und Deutschland.

Betroffen seien alle russischen Banken, die bereits von der internationalen Gemeinschaft sanktioniert seien. Hinzukommen sollten, soweit erforderlich, weitere russische Banken. Damit sollten diese Institute von den internationalen Finanzströmen abgeklemmt werden, was ihr globales Agieren massiv einschränken werde.

Darüber hinaus legten die Länder nach Angaben der Bundesregierung fest, die Möglichkeiten der russischen Zentralbank weiter einzuschränken, mit internationalen Finanzgeschäften den Kurs des Rubel zu stützen. Die beschlossenen Sanktionen richteten sich zusätzlich auch gegen Einzelpersonen und Einrichtungen in Russland und andernorts, die den Krieg gegen die Ukraine unterstützten.

Zudem bereitet die Bundesregierung eine Sperrung des deutschen Luftraums für russische Flugzeuge vor. Bundesverkehrsminister Volker Wissing befürworte dies und habe angeordnet, alles dafür vorzubereiten, teilte sein Ministerium am Samstagabend mit. Ein EU-Diplomat sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch die anderen EU-Länder ihren Luftraum schließen werden." Die Lufthansa teilte bereits zuvor mit, zunächst nicht mehr nach oder über Russland zu fliegen.

Reduzierung der Abhängigkeit von Russland-Gas benötigt Zeit

In Bezug auf die Börsen dürfte der Konflikt zwischen Russland und Europa bedeuten, dass sich europäische Aktien zumindest auf kurze Sicht schlechter schlagen als andere Märkte, prognostizierte BCA Research. Vor allem die Gaspreise dürften hoch bleiben (zuletzt extreme Schwankungen) und die Wirtschaft belasten. Das gelte vor allem für Deutschland und Italien, die auf russisches Gas besonders angewiesen seien. Eine Reduzierung dieser Abhängigkeit benötige Zeit.

Mit Blick auf die Sektoren belasteten hohe Energiepreise vor allem die Industrie, die im DAX stark vertreten ist. Der Bankensektor dürfte zudem von der Aussicht auf weiter niedrige Zinsen leiden.

Weitere Quartalszahlen

Neben dem Krieg in der Ukraine und den Folgen werden die Anleger auch in der neuen Woche auf die Quartalsberichte der Unternehmen schauen. Mehrere DAX-Konzerne wie Bayer, Covestro, HelloFresh, Beiersdorf, Merck KGaA und Zalando öffnen ihre Bücher.

Von den Nebenwerten und dem Ausland melden unter anderem folgende Unternehmen noch Quartals- oder Jahreszahlen: Chevron, FlatexDegiro, HP, Just Eat Takeaway, Kion, Lufthansa, Pro7Sat.1, Salesforce, Shop Apotheke, Sixt, Swiss Life, Va-Q-tec und Zoom Communications.

Deutsche Börse überprüft Indizes

Viermal im Jahr, jeweils am dritten Arbeitstag im März, Juni, September und Dezember ist Indextermin. Erstmals im Jahre 2022 werden die anstehenden Veränderungen in DAX, MDAX und SDAX am 3. März nach US-Börsenschluss veröffentlicht. Die zugrundeliegende Rangliste der Unternehmen basiert auf den Schlusskursen vom Freitag davor. Wirksam werden die beschlossenen Änderungen dann gut drei Wochen später.

Auch zur Konjunktur stehen in der neuen Woche wichtige Veröffentlichungen an, allen voran der Arbeitsmarktbericht für den Februar aus den USA am Freitag. Hinzu kommen Umfragen unter Einkaufsmanagern Chinas, Europas und den USA. Auch der Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed, Beige Book, dürfte einen Blick wert sein, nicht zuletzt angesichts der hohen Inflation in den USA.  (Mit Material von dpa-AFX)


Folgende Artikel standen in der vergangenen Woche im besonderen Fokus der Leser auf www.deraktionaer.de:

DER AKTIONÄR  Nr. 09/22
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