Die Berichtssaison kommt heute deutlicher ins Laufen, allerdings zunächst in den USA. Hierzulande verunsichern weitere Prognosesenkungen mehrerer Unternehmen. Doch es gibt auch eine positive Ausnahme. Der DAX dürfte nahe seinem Vortagsschluss in den Mittwoch starten.
Nach zwei Tagen mit kleineren Kursgewinnen dürfte der deutsche Aktienmarkt auch zur Wochenmitte anfangs weitgehend auf der Stelle treten. Vor Xetra-Handelsstart wurde der deutsche Leitindex DAX etwa 0,2 Prozent niedriger taxiert bei 12.417 Punkten.
"Viele Akteure halten sich vor den Sitzungen der Notenbanken in den USA und der Eurozone in den kommenden beiden Wochen zurück", schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners in einem Marktkommentar. Nach den jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell und anderen Fed-Mitgliedern gilt eine Zinssenkung Ende Juli am Markt zwar als ausgemacht, fraglich bleibt aber, ob und inwieweit die US-Notenbanker noch nachlegen werden. Auch die Europäische Zentralbank hat bereits ihre Handlungsbereitschaft unterstrichen.
Bis die Anleger auf die Frage der weiteren Geldpolitik Antworten erhalten, dominiert vorerst weiter die anlaufende Bilanzsaison das Börsengeschehen. Folgende sieben Themen dürften am Mittwoch Einfluss auf die Kurse nehmen:
Vorgaben aus den USA
An der Wall Street hat sich der Dow Jones Industrial am Dienstag auf Rekordniveau weitgehend stabil gehalten. Dagegen haben die Anleger an der Technologiebörse Nasdaq den Aktien einen Dämpfer verpasst. Federn lassen mussten dabei vor allem Halbleiterwerte. Im Anlegerfokus standen neben neuen US-Konjunkturdaten auch Quartalszahlen von US-Unternehmen. Geldpolitische Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell zeigten nur wenig Wirkung. Der Dow erklomm im frühen Handel ein weiteres Rekordhoch, bewegte sich danach aber nur noch wenig und schloss mit einem Minus von 0,1 Prozent bei 27.335 Punkten.
Vorgaben aus Fernost
Die Anleger an den Börsen Asiens haben sich am Mittwoch zurückgehalten. Während mit Blick auf die US-Geldpolitik eine Leitzinssenkung durch die Fed Ende Juli bereits in die Kurse eingepreist sei, kämen nach zuletzt teils etwas besseren US-Konjunkturdaten langsam Zweifel auf, ob die Fed die Zins über diesen einen Schritt hinaus weiter senken werde, erklärte Analyst Stephen Innes von Vanguard Markets Pte. In Japan schloss der Leitindex Nikkei 225 um 0,3 Prozent niedriger bei 21.469 Punkten. In Hongkong ging es für den Hang Seng um 0,3 Prozent abwärts, während der CSI 300 an Chinas Festlandsbörsen um 0,1 Prozent zulegte.
Quartalszahlen
Nach dem jüngsten Kursrückgang bei US-Halbleiterwerten dürfte sich das Augenmerk der Investoren heute vor allem auf den Technologie-Sektor richten. Mit dem niederländischen Halbleiterausrüster ASML und dem schwedischen Telekomausrüster Ericsson haben zwei Tech-Konzerne bereits Quartalszahlen vorgelegt. ASML sieht eine anhaltende Schwäche bei der Produktion von Speicherchips, bestätigt aber die Prognose. Ericsson hat seine Investoren trotz eines Umsatzplus' beim Gewinn enttäuscht.
In der Nacht zum Mittwoch hatte bereits der Chip-Hersteller Dialog Semiconductor mit seinen vorläufigen Quartalszahlen positiv überrascht. Die Anleger quittierten das mit Zukäufen - auf der Handelsplattform Tradegate legte das Papier vorbörslich auf den höchsten Stand seit Ende 2017 zu. Da Dialog immer noch den iPhone-Hersteller Apple beliefere, seien die Zahlen das seit einiger Zeit erste positive Signal für die Smartphone-Branche, schrieb Mitch Steves vom Analysehaus RBC in einem Kommentar.
Zahlen kommen heute außerdem unter anderem von der Bank of America, US Bancorp und Abbott Laboratories. Später legen noch der US-Branchenriese IBM, Ebay, Netflix und Alcoa ihre Quartalsbilanzen vor.
Weitere Gewinnwarnungen
Hierzulande häufen sich unterdessen jedoch auch die Gewinnwarnungen weiter. In der vergangenen Woche hatten etwa der Chemiekonzern BASF und der Autobauer Daimler sich pessimistischer zur eigenen Geschäftsentwicklung geäußert. Nun kappte der Chemikalienhändler Brenntag nach einer spürbaren Abschwächung der Nachfrage im Juni seine Prognose für den operativen Gewinn im Gesamtjahr. Im MDAX fiel die Aktie vorbörslich um gut fünf Prozent.
Auch SinnerSchrader, H&R sowie Villeroy & Boch ihre Zielprognosen herabgesetzt. Beim Bad-Keramik-Hersteller laufen die Geschäfte schlechter als erwartet, er senkte deshalb seine Prognosen für den Umsatz sowie den Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit). Grund dafür sei ein Umsatzrückgang um 6,3 Prozent in den ersten sechs Monaten, wie das Unternehmen am späten Dienstagabend in Mettlach mitteilte.
Unternehmens-News
Einen Blick wert dürften auch Metro-Papiere sein. Der Handelskonzern erwägt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg aus dem geplanten Verkauf der Real-Märkte und seines China-Geschäfts die Ausschüttung einer Sonderdividende, um die Übernahme durch den Milliardär Daniel Kretinsky abzuwehren. Das Management hält die Offerte für zu niedrig und sorgt sich den Angaben zufolge um die künftige Schuldenlast des Unternehmens, die Kretinsky Metro aufbürden könnte.
Konjunkturdaten
Bereits veröffentlicht wurden die Zahlenn zu Pkw-Neuzulassungen in der Eurozone. Der europäische Automarkt hat demnach im Juni wieder einen deutlichen Rückschlag erlitten. In der EU wurden 1,45 Millionen Pkw neu zugelassen, das waren 7,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie der europäische Branchenverband Acea in Brüssel mitteilte.
Um 11 Uhr werden die Verbraucherpreise für die Euro-Zone gemeldet, am Nachmittag folgen Immobilien-Daten aus den USA. Die Zahlen zu den US-Öllagervorräten folgen um 16.30 Uhr. Für Bewegung könnte zudem der Konjunkturbericht der US-Notenbank (Beige Book) um 20 Uhr sorgen.
Treffen der G7-Finanzminister
Ab 12.30 Uhr kommen die Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Länder zu einem zweitägigen Treffen nördlich von Paris zusammen. Gastgeber Frankreich will unter anderem Streitigkeiten mit den USA ausräumen. Aus Deutschland nehmen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundesbankchef Jens Weidmann teil. Sie werden auch diskutieren, wie viel Steuern große Unternehmen zahlen müssen - und wie man Internet-Riesen wie Google oder Amazon zur Kasse bitten kann. Die führenden Wirtschaftsmächte wollen eine radikale globale Steuerreform. Auch Facebooks neue Digitalwährung Libra dürfte zur Sprache kommen.
#Mit Material von dpa-AFX