Am Dienstag hatte ein unverbindliches Kaufangebot von Jindal Steel die Aktie von Thyssenkrupp deutlich ins Plus getrieben. Mit einem Minus von rund zwei Prozent verliert der MDAX-Titel am Mittwoch zwar wieder an Boden. Doch die Stahlsparte bleibt im Fokus, zumal sogar von Seiten der Arbeitnehmer positive Worte zur Jindal-Offerte kommen.
Thyssenkrupp Steel könnte die „perfekte Ergänzung für den indischen Interessenten sein, sagte Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall, bei WDR 5. „Sie sind die größten Stahlhersteller in Indien. Sie sind in vielen Märkten aktiv, aber sie haben bis jetzt in Europa nur kleine Aktivitäten, so der Gewerkschafter, der auch im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp sitzt. Da Europa nach wie vor ein Absatzmarkt für qualitativ hochwertigen Stahl sei, ergebe ein Engagement für Jindal daher strategisch Sinn.
Thyssenkrupp versucht bereits seit Langem, einen Käufer für das zyklische Stahlgeschäft zu finden, das wegen der schwachen Weltkonjunktur, Billigimporten aus Asien und hohen Energiepreisen zuletzt wieder verstärkt unter Druck geraten war. Das Jindal-Interesse kam am Markt entsprechend gut an, auch wenn noch viele Details offen bleiben und sich in der Vergangenheit schon zahlreiche Spekulationen um den Stahl in Luft aufgelöst haben.
Viele Analysten haben in einer ersten Einschätzung kaum reagiert und auf die fehlenden Einzelheiten verwiesen. Dominic O’Kane von JPMorgan verwies jedoch zumindest darauf, dass das Angebot Schwung in die Überlegungen hinsichtlich eines Gemeinschaftsunternehmens bringen und Druck auf den Großaktionär, die EP Group des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, ausüben dürfte.
DER AKTIONÄR wertet das Interesse von Jindal positiv. Mehr Bewegung im Konzernumbau dürfte kurzfristig weiteren Schwung bringen, zumal im vierten Quartal auch das Spin-off der Marinesparte TKMS anstehen dürfte. Trotz der schwachen Zahlen bleibt die Thyssenkrupp-Aktie deshalb zumindest für die kommenden Wochen interessant und ein neues 52-Wochen-Hoch scheint möglich.
17.09.2025, 14:19