+++ 5 Vervielfacher für Ihr Depot +++

Procter & Gamble überzeugt – doch jetzt wird’s richtig teuer

Procter & Gamble überzeugt – doch jetzt wird’s richtig teuer
Foto: ArtCookStudio/Shutterstock
Procter & Gamble -%
Lukas Meyer 29.07.2025, 14:35 Lukas Meyer

Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble hat im vierten Geschäftsquartal besser abgeschnitten als erwartet. Umsatz und Gewinn übertrafen die Prognosen. Der Ausblick für das neue Geschäftsjahr fällt jedoch vorsichtiger aus – belastet durch Strafzölle in Milliardenhöhe, eine schwache Konsumstimmung und einen historischen Führungswechsel.

Im Detail stieg der Umsatz um zwei Prozent auf 20,89 Milliarden Dollar und lag damit leicht über den Erwartungen. Der Gewinn je Aktie kletterte von 1,27 auf 1,48 Dollar – Analysten hatten mit 1,42 Dollar gerechnet. Positiv: Auch der organische Umsatz legte um zwei Prozent zu, getrieben durch Preiserhöhungen und eine günstigere Produktmischung. Das operative Geschäft zeigt sich robuster als befürchtet.

Ausblick gedämpft – Zölle und Kosten drücken auf die Marge

Für das laufende Geschäftsjahr gibt sich der Dow-Jones-Konzern vorsichtig. Erwartet wird ein organisches Umsatzwachstum zwischen null und vier Prozent – im Mittel also zwei Prozent, was dem Marktkonsens entspricht. Beim Gewinn rechnet P&G ebenfalls mit einem Plus von null bis vier Prozent, was einem Gewinn von 6,83 bis 7,09 Dollar je Aktie entspräche. Auch das liegt leicht unter den Analystenerwartungen von 6,99 Dollar. CFO Andre Schulten nennt als Belastungen die neuen US-Strafzölle, steigende Rohstoffpreise, höhere Zinsen und eine ungünstigere Steuerquote. Insgesamt sollen sie das Ergebnis 2026 mit rund einer Milliarde Dollar vor Steuern belasten.

Um dem entgegenzuwirken, setzt P&G auf mehr Effizienz, gezielte Produktinnovationen und selektive Preiserhöhungen. Bereits im laufenden Quartal wurden auf rund einem Viertel des Portfolios in den USA und Kanada mittlere einstellige Preisaufschläge umgesetzt. Schulten betont: „Der Konsument steht unter Druck – wir müssen ihm bei jeder Preisanpassung ein klares Wertversprechen bieten.“ Begleitet werden die Preissteigerungen durch gezielte Qualitätsverbesserungen.

Konsument unter Stress – Nachfrage kühlt sich ab

P&G gilt als Frühindikator für die US-Konsumstimmung. Der Konzern beobachtet erste Anzeichen nachlassender Nachfrage. Verbraucher achten laut Schulten stärker auf Rabatte, kaufen gezielter ein und wählen kleinere Packungsgrößen. Selbst im Premiumsegment wächst die Preissensibilität – auch Besserverdiener sparen. Besonders betroffen: die Kernmärkte USA und Westeuropa.

Führungswechsel

Gleichzeitig kündigt das Unternehmen einen Führungswechsel an: CEO Jon Moeller, seit 2021 im Amt, wechselt zum 1. Januar 2026 an die Spitze des Verwaltungsrats. Ihm folgt Shailesh Jejurikar, bisher COO. Seit 1989 im Unternehmen, gilt er als Architekt des laufenden Effizienzprogramms und steht intern für Kontinuität. Analystin Erin Lash (Morningstar) sagt: „Wir erwarten keine strategische Neuausrichtung. Jejurikar steht für disziplinierte Kosteneffizienz und markennahe Produktentwicklung.“ Moeller erklärt zum Abschied: „Selten war der Gegenwind so groß – aber genauso selten waren unsere Chancen so vielversprechend.“

Trotz der soliden Zahlen blieb die Börsenreaktion verhalten. Die Aktie lag vorbörslich leicht im Plus bei knapp unter 160 Dollar. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von über sechs Prozent zu Buche. Analysten wie JPMorgan und Evercore hatten ihre Empfehlungen zuletzt gesenkt – unter anderem wegen schwacher Online-Anteile und fehlender Impulse.

Procter & Gamble (WKN: 852062)

Die erste Hürde liegt bei der 50-Tage-Linie bei 161 Dollar. Ein Ausbruch darüber wäre ein erstes Signal für eine Stabilisierung.

Für das Gesamtjahr 2025 meldet P&G einen stabilen Umsatz von 84,3 Milliarden Dollar. Ein Preiswachstum von einem Prozent wurde durch negative Währungseffekte neutralisiert. Die Free-Cashflow-Produktivität soll bei 85 bis 90 Prozent liegen. An die Aktionäre fließen rund zehn Milliarden Dollar Dividenden und fünf Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe. Die Investitionsquote für 2026 liegt mit vier bis fünf Prozent im Branchenschnitt.

Kurz vor dem Jahreswechsel droht eine Phase erhöhter Unsicherheit – mit steigendem Kostendruck, sinkender Nachfrage und neuer Führung. Doch die Marke bleibt stark, das Portfolio breit, die Bilanz solide. Analystin Olivia Tong (Raymond James) betont: „Topline-Wachstum bleibt kurzfristig schwach. Doch bei Innovation, Effizienz und Preisstrategie gehört P&G weiter zur Spitze im Sektor.“

Die Aktie war seit 2018 eine laufende Empfehlung des AKTIONÄR, wurde zuletzt aber nach über 100 Prozent Kursgewinn bei 135 Euro ausgestoppt und verkauft. Ein Wiedereinstieg drängt sich derzeit nicht auf – zu groß sind Konsumdruck, politische Risiken und Unsicherheit in der Übergangsphase.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Procter & Gamble - €

Aktuelle Ausgabe

Wachstum ohne Limit: 5 potenzielle Vervielfacher

Nr. 50/25 8,90 €
Paypal Sofortkauf Im Shop kaufen Sie erhalten einen Download-Link per E-Mail. Außerdem können Sie gekaufte E-Paper in Ihrem Konto herunterladen.