Der VW-Konzern hat auch im zweiten Quartal einen deutlichen Gewinneinbruch verzeichnet. Nach Steuern verdienten die Wolfsburger mit 2,29 Milliarden Euro gut ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Grund war unter anderem das schlechte Abschneiden im Tagesgeschäft bei den teuren Marken Porsche und Audi. VW nannte zudem hohe Umbaukosten sowie den derzeit guten Lauf der noch margenschwächeren Elektroautos als Grund. In China verdiente der Konzern zudem erneut deutlich weniger.
VW kommt nicht zur Ruhe. Das operative Konzernergebnis sackte im zweiten Quartal um gut 29 Prozent auf 3,83 Milliarden Euro ab, was einer operativen Marge von 4,7 Prozent entspricht. Der Umsatz lag trotz etwas gestiegener Auslieferungen drei Prozent im Minus bei 80,6 Milliarden Euro.
Damit lieferte Volkswagen beim Gewinn etwas mehr als von den Analysten im Vorfeld erwartet. Der Umsatz lag leicht unter den Schätzungen. Analysten hatten im Vorfeld der Zahlen einen Umsatzrückgang um 1,4 Prozent auf 82,2 Milliarden Euro prognostiziert. Das operative Ergebnis schätzten die Analysten auf 3,89 Milliarden Euro.
Neben Zöllen dürften im Quartal auch ungünstige Mixeffekte bei Marken und Regionen belastet haben, schrieb Metzler-Analyst Pal Skirta. Umbaukosten, der Einfluss margenschwacher Elektroautos und anhaltender Gegenwind bei den Verkaufspreisen kämen noch hinzu. Den Verbesserungen in den Massenmarken stünden die schwächelnden Premiummarken gegenüber, bei denen gestiegene Kosten zusätzlich ins Gewicht fielen.
Auf die Schere zwischen Massen- und Nobelmarken verwies auch Jefferies-Experte Philippe Houchois. Dass es keine verlässliche Prognose gebe, solange keine Auswirkungen der Zölle enthalten seien, schaffe Verunsicherung. Das zweite Quartal und die erwartete Entwicklung der Finanzmittel (Cashflow) dürften jedenfalls Druck auf die Markterwartungen für das Gesamtjahr ausüben.
Marge runter
Der Volkswagen-Konzern erwartet im laufenden Jahr nunmehr wegen der US-Zölle und auch wegen des schwachen Abschneidens seiner teuren Marken Porsche und Audi auch weniger Gewinn. Der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz dürfte nur noch zwischen 4,0 und 5,0 Prozent landen, teilte der Wolfsburger Dax-Konzern am Freitag mit. Bisher sollten 5,5 bis 6,5 Prozent übrigbleiben. Analysten hatten bereits im Schnitt weniger als 5 Prozent Marge auf dem Zettel. Dabei sind die derzeit geltenden Zölle am unteren Ende der Prognosespanne einbezogen. Sollten sie wieder auf 10 Prozent gesenkt werden, wird das obere Ende der Spanne anvisiert.
Der Erlös selbst wird von Konzernchef Oliver Blume ebenfalls niedriger erwartet: Statt bis zu fünf Prozent Plus peilt der Manager nun noch einen Umsatz auf Vorjahresniveau an. Als Grund für die mauen Aussichten nannte Volkswagen die erhöhten US-Zölle, hohe Umbaukosten bei Audi, Porsche und VW Pkw und den derzeit guten Lauf der noch margenschwachen Elektroautos. Vor allem die einstige Renditeperle Porsche und der frühere Gewinnbringer Audi stehen derzeit schlecht da.
„Spagat-Situation“
„Durch den Zollkrieg sind die deutschen Autobauer in eine sehr ungünstige Spagat-Situation geraten. China darf man auf keinen Fall verlieren und der US-Markt ist nicht unwichtig“, sagte Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer bereits im Vorfeld der Zahlen gegenüber dem AKTIONÄR.
VW kommt nicht zur Ruhe. Das Marktumfeld bleibt schwierig. In China versucht man, mit neuen Modellen und der Fertigung „in China, für China“ verlorenes Terrain zurück zu gewinnen. Es bleibt abzuwarten, wie die neuen Modelle, die ab 2026 ausgerollt werden, bei den Konsumenten ankommen. DER AKTIONÄR hält es allerdings für wenig wahrscheinlich, dass Volkswagen in China gegenüber BYD, Xpeng, Nio, Li Auto oder Xiaomi deutliche Marktanteilsgewinne im E-Mobility-Segment erzielen wird. Auch in Europa und in den USA bleibt das Umfeld schwierig. Volkswagen muss die Taktfrequenz bei der Entwicklung von E-Autos hochhalten und in Sachen Software und Infotainment deutlich nachbessern. Die nächste Herausforderung mit der Entwicklung von Robotaxis steht bereits vor der Tür. Die VW-Aktie ist nach wie vor kein Kauf. Im Auto-Sektor favorisiert DER AKTIONÄR Ferrari und BMW.
25.07.2025, 08:55