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04.11.2021 Martin Mrowka

ProSiebenSat.1: Das steckt hinter den wilden Kurskapriolen

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ProSiebenSat.1 Media

Zahlen hui – Kurse pfui. Auf diese etwas platte Abkürzung lässt sich die heutige Kursentwicklung von ProSiebenSat.1 bringen. Dabei müssen Anleger eine turbulente Achterbahn-Fahrt verkraften. Nach anfänglich starken Kursgewinnen, sackt der Kurs des MDAX-Werts plötzlich stark ab. Was hinter dem wilden Ritt von ProSieben steckt.

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat starke Quartalszahlen vorgelegt und blickt nun noch optimistischer auf das Gesamtjahr. Der Umsatz dürfte 2021 bei 4,45 bis 4,55 Milliarden Euro liegen, so ProSieben. Zuvor hatte der Konzern mit 4,4 bis 4,5 Milliarden Euro gerechnet. Analysten rechnen bisher mit einem Erreichen des oberen Endes der Spanne der alten Prognose.

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll nun bei 830 bis 850 Millionen Euro liegen. Zuvor hatte die Prognose bei 800 bis 840 Millionen Euro gelegen. Die Erwartung des Unternehmens liegt damit über dem bisherigen Schnitt der von Bloomberg erfassten Experten. 

Starkes Werbe-Geschäft - mehr Dividende

Im dritten Quartal war der Umsatz dank eines kräftig gestiegenen Werbegeschäfts um 15 Prozent auf 1,055 Milliarden Euro gestiegen. Das entsprach in etwa den Erwartungen von Experten. Das Werbegeschäft habe sich nach den Einflüssen der Covid-19-Pandemie noch stärker als erwartet verbessert, hieß es weiter. In allen Segmenten hätten die Erlöse über dem Vor-Corona-Niveau gelegen.

Das bereinigte Ebitda legte um neun Prozent zum entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 162 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge sank hingegen um 0,8 Prozentpunkte auf 15,3 Prozent. Unter dem Strich blieben 73 Millionen Euro hängen, ein Plus von sechs Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie verdoppelte sich auf 26 Cent.

Vorstandssprecher Rainer Beaujean sagte in Unterföhring: "Wir haben die höchsten Werbeerlöse und den höchsten Umsatz in einem dritten Quartal erreicht." Den Aktionären stellte er eine höhere Dividende in Aussicht: Der bereinigte Konzernjahresüberschuss, den ProSiebenSat.1 in der Regel zur Hälfte als Dividende ausschüttet, soll nun "deutlich" über dem Vorjahreswert von 221 Millionen Euro liegen.

Auch mit der Entwicklung der übrigen Geschäftsfelder zeigte sich Beaujean zufrieden. Die ParshipMeet-Sparte konnte den Quartalsumsatz dank der Übernahme der US-Datingplattform Meet Group auf 129 Millionen und das Betriebsergebnis auf 25 Millionen Euro steigern. Miteigentümer General Atlantic will die ParshipMeet-Gruppe nächstes Jahr an die Börse bringen und seine Anteile dann versilbern. ProSiebenSat.1 will seine Anteile behalten, weil es Synergien gebe und das Plattformgeschäft sehr profitabel sei.

Die starken Zahlen und die Prognoseerhöhung sorgten im frühen Handel für einen kräftigen Kurssprung. Bis auf 15,46 Euro zog die ProSieben-Aktie vor dem Xetra-Start an – ein Plus zum gestrigen Späthandel von mehr als vier Prozent.

Kurskapriolen

Mit Öffnung des Xetra-Handels rauscht der MDAX-Wert vom Tageshoch jedoch um mehr als acht Prozent auf 14,17 Euro in die Tiefe. Mehrere Gründe werden für die Kurskapriolen genannt. Der Warburg-Experte Jonas Blum attestierte ProSiebenSat.1 zwar hervorragende Ergebnisse im TV-Bereich, aber eine insgesamt maue Entwicklung im Dating-Geschäft – auch im Vergleich mit der US-Konkurrenz. Dies könnte den Wert beim geplanten Börsengang der Dating-Sparte im ersten Halbjahr 2022 schmälern, sollten sich die Trends als strukturell erweisen.

ProSiebenSat.1 Media (WKN: PSM777)

Berlusconi-Clan lässt nicht locker

Am Morgen war nach einem Pressebericht des Business Insider auch die mögliche Übernahme durch den italienischen Großaktionär Mediaset wieder Thema. Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi, Sohn von Italiens E-Regierungschef Silvio Berlusconi, will demnach die Macht bei der deutschen Sendergruppe ausweiten. Berlusconi wolle den im kommenden Juni auslaufenden Vertrag von CEO Rainer Beaujean nicht verlängern und drei Aufsichtsratsposten mit seinen Leuten besetzen, berichtete das Magazin.

Aufsichtsratschef Werner Brandt stellte umgehend klar: "Der Aufsichtsrat unterstützt voll und ganz den Vorstand und die Strategie von ProSiebenSat.1. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens, seitdem Rainer Beaujean mit seinem Team im März 2020 das Unternehmen leitet."

Laut Beaujean herrscht zwischen Unterföhring und Mediaset in Mailand praktisch Funkstille. "Wir sind immer offen für Kontakt und fragen, ob Interesse besteht. Wir bekamen bisher immer zur Antwort, dass das nicht so ist", sagte er.

Mediaset hatte vor etwa vier Monaten angekündigt, eine Medienfabrik als Teil des europäischen TV-Projekts schaffen zu wollen. Man könne sich beispielsweise vorstellen, ein Angebot für den britischen TV-Sender Channel 4 abzugeben. Auch eine Kooperation mit Vivendi wurde damals nicht ausgeschlossen. Man strebe zudem eine engere Kooperation mit der deutschen Sendergruppe an. Sogar ein Zusammengehen mit dem deutschen ProSieben-Konzern wurde angedeutet, was "großen Wert schaffen" würde.

Erst am gestrigen Mittwoch hatte die US-Bank JPMorgan ihre Einschätzung für ProSiebenSat.1 mit "Overweight" bestätigt, das Kursziel aber von 28 auf 26 Euro gesenkt. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau ergibt sich damit immer noch ein Kurspotenzial von 83 Prozent.

Die träge Entwicklung der Dating-Plattform von ProSiebenSat.1 verdunkelt die Börsenpläne. Das wirkt an der Börse stärker, als die starke Entwicklung des TV-Geschäfts und die Prognoseerhöhung. DER AKTIONÄR ist jedoch zuversichtlich, dass der Medien-Konzern sich noch berappelt. Die Aktie bleibt mit Stop-Loss bei 13,50 Euro haltenswert. Mutige Anleger setzen gar auf eine Trading-Chance aufwärts.

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DER AKTIONÄR Nr. 45/21
DER AKTIONÄR

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: ProSiebenSat.1 Media.

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