Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA schießen auf den höchsten Stand seit Ende 2021 – ein klares Warnsignal für die Konjunktur. Dennoch kennt die Wall Street heute nur eine Richtung: nach oben. Dank glänzender Zahlen von Microsoft und Meta trotzen die Märkte der Arbeitsmarkt-Schwäche. Was Anleger jetzt wissen müssen.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ist in der Woche bis zum 26. April deutlich auf 241.000 gestiegen – das sind 18.000 mehr als in der Vorwoche und über den Markterwartungen von 225.000. Auch die fortgesetzten Anträge nahmen um 83.000 auf 1,92 Millionen zu, den höchsten Wert seit November 2021.
Damit sendet der US-Arbeitsmarkt ein erstes ernstzunehmendes Warnsignal. Die bislang robuste Beschäftigungslage, die als Bollwerk gegen eine Rezession galt, beginnt zu bröckeln. Besonders im Vorfeld des anstehenden Arbeitsmarktberichts für April, der nur einen Stellenzuwachs von 135.000 erwarten lässt (nach 303.000 im März), dürfte das Fed-Beobachter nervös machen.
Zinsspekulationen bleiben gedämpft
Trotz der schwächeren Arbeitsmarktdaten dürfte sich an der Erwartung für die nächste Fed-Sitzung am 7. Mai wenig ändern. Eine Zinssenkung ist weiterhin nicht in Sicht – zu stark war bislang die Konsum- und Lohnseite. Doch die neue Dynamik im Jobmarkt könnte mittelfristig die Tür für eine lockerere Geldpolitik öffnen.
Wall Street im Aufwind – dank Tech-Schwergewichten
Gleichzeitig überlagern heute starke Unternehmenszahlen die Konjunktursorgen: Microsoft und Meta liefern mit exzellenten Quartalsbilanzen kräftige Impulse. Die Aktie steigt im vorbörslichen Handel um neun beziehungsweise sieben Prozent. Der Nasdaq 100 klettert vor Handelsstart über zwei Prozent und nimmt die Marke von 20.000 Punkten ins Visier – das höchste Niveau seit März.
Der KI-Boom, steigende Werbeeinnahmen und eine positive Marktstimmung in der Tech-Branche lassen die Indizes trotz trüber Arbeitsmarktsignale steigen. Apple und Amazon folgen heute Abend mit Zahlen – weitere Impulse dürften folgen.
Die heutigen US-Arbeitsmarktdaten senden ein Warnsignal: Die Wirtschaft verliert Tempo. Doch Anleger bleiben ruhig. Der Grund: Die Tech-Riesen liefern weiter – bei Wachstum, Margen und Visionen. Der Markt bleibt gespalten: konjunkturelle Sorge hier, technologische Euphorie dort. Solange die großen Techs überzeugen, läuft der Börsenaufschwung weiter. Doch der schwache Arbeitsmarkt mahnt zur Vorsicht. Spätestens wenn der Konsum einbricht, dürfte auch die Fed umdenken. Anleger sollten die Stärke der Techs nutzen – und die Risiken nicht verdrängen.
Enthält Material von dpa-AFX
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