Procter & Gamble schlägt Alarm: Trotz solider Quartalszahlen sorgt die Mischung aus Konsumzurückhaltung, Handelsstreit und neuen Zöllen für dunkle Wolken. Der Konzern senkt die Prognose – und CEO Jon Moeller kündigt mögliche Preiserhöhungen an. Was das für Anleger bedeutet.
Procter & Gamble hat im dritten Geschäftsquartal gemischte Zahlen vorgelegt und gleichzeitig die Prognose für das laufende Geschäftsjahr deutlich gekappt. Zwar übertraf der Konsumgüterkonzern mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 1,54 Dollar leicht die Erwartungen der Analysten (1,53 Dollar), der Umsatz blieb mit 19,78 Milliarden Dollar jedoch klar unter der Konsensschätzung von 20,11 Milliarden Dollar.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal ging der Umsatz um zwei Prozent zurück – damals hatte P&G noch 20,25 Milliarden Dollar erlöst. Das organische Wachstum fiel mit plus einem Prozent schwächer aus als erhofft.
Der Nettogewinn lag mit 3,77 Milliarden Dollar nur minimal über dem Vorjahr (3,75 Milliarden Dollar). Das Absatzvolumen sank um ein Prozent – ein deutliches Signal für die nachlassende Nachfrage in einem herausfordernden Umfeld.
Die Zahlen zeigen: Die Konsumzurückhaltung greift um sich. CFO Andre Schulten sprach in der Analystenkonferenz von einem „nervöseren Konsumenten“, der zunehmend in günstige Vertriebskanäle wie Online- und Club-Retailer ausweiche.
Besonders stark war der Rückgang im Segment Baby-, Frauen- und Familienpflege mit einem Minus von zwei Prozent beim Volumen. Auch die Bereiche Gesundheitspflege sowie Textil- und Haushaltspflege verzeichneten jeweils ein Prozent Rückgang. Lediglich das Grooming-Geschäft – also Rasierer wie Gillette – konnte mit einem Volumenwachstum von einem Prozent zulegen. Die Beautysparte stagnierte. Regional betrachtet schwächelt vor allem China – laut P&G der zweitgrößte Markt – unter den Folgen des Handelsstreits mit den USA und der dortigen Konsumzurückhaltung.
Die Folge: P&G senkt seine Prognosen. Für das gesamte Geschäftsjahr 2024/25 erwartet der Pampers-Konzern nur noch ein organisches Umsatzwachstum von rund zwei Prozent. Zuvor hatte die Spanne bei drei bis fünf Prozent gelegen. Auch beim bereinigten Gewinn je Aktie rechnet das Management nur noch mit 6,72 bis 6,82 Dollar – ein deutlicher Rückschritt gegenüber der vorherigen Zielspanne von 6,91 bis 7,05 Dollar. Bereits im Februar hatte der Finanzchef gewarnt, dass die Lieferungen an den Einzelhandel langsamer laufen als erwartet – nun hat sich diese Entwicklung manifestiert.
Erschwerend kommt die Zollpolitik der US-Regierung hinzu. P&G-CEO Jon Moeller sagte dazu im CNBC-Interview: „Tarife sind inhärent inflationär – es wird wahrscheinlich Preismaßnahmen geben.“ Er stellte klar, dass P&G im kommenden Geschäftsjahr, das im Juli beginnt, mit Preiserhöhungen reagieren werde. Hintergrund sind die angekündigten, reziproken Zölle der Trump-Regierung, die ab dem Sommer schrittweise in Kraft treten sollen. Zwar produziert P&G viele seiner Produkte bereits in den USA, doch die Zölle verteuern dennoch Komponenten oder Rohstoffe und sorgen für zusätzliche Unsicherheit.
Für die Aktie geht es um mehr als fünf Prozent nach unten. Procter ist damit am Donnerstag nach IBM der zweitschwächste Wert im sonst stabilen Dow Jones. Anleger sind verunsichert, auch weil CFO Schulten offen von antiwestlicher Konsumstimmung in Schwellenländern sprach, insbesondere in Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Diese Märkte zeigten zuletzt schwache Entwicklungen und belasteten die globale Wachstumsstory von P&G weiter.
Procter & Gamble bleibt ein Qualitätswert mit einer starken Marktposition und einer verlässlichen Dividende. Einzelne schwächere Quartale ändern nichts an der strukturellen Stärke des Geschäftsmodells. Die gesenkte Prognose passt in das aktuelle wirtschaftliche und geopolitische Umfeld - und zeigt realistisches Management. Das Management denkt voraus und steuert frühzeitig gegen: mit Investitionen in die Marken oder mit moderaten Preisanpassungen. Für langfristig orientierte Anleger, die Wert auf Stabilität und Substanz legen, bleibt P&G ein solider Basiswert. Geduld ist gefragt, doch mittelfristig dürfte der Konzern gestärkt aus dieser Phase hervorgehen. Die Aktie ist seit Oktober 2018 eine laufende Empfehlung des AKTIONÄR und hat seitdem um 120 Prozent zugelegt. DER AKTIONÄR sieht Procter bei 210 Euro fair bewertet.