Die Entscheidung der BaFin, Aufbau oder Ausbau von Netto-Leerverkaufspositionen bei Wirecard zu verbieten, hat zu Wochenbeginn eine Erholungsrallye der Aktie ausgelöst – und gleichzeitig heftige Diskussionen ausgelöst. Fragen nach der Verhältnismäßigkeit und ob die Behörde womöglich mehr weiß, als die Öffentlichkeit, stehen seitdem im Raum. Zudem ist die Wirksamkeit eines solchen Verbots umstritten. Anleger können nämlich auch weiterhin auf fallende Kurse spekulieren.
Wie Bloomberg am Freitag berichtet, sei der Handel mit Derivaten auf Wirecard nicht explizit verboten – auch wenn Anleger damit auf sinkende Kurse setzen können. So gäbe es beispielsweise Put-Optionen, die an der Terminbörse Eurex gehandelt werden. Ein Sprecher vom Börsenbetreiber Deutsche Börse bestätigte der Nachrichtenagentur, dass der Handel mit solchen Zertifikaten bislang nicht ausgesetzt sei.
Auch auf der Euwax der Börse Stuttgart wird noch munter weiter auf fallende Notierungen der Wirecard-Aktie gewettet, und zwar mit Optionen sowie Faktor- oder Knock-out-Zertifikaten. Rund 6.500 verschiedene Produkte alleine auf den Basiswert Wirecard sind in Stuttgart notiert und auch Put-Produkte könnten weiter gehandelt werden, sagte ein Sprecher der Börse.
Auch über synthetische Shorts ließe sich gegen den Zahlungsabwickler wetten. Dabei werden Verfahren DAX-Futures leerverkauft und anschließend sämtliche DAX-Aktien mit Ausnahme von Wirecard gemäß ihrer Indexgewichtung gekauft. Das komplexe Verfahren dürfte jedoch allenfalls von Finanzprofis angewendet werden.
Ob diese „Schlupflöcher“ für das Leeverkaufsverbot geschlossen werden sollen, dazu wollte sich die BaFin gegenüber Bloomberg nicht äußern. Auch die Frage, wie die Behörde die Einhaltung ihrer Allgemeinverfügung durchsetzen will, blieb demnach unbeantwortet.
Aktie auf Erholungskurs – aber volatil
Nach dem Durchhänger zur Wochenmitte kann die Aktie von Wirecard am Freitag wieder über drei Prozent zulegen und klettert damit an die DAX-Spitze. Für Unterstützung sorgen dabei die Aussagen vor Vorstandschef Markus Braun zur Entwicklung des operativen Geschäfts. Auch die Analysten gehen nach wie vor von einer Fortsetzung der Wachstumsstory aus (siehe Grafik).
Geschäftsentwicklung von Wirecard 2017 bis 2021e

Daten: Bloomberg
Was Braun zu der Auseinandersetzung mit der Financial Times zu sagen hat, klingt inzwischen allerdings weniger kämpferisch als noch in den letzten Wochen (Das Börsen.Briefing. von DER AKTIONÄR berichtete am Morgen). Das liefert erneut Material für wilde Spekulationen.
Wünschenswert wäre daher, dass die internen Untersuchungen der Vorwürfe schnell abgeschossen und die Vorwürfe der Financial Times idealerweise entkräftet werden. Solange die angebliche Bilanz-Manipulation im Raum stehen und theoretisch jederzeit neue Negativ-Schlagzeilen folgen könnten, sollten sich Trader auf eine hohe Volatilität einstellen.