Ein Beben erschüttert den Solarsektor. Am Donnerstag brachen die Aktien von Solarunternehmen im vorbörslichen Handel massiv ein. Der Grund: Das US-Repräsentantenhaus hat ein Steuergesetz verabschiedet, das wichtige Steuergutschriften für saubere Energien kurzerhand streicht. Die Anleger reagieren panisch.
Besonders hart trifft es den auf private Solaranlagen spezialisierten Installateur Sunrun. Die Aktie stürzte vorbörslich um mehr als 35 Prozent ab. Das neue Gesetz beendet Steuergutschriften für Installateure wie Sunrun, die Anlagen an Kunden vermieten – ein Kernbestandteil ihres Geschäftsmodells.
„Schlimmer als befürchtet“ – Analysten entsetzt
Analysten von Jefferies, angeführt von Julien Dumoulin-Smith, bezeichneten das GOP-Gesetz in einer Mitteilung an ihre Klienten als ein „schlimmer als befürchtet“-Szenario für saubere Energien. Es nehme den Inflation Reduction Act, ein Herzstück der Klimapolitik der Vorgängerregierung, mit einem „Vorschlaghammer“ auseinander.
Joseph Osha, Analyst bei Guggenheim, pflichtet dem bei: Rund 70 Prozent der Installateur-Unternehmen nutzen mittlerweile Leasingvereinbarungen. Das neue Gesetz sei daher für Unternehmen wie Sunrun schlicht „desaströs“.
Die Schockwellen erfassen auch Zulieferer: Die Papiere von Enphase und SolarEdge, Hersteller von Wechselrichtern, sackten um rund 18 Prozent ab. Ein Einbruch der Nachfrage nach Dach-Solaranlagen würde ihre Verkaufszahlen empfindlich treffen.
Auch Großprojekte betroffen
Doch damit nicht genug: Das Gesetz beendet auch die Investitions- und Produktionsgutschriften für Anlagen zur Erzeugung sauberer Energie, deren Bau 60 Tage nach Inkrafttreten des Gesetzes beginnt oder die nach dem 31. Dezember 2028 in Betrieb genommen werden. Diese Gutschriften waren ein entscheidender Motor für den rasanten Ausbau von Solar-Großprojekten in den USA.
Entsprechend gerieten auch Aktien von Unternehmen unter Druck, die im Bereich der Solarkraftwerke im Versorgungsmaßstab tätig sind: Array und Nextracker, die Nachführsysteme für Solarpaneele herstellen, verloren 14 Prozent beziehungsweise fünf Prozent.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es jedoch für First Solar. Die Aktie des größten US-Solarpanelherstellers, der über eine bedeutende heimische Produktionsbasis verfügt, gab nur um vergleichsweise moderate ein Prozent nach. Der Grund: Das Gesetz ließ die Steuergutschriften für die Produktion weitgehend unangetastet. „Produktionssubventionen scheinen nicht angetastet worden zu sein – gute Nachrichten für First Solar“, so Guggeneim-Analyst Osha.
Trotz der Hiobsbotschaften für die Solarbranche insgesamt erwarten die Analysten von Jefferies, dass der Senat noch Änderungen an der Gesetzgebung vornehmen könnte. Für Anleger bleibt die Lage jedoch extrem angespannt. Enphase-Anleger halten derweil weiter an ihrer Position fest.
22.05.2025, 15:33