Milliarden-Hammer bei Kering: Der französische Luxusriese verkauft seine Kosmetiksparte für rund vier Milliarden Euro an L’Oréal. Die Unternehmen bestätigten den Deal in der Nacht auf Montag. Die Transaktion umfasst den Parfümhersteller Creed sowie die Rechte zur Entwicklung von Duft- und Kosmetiklinien unter Kerings Modemarken.
Neben der Übernahme von Creed erhält der Konzern eine 50-jährige Exklusivlizenz, um künftig Düfte und Kosmetik für Gucci, Balenciaga, Bottega Veneta und Alexander McQueen zu entwickeln. Kering hatte seine Beauty-Sparte erst 2023 gegründet, mit dem Ziel, Kosmetikprodukte künftig selbst zu entwickeln, statt Lizenzen an Dritthersteller zu vergeben. Dazu hatte der Konzern den britischen Parfümhersteller Creed für rund 3,5 Milliarden Euro übernommen. Doch die Integration verlief schwieriger als erwartet: Die Sparte schrieb im ersten Halbjahr 2024 einen Betriebsverlust von 60 Millionen Euro, während das Luxusgeschäft insgesamt an Dynamik verlor.
Mit dem Vier-Milliarden-Euro-Verkauf macht der neue Kering-Chefs Luca de Meo die strategische Entscheidung seines Vorgängers François-Henri Pinault rückgängig. Während Pinault auf Diversifikation gesetzt hatte, verfolgt de Meo nun eine klare Rückbesinnung auf Mode und Luxus-Accessoires.
Schuldenabbau
Der Deal soll Kering wieder profitabler machen und die hohen Schulden senken. Ende Juni 2024 betrug die Nettoverschuldung des Konzerns rund 9,5 Milliarden Euro, hinzu kamen langfristige Leasingverpflichtungen von etwa sechs Milliarden Euro. Nach dem Abschluss des Verkaufs sollen die Erlöse direkt in die Bilanzstärkung fließen.
Kerings Börsenwert ist in den vergangenen Jahren von über 80 Milliarden auf derzeit unter 40 Milliarden Euro gesunken, vor allem wegen der anhaltenden Probleme der Kernmarke Gucci. Deren Umsatz brach zuletzt um 25 Prozent ein, da die Nachfrage in China und den USA schwächelte.
Boom bei L’Oréal
Für L’Oréal ist der Kauf der bislang größte Deal in der Unternehmensgeschichte – noch umfangreicher als die Übernahme der australischen Marke Aesop im Jahr 2023 für 2,5 Milliarden Dollar. Der Konzern befindet sich auf Wachstumskurs: Der Börsenwert ist in derselben Zeitspanne um rund ein Drittel auf knapp 210 Milliarden Euro gestiegen. Mit der Übernahme stärkt L’Oréal sein Luxussegment und ergänzt sein bestehendes Portfolio, zu dem Marken wie Yves Saint Laurent, Lancôme und Armani Beauty gehören.
Mit der Rückbesinnung auf das Hauptgeschäft macht Kering einen Schritt in die richtige Richtung. Ob die neuen Designs aber tatsächlich zünden und bei den Kunden besser ankommen, bleibt abzuwarten. Mehr Aufschluss dürften die Q3-Zahlen bringen, die Kering diesen Mittwoch präsentiert. Aktuell bevorzugt DER AKTIONÄR für einen nachhaltigen Turnaround die Nummer 1 der Branche, LVMH. Die Aktie ist auch Teil des AKTIONÄR-Depots.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Kering, LVMH.
Die Autorin hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: LVMH.
LVMH-Aktien befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
20.10.2025, 08:40