Europa hinkt im globalen Wettlauf ins All deutlich hinter den USA hinterher. Gleichzeitig strebt die EU eine größere Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten und Elon Musk an – nicht zuletzt, weil ungewiss ist, wie verlässlich der NATO-Partner unter der zweiten Amtszeit Trumps noch ist. Frankreich hat nun Eutelsat als Starlink-Alternative auserwählt, doch Fachleute sind skeptisch.
Seit Jahren versucht das französische Unternehmen Eutelsat, eine europäische Alternative zu Elon Musks Satelliten-Breitbanddienst Starlink aufzubauen. Doch im globalen Wettlauf hinkt Eutelsat weiter hinterher: Lediglich 650 LEO-Satelliten (Low Earth Orbit, erdnahe) betreiben die Franzosen über ihre Tochter OneWeb. Zum Vergleich: Starlink hat bereits mehr als 7.600 Satelliten im All.
Finanzspritze durch Frankreich
Trotzdem will Frankreich Eutelsat mit eiserner Hand zum Erfolg führen. In der vergangenen Woche investierte der französische Staat im Rahmen einer Kapitalerhöhung 1,35 Milliarden Euro in Eutelsat und hält nun, wie CNBC berichtet, 30 Prozent der Anteile. Damit ist der französische Staat der größte Einzelaktionär vor Großbritannien (UK Government Investments Limited) mit 10,9 Prozent und der Softbank, die einen ebenso hohen Anteil hält.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begründete die Milliardeninvestition auf X wie folgt: „Indem wir das Kapital von Eutelsat stärken – dem einzigen europäischen Anbieter von LEO-Satelliten –, sichern wir die strategische Unabhängigkeit Frankreichs und bereiten zugleich den Weg für eine europäische Unabhängigkeit.“
DER AKTIONÄR DAILY Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie DER AKTIONÄR DAILY – den täglichen Newsletter von Deutschlands führendem Börsenmagazin. Kostenlos.
Fachleute bleiben skeptisch
Trotzdem zweifeln Analysten an den Fähigkeiten Eutelsats Starlink komplett zu ersetzen. Joe Gardiner Research Analyst bei der Marktforschungsfirma CCS Insight teilte gegenüber CNBC mit: „Um mehr Kapazität und Abdeckung zu bieten, muss [Eutelsat] die Anzahl der Satelliten im Weltraum erhöhen, eine Aufgabe, die dadurch erschwert wird, dass viele der OneWeb-Satelliten sich dem Ende ihrer Lebensdauer nähern und zuerst ersetzt werden müssen, bevor die Größe der Konstellation wachsen kann.“
In die selbe Kerbe schlägt auch Ookla-Analyst Luke Kehoe: „Eutelsats Chancen, in den nächsten fünf Jahren im Massenmarkt für Satelliten-Breitband eine Parität mit Starlink zu erreichen, bleiben begrenzt, angesichts der unübertroffenen globalen Größenordnung von SpaceX in der LEO-Infrastruktur.“ „Selbst mit der jüngsten Kapitalspritze des französischen Staates hinkt Eutelsat in mehreren Schlüsselbereichen hinter Starlink her, einschließlich Kapital, Produktionsleistung, Zugang zu Starts, Spektrum und Nutzer-Terminals.“
Nachdem die Eutelsat-Aktie bereits im März eine Kursrally hingelegt hatte, viel die Marktreaktion auf die jüngste Finanzspritze diesmal verhältnismäßig schwach aus. Doch nicht nur die Analysten, auch DER AKTIONÄR ist gegenüber Eutelsat zurückhaltend eingestellt. Im Hot Stock Report hatte Autor Florian Söllner frühzeitig den Wettbewerber SES vorgestellt.
Dieser hat seit der Empfehlung in Ausgabe 08/25 rund 40 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn steht sogar ein Plus von 98 Prozent zu Buche, während Eutelsat im gleichen Zeitraum nur um 56 Prozent kletterte.
Euro rüstet auf – nicht nur zur Land und Wasser, sondern auch in der Luft und im All. Davon profitiert eine reihe europäischer Rüstungsunternehmen. Wer den Trend gut gestreut spielen will, setzt dafür auf den European Defence Index. Dieser bündelt 20 aussichtsreiche Konzerne wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk, deren Fokus auf dem Verteidigungsgeschäft liegen. Mehr Zunder verspricht derweil die Aktie, die DER AKTIONÄR jüngst in der aktuellen Ausgabe als Community-Aktie vorstellte. Hier geht's zum E-Paper.
30.06.2025, 09:45