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14.10.2019 Nikolas Kessler

Netflix: „Alles oder nichts“ am Mittwoch

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Netflix

Netflix legt am Mittwoch (16. Oktober) die Zwischenbilanz für das dritte Quartal vor. Nach der Enttäuschung in Q2 sind die Erwartungen diesmal besonders hoch – denn angesichts der wachsenden Konkurrenz darf sich der Streaming-Marktführer keine Schwäche erlauben.

Die US-Großbank Bank of America hat es bereits Anfang Oktober auf den Punkt gebracht: Für Netflix geht es jetzt um „alles oder nichts“. Denn die Q3-Bilanz werde zeigen, ob es das Unternehmen in Zukunft mit der wachsenden Konkurrenz von Disney, Apple und Co aufnehmen kann.

Das Abonnenten-Wachstum wird laut Analyst Nat Schindler diesmal ganz besonders unter Beobachtung stehen, nachdem Netflix im zweiten Quartal bitter enttäuscht hatte. Mit einem Nettozuwachs von gerade einmal 2,7 Millionen zahlender Abonnenten hatte Netflix die eigene Prognose und die Erwartungen der Analysten klar verfehlt. Speziell in den USA war die Zahl der kostenpflichtigen Abos sogar leicht rückläufig – das gab es seit 2011 nicht mehr.

Statista

Immerhin: Mit zuletzt 151,6 Millionen zahlenden Abonnenten hat Netflix einen Vorsprung, den die neuen Konkurrenzdienste erst einmal einholen müssen. Das erkennt auch Analyst Schindler an und leitet daraus einen Puffer ab, den Netflix zum Ausbau des Content-Angebots nutzen kann.

„Jerry“ soll es richten

Angesichts wachsender Konkurrenz unter den Streaming-Anbietern sind exklusive Inhalte ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Doch das hat seinen Preis: Der Kampf um den besten Content treibt auch die Preise in die Höhe – sowohl für die Herstellung von Eigenproduktionen als auch für die Rechte älterer Formate. Für die weltweiten Streamingrechte der US-Kultserie „Seinfeld“ soll Netflix mindestens 500 Millionen Dollar bezahlt haben.

Um die Spitzenposition zu verteidigen, wird Netflix allein im laufenden Jahr bis zu 15 Milliarden Dollar für Inhalte ausgeben. Im zweiten Quartal hat der Streamingdienst bereits Content-Verbindlichkeiten von insgesamt 18,5 Milliarden Dollar und einen negativen Free Cash Flow von 594 Millionen Dollar ausgewiesen.

Und daran wird sich kurzfristig auch nichts ändern, wie CEO Reed Hastings wiederholt klargemacht hat. Für das Gesamtjahr 2019 stellt er einen Free Cash Flow von minus 3,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Erste Verbesserungen seien erst ab dem kommenden Jahr zu erwarten. 

In der Zwischenzeit setzt er auf Hochzinsanleihen, um den immensen Kapitalbedarf zu decken. Allein in den letzten zwölf Monaten hat Netflix rund vier Milliarden Dollar am Anleihemarkt eingesammelt. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hat sich die langfristige Verschuldung auf 12,6 Milliarden Dollar vervierzehnfacht.

Was, wenn die Strategie scheitert?

Die riskante Strategie hat in den vergangenen Jahren für einen beachtlichen Nutzerzuwachs gesorgt. Doch spätestens seit den Q2-Zahlen bekommt die Wachstumsstory Kratzer. Dabei nimmt der Konkurrenzkampf mit dem Start der günstigeren Konkurrenzprodukte Apple TV Plus (1. November) und Disney Plus (12. November) im Schlussquartal erst so richtig Fahrt auf. Im neuen Jahr folgen dann auch noch Peacock von NBC und WarnerMedia von AT&T.

Zwar gibt sich Hastings angesichts der wachsenden Konkurrenz gelassen – den Anlegern zittern aber bereits die Knie: Die Netflix-Aktie ist seit Juli kräftig unter Druck und hat ihre zwischenzeitlichen Kursgewinne vom Jahresanfang in Höhe von bis zu 46 Prozent zwischenzeitlich vollständig abgegeben.

Netflix (WKN: 552484)

Experten werden vorsichtiger

Vor diesem Hintergrund werden auch einige Analysten vorsichtiger: Goldman Sachs und UBS haben im Vorfeld der Zahlen zwar ihre Kaufempfehlungen für die Netflix-Aktie bestätigt, ihre jeweiligen Kursziele aber auf 360 beziehungsweise 370 Dollar gesenkt.

Nat Schindler von Bank of America bleibt indes trotz der Bedenken bullish: Er sieht die Aktie weiterhin erst bei 450 Dollar fair bewertet – und signalisiert damit mehr als 60 Prozent Kurspotenzial.

Die Karten werden neu gemischt

Der Konkurrenzkampf unter den Streaming-Anbietern wird sich in den nächsten Monaten brutal verschärfen. Angesichts der hohen Schulden und der ambitionierten Bewertung mit einem 2019er-KGV von 69 kann sich Netflix aber keine Schwäche leisten. DER AKTIONÄR hatte bereits im Juli (Ausgabe 32/19) den Verkauf der Aktie empfohlen. Seitdem ging es um rund 20 Prozent bergab. Daher lautet die Empfehlung auch weiterhin: Finger weg!


Teile dieses Artikels sind zuerst in AKTIONÄR-Ausgabe 40/19 erschienen.


Hinweis auf Interessenkonflikte:

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Netflix.


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