TotalEnergies oder BP?

Die Experten der US-Bank JPMorgan haben den europäischen Energiesektor wieder einmal genauer unter die Lupe genommen. Während Analyst Matthew Lofting für die Anteilscheine des britischen Branchenvertreters BP eher zurückhaltend gestimmt ist, sieht er für die Aktie des französischen Konkurrenten TotalEnergies noch reichlich Aufwärtspotenzial. 

So hat er das Kursziel für die Dividendentitel von 66,00 auf 70,00 Euro erhöht. Sein Anlagevotum lautet unverändert "Overweight". Er betonte, dass die Aktien von Shell und Total als "Hort der Stabilität" in einem Szenario fallender Gaspreise seine Branchenfavoriten blieben. Indes hat Lofting die BP-Papiere immerhin von "Underweight" auf "Neutral" hochgestuft. Zudem wurde Kursziel von 440 auf 510 Britische Pence erhöht, da ein Ende des Kriegs in der Ukraine die Rosneft-Beteiligung der Briten wieder wertvoll machen könnte. 

Doch für ihn hat die TotalEnergies-Aktie, die sich in den vergangenen Jahren bereits besser als die BP-Titel entwickelte, der klare Favorit. 

Zu der unterschiedlichen Entwicklung der beiden Firmen passen auch die jüngsten Meldungen: So investiert TotalEnergies gemeinsam mit Air Liquide knapp eine Milliarde in zwei riesige Projekte zur Gewinnung von grünem Wasserstoff (mehr dazu lesen Sie hier). Ganz klar, derartige Investitionen und der Betrieb von solchen Projekten kosten das Unternehmen zunächst einmal in erster Linie Geld. Aber TotalEnergies positioniert sich dadurch in immer mehr Bereichen als führender Anbieter und ist damit gewappnet für die Zeit, in der Öl und Gas eine weitaus geringere Rolle im globalen Energiemix spielen. 

Bei BP schien genau das Gegenteil der Fall zu sein. Der bisher vor allem durch seine Ideenlosigkeit aufgefallene neue CEO Murray Auchincloss konzentriert sich scheinbar eher darauf, möglichst viel Geld an die Anteilseigner in Form von hohen Dividenden und Aktienrückkaufprogrammen auszuschütten. Der neue Aktionär Paul Singer will diesen Kurs vermutlich sogar noch verstärken, er fiel in der Vergangenheit häufig damit auf, dass er auf eine möglichst hohe kurzfristige Rendite drängte. Doch immerhin firmiert sich nun unter den großen, langjährigen Aktionären von BP allmählich Widerstand.