US-Präsident Donald Trump will die amerikanische Filmindustrie „retten“ – mit einem drastischen Schritt. Auf Truth Social forderte er am Sonntag eine Strafabgabe von 100 Prozent auf alle im Ausland produzierten Filme. Das Handelsministerium soll die Maßnahme sofort vorbereiten.
Seine Begründung: Ausländische Filme seien nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern auch ein Sicherheitsrisiko. Andere Länder nutzten sie für „Propaganda“. Die Botschaft: Produktionen sollen zurück in die USA. Der Slogan dazu: „WE WANT MOVIES MADE IN AMERICA, AGAIN!“
Für die großen Studios ist das mehr als Wahlkampfrhetorik. Besonders Netflix könnte es hart treffen. Kein anderer Anbieter produziert so viel im Ausland: Über die Hälfte der Netflix-Originale entsteht außerhalb der USA – in Europa, Asien oder Südamerika. Serien wie „Squid Game“ (Südkorea), „Dark“ (Deutschland) oder „Money Heist“ (Spanien) sind globale Erfolge.
Netflix investiert rund 20 Milliarden Dollar jährlich in Inhalte – mehr als die Hälfte davon im Ausland, aus Kostengründen, wegen Förderungen und kreativer Vielfalt. Trumps Zollhammer gefährdet dieses Modell. Netflix müsste entweder hohe Zusatzkosten tragen – oder das Programm im Heimatmarkt kürzen. Beides wäre ein Rückschlag für Wachstum und Marge.
Auch Disney, Universal und Warner produzieren teils im Ausland, sind aber weniger abhängig. Disney setzt auf Kalifornien, Universal bleibt flexibel. Unklar bleibt, wie Trump seine Pläne umsetzen will: Gilt der Zoll für Kinofilme? Auch für Streaming? Und für US-Produktionen mit Auslandsdreh? Experten sprechen von einem „administrativen Albtraum“. Zudem drohen Gegenmaßnahmen. Die Branche steckt ohnehin in der Krise: Laut dem Branchenanalyse-Unternehmen ProdPro sank die US-Produktionsaktivität von 2021 bis 2024 um 28 Prozent. In Los Angeles ging sie in zehn Jahren um fast 40 Prozent zurück – wegen günstigerer Bedingungen in Kanada, Großbritannien und Australien.
Kommt der Zoll, steigen für Netflix die Kosten, sinkt die kreative Freiheit, wächst das politische Risiko. Anleger sollten das einkalkulieren. Im AKTIONÄR-Depot wird dennoch auf eine langfristige Fortsetzung des Aufwärtstrends spekuliert.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien von Netflix befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
05.05.2025, 10:51