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23.04.2020 DER AKTIONÄR

Vermögensabgabe statt Coronabonds

Das Coronavirus muss jetzt für allerlei Irrsinn herhalten. Die Forderung der Sozialisten nach einer beispiellosen Umverteilung geht einher mit immer kruderen Ideen. Im Gleichklang fordern alle Parteien links der Union die Anhebung des Spitzensteuersatzes sowie die Einführung einer Vermögensabgabe zur Bewältigung der Kosten der Coronakrise. Ist das richtig?

Dass diese Gedankenspiele in den Köpfen der Bürger noch nicht verfangen, zeigen Umfragen. Sie lassen in dieser Krise nur einen Gewinner erkennen: Die Union, die etliche Prozentpunkte gutgemacht hat, nähert sich jetzt wieder der Marke von 40 Prozent. Das macht dahingehend Hoffnung, als dass es doch zeigt, dass bei Weitem nicht nur die Spitzenverdiener nun um ihr Vermögen bangen, sondern auch die Mittelschicht und alle Arbeitenden ihr Erspartes vor dem Zugriff des Staates nicht mehr sicher wähnen, sollten die Sozialisten an die Macht kommen und ihre Pläne umsetzen.

In der Wahrnehmung fehlt nicht mehr viel, und das Ersparte der Deutschen bleibt als Kollateralschaden der Einführung von Coronabonds auf der Strecke. Hier geht es ans Eingemachte, dessen sollte sich jeder bewusst sein oder bald werden. Denn die Forderung der Sozialisten nach einer Vergemeinschaftung von Schulden auf europäischer Ebene unter dem Vorwand der Solidarität ist Augenwischerei. In Verbindung mit der Forderung nach einer Vermögensabgabe wird sie zur Farce. Schließlich gilt: Italien kann sich sehr wohl selbst helfen. 60 Millionen Italiener verfügen über Privatvermögen von 10 Billionen Euro – und damit über rund 3,5 Billionen Euro mehr als 83 Millionen Deutsche. Eine Abgabe von lediglich 14 Prozent auf diese knapp 10 Billionen Euro würde ausreichen, um die italienischen Staatschulden auf 60 Prozent des BIP zu senken – und damit auf ein Niveau niedriger, als es in Deutschland anzutreffen ist, wie der Ökonom Daniel Stelter errechnet hat. Wer demnach von den Deutschen eine Abgabe und zugleich die Einführung von Coronabonds fordert, die für den deutschen Staat und damit seine Bürger zu einer Mehrbelastung von über 400 Milliarden Euro führen könnte, zeigt sich zwar womöglich solidarisch mit europäischen Nachbarn, nicht aber mit seinem eigenen Volk.

Es ist wie beim Fliegen: Wenn beim Druckabfall die Masken von der Kabinendecke fallen, lautet die erste Anweisung: Erst setzen Sie sich eine Maske auf, dann helfen Sie Ihrem Nachbarn. Handeln Sie entgegengesetzt, könnte es sein, dass Sie ohnmächtig werden oder gar sterben, noch ehe Sie Gelegenheit hatten, sich um sich selbst zu kümmern. Wer anderes von Ihnen verlangt, wünscht Ihnen nichts Gutes. Anderen zu helfen ist gut und ehrenhaft. Sich selbst darüber zu vergessen nicht.

Dieser Beitrag ist als Standpunkt in Ausgabe 18/2020 des AKTIONÄR erschienen, die Sie hier als digitales E-Paper lesen können.

Über den Autor

Bernd Förtsch gründete 1989 den Börsenbuchverlag, den er 1996 in die heutige Börsenmedien AG umfirmierte. Im Jahr 2002 gründete er die heute börsennotierte Onlinebank flatex AG.

Bernd Förtsch hält Anteile an zahlreichen Unternehmen. Unter anderem ist er Mehrheitseigner der Frankfurter Finlab AG, deren wichtigste Beteiligung Deposit Solutions zum „Unicorn“, einem Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro, wurde.

Er ist Verleger des wöchentlichen Börsenmagazins DER AKTIONÄR - seit 1996 Pflichtblatt an allen deutschen Börsen und eine der erfolgreichsten Anlagepublikationen im deutschsprachigen Raum.

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