Beim Blick auf die Kurstafel mag dieser Tage ein anderer Eindruck entstehen, doch 2025 war für die Kryptobranche in vielerlei Hinsicht ein Rekordjahr. Neben neuen Allzeithochs bei Bitcoin und vielen Altcoins haben auch die Übernahme-Aktivitäten in der Branche einen neuen Höchstwert erreicht – und zwar sowohl bei der Anzahl als auch dem Volumen der Deals.
Wie Bloomberg mit Verweis auf Daten der Analysefirma PitchBook berichtet, stieg das Volumen der Übernahmen im Kryptosektor bis zum 20. November mit 8,6 Milliarden Dollar auf ein Allzeithoch. Damit nahmen Krypto-Firmen in diesem Jahr mehr Geld für Zukäufe in die Hand als in den vier vorangegangenen Jahren zusammen. Besonders frappierend ist die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr, als das M&A-Volumen nur bei 65,5 Millionen Dollar lag.
Die Krypto-Beratungsfirma Architect Partners kam unter Verwendung einer anderen Methodik sogar auf ein Übernahmevolumen von 12,9 Milliarden Dollar, verglichen mit nur 2,8 Milliarden Dollar im Vorjahr.
Den Auftrieb verdankt die Branche vor allem dem kryptofreundlichen politischen Klima unter der Trump-Regierung. Zinssenkungen, regulatorische Klarheit und der Bullenmarkt zu Jahresbeginn trieben große Krypto-Unternehmen in den Wachstumsmodus, wie PitchBook-Analyst Ben Riccio erklärt: „Große Krypto-Unternehmen sind 2025 deutlich übernahmefreudiger geworden, da Zinssenkungen, regulatorische Klarheit und der Krypto-Bullenmarkt zu Beginn des Jahres sie in den Wachstumsmodus versetzt haben."
Zu den größten Deals des Jahres zählen die Übernahme der Options-Börse Deribit durch Coinbase für 2,9 Milliarden Dollar, Krakens Kauf der Retail-Futures-Plattform NinjaTrader für 1,5 Milliarden Dollar sowie Ripples Akquisition des Prime Brokers Hidden Road für 1,25 Milliarden Dollar. Coinbase hat sich dabei als aktivster Käufer etabliert: Seit 2020 war die Börse an 24 Transaktionen beteiligt, allein acht davon in den vergangenen zwölf Monaten.
Auch die Anzahl der Deals erreichte mit 133 Transaktionen einen neuen Rekord und übertraf damit das bisherige Hoch von 107 Deals im Jahr 2022, als allerdings nur 1,02 Milliarden Dollar investiert wurden. Das bisherige Rekordjahr 2021 hatte Transaktionen im Wert von 4,6 Milliarden Dollar gesehen.
Doch die Euphorie hat mittlerweile einen Dämpfer erhalten. Seit dem Markteinbruch im Oktober, der über eine Billion Dollar an Wert aus dem Krypto-Markt wischte, hat sich die Stimmung eingetrübt. Bitcoin hatte im Oktober noch ein Rekordhoch von 126.251 Dollar erreicht, bevor die Korrektur einsetzte. Coinbase verlor im vierten Quartal ein Fünftel seines Börsenwerts, American Bitcoin – ein Mining-Unternehmen mit Verbindungen zur Trump-Familie – büßte seit Anfang Oktober sogar rund 70 Prozent ein (DER AKTIONÄR berichtete).
Besonders unter Druck stehen nun Unternehmen, die über SPACs an die Börse gegangen sind und deren Geschäftsmodell hauptsächlich auf dem Halten von Kryptowährungen basiert – sogenannte Digital Asset Treasury Companies (DATs). Architect Partners warnte in einer aktuellen Analyse: „Es bleibt abzuwarten, wie sich die Deal-Aktivität und Bewertungen in den kommenden Monaten entwickeln werden, falls die Krypto-Preise weiterhin gedrückt bleiben. Wir haben bereits von einigen Deals gehört, die aufgrund der Marktunsicherheit abgesagt wurden.“
Coinbase setzt gezielt auf Übernahmen, um das Produktangebot auszubauen und stärkt so gleichzeitig die Position als absolutes Schwergewicht in der Kryptobranche. Für den AKTIONÄR bleibt die Aktie ein Basisinvestment im Kryptosektor und der aktuelle Rücksetzer vom Rekordhoch im Sommer eine spekulative Kaufchance für langfristig orientierte Anleger.
04.12.2025, 10:15