Der Bitcoin setzte seine Talfahrt fort und brach am gestrigen Mittwochabend kurzzeitig unter die Marke von 89.000 Dollar. Damit notierte die Digitalwährung nicht nur auf dem tiefsten Stand seit April, sondern auch mehr als fünf Prozent unter dem Jahresstart 2025. Der Auslöser: ein tief gespaltenes Protokoll der US-Notenbank Federal Reserve, das Anlegern jegliche Sicherheit raubt.
Das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll der Oktober-Sitzung zeichnet das Bild einer tief zerstrittenen Fed. Während einige Währungshüter auf eine Abkühlung am Arbeitsmarkt und die Gefahr einer schärferen Rezession hinwiesen, sahen viele andere die Inflation hartnäckig über dem Zwei-Prozent-Ziel verankert. Der Grund: hohe Zölle auf Waren und hartnäckige Preise im Dienstleistungssektor. Das Fazit der Notenbanker: Der geldpolitische Kurs ist keineswegs vordefiniert. Die Tür für die Dezember-Sitzung bleibt weit offen.
Märkte preisen Zinssenkung aus
Entsprechend nervös reagierten die Märkte. Auf der Prognoseplattform Polymarket stürzte die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Dezember von 52 auf nur noch 30 Prozent ab. Gleichzeitig schoss die Erwartung für unveränderte Zinsen von 46 auf fast 70 Prozent in die Höhe. Ein ähnliches Bild zeigte das CME FedWatch Tool.
Diese makroökonomische Unsicherheit trifft den Bitcoin in einer ohnehin fragilen Verfassung. Vetle Lunde von K33 Research warnt vor einer „gefährlichen“ Konstellation am Derivatemarkt. Das offene Interesse an Perpetual Futures sei um mehr als 36.000 BTC gestiegen – der größte wöchentliche Zuwachs seit April 2023. Zugleich seien die Funding Rates positiv, was auf Spekulanten hindeutet, die mit hohem Hebel auf eine schnelle Erholung wetten, die bisher ausbleibt.
Lunde bezeichnet dieses Verhalten als „Griff ins fallende Messer“ und sieht Parallelen zu früheren Marktphasen, die weiteren Abverkäufen vorausgingen. Als potenzielle Bodenzone taxiert er den Bereich zwischen 84.000 und 86.000 Dollar, schließt aber auch einen tieferen Fall in Richtung des April-Tiefs bei 74.500 Dollar nicht aus.
Auch der breitere Krypto-Markt gerät in den Strudel. Ethereum fiel auf rund 2.870 Dollar und durchbrach damit erstmals seit Juli die psychologisch wichtige 3.000-Dollar-Marke. XRP sackte in Richtung der Zwei-Dollar-Marke ab, ein Niveau, das seit fünf Monaten nicht mehr gesehen wurde.
Die Kursreaktion entzaubert das Narrativ vom „digitalen Gold“ einmal mehr. Anstatt von der Inflationsangst zu profitieren, kapituliert der Bitcoin vor der Aussicht auf länger anhaltend hohe Zinsen. Die Volatilität kann kurzfristig weiter erhöht bleiben, die langfristige Story für Bitcoin ist jedoch weiterhin intakt.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin, Ethereum.
20.11.2025, 09:50