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31.10.2015 Florian Söllner

Nvidia: Megatrend Roboterauto und 3D-Games sorgen für Rückenwind

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Langeweile tötet. Jedes Jahr sorgt der Sekundenschlaf für hunderte Opfer im Straßenverkehr. Doch eintöniges Dahingleiten in einer immer gleichen Landschaft gehört bald der Vergangenheit an. Das Auto fährt ab 2020 selbstständig. Der Fahrer kann dann seinen Sitz nach hinten zu seinen Mitfahrern drehen und findet sich wahlweise in einem 3D-Kino, einem Gaming-Paradies oder einer Wellness-Landschaft wieder. „Das Auto der Zukunft wird der stärkste Computer sein, den Sie jemals hatten. Die Rechenpower steckt dabei in einem Kasten nicht größer als ein Lautsprecher“, zeigt sich Nvidia-Manager Danny Shapiro begeistert. Die in der Gaming-Industrie erprobten Chips von Nvidia sorgen einerseits für die präzise Darstellung von Head-up-Displays oder neuartigen Touchscreens. „Der neue Nvidia haut einen von den Socken. Er macht aus dem Cockpit deines Autos die Schaltzentrale eines Science-Fiction- Raumschiffs“, so das Techportal Gizmodo.

Roboterauto mit Nvidia-Gehirn

Doch Nvidia will noch viel tiefer ins digitale Herz des Autos der Zukunft vordringen. Das Unternehmen aus dem kalifornischen Santa Clara setzt mit der Entwicklerplattform Drive PX auf einen zentralen Supercomputer. Dieser sorgt dafür, dass Autos künftig komplett selbstständig über die Autobahnen gleiten. Damit der Tesla, Mercedes oder BMW von morgen nicht im Blindflug gegen Straßenlaternen oder vorausfahrende Autos knallt, werden permanent Millionen Daten gesammelt und in Echtzeit analysiert. Input erhält das digitale Gehirn etwa von Umgebungskameras, Messlasern sowie Ultraschall- und Radarsensoren. Nvidia geht noch einen Schritt weiter: Der Chip erkennt nicht nur, ob ein Hindernis am Straßenrand steht, sondern auch, ob es ein Mülleimer ist oder ein Kind, welches auf die Straße springen könnte. Diese Flut an Daten kann nur ein besonderer Chip bewältigen: Die eingesetzten Nvidia-Superchips haben dabei nur noch die Größe einer 10-Cent-Münze. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 hätte man für diese Leistung einen Supercomputer in der Größe eines Einfamilienhauses benötigt.

Mobilmachung gegen Apple

Der Chiphersteller rennt mit seiner Automotive- Offensive offene Türen bei Autoherstellern ein. Die Branche ist aufgewacht. Denn ab 2019 wird Smartphone-Gigant Apple ein selbstfahrendes mit Infotainment vollgestopftes Auto vorstellen. Tesla macht mit großen Touchscreen-Displays schon jetzt Druck auf die klassischen Hersteller. Auch Google testet intensiv das autonome Auto, welches bereits mit Grafikprozessoren von Nvidia Objekte erkennen kann. Audi ist einer der Hersteller, der mit dem Kooperationspartner Nvidia am Auto der Zukunft forscht. So haben die Ingolstädter mit dem US-Zulieferer Delphi auf Grundlage des Drive PX ein zentrales Fahrerassistenzsteuergerät entwickelt, das 2017 im Audi A8 seine Premiere feiern dürfte. Audi zeigt, dass die Technologie schon jetzt reif ist: So hat der autonome RS7 in einem Rennen auf dem Hockenheimring das von Menschenhand gelenkte Auto um fünf Sekunden abgehängt.

Nvidia ist überzeugt, dass in zehn bis 15 Jahren kein Auto mehr ohne Supercomputer vom Format eines Nvidia-Chips auskommt: „Jedes Auto wird einen haben.“ Entsprechend viel ist vom Geschäftsbereich Automotive zu erwarten. Der im Gaming-Bereich groß gewordene Chiphersteller erzielte 2014 zwar erst vier Prozent seiner Umsätze im Bereich Automotive. Doch das Wachstum lag hier zuletzt bei 80 Prozent und soll auch in den nächsten Jahren mit 50 Prozent extrem hoch bleiben. Seit diesem Jahr arbeitet Nvidia mit mehr als 50 Firmen zusammen, um basierend auf Drive X Lösungen für selbstfahrende Autos zu entwickeln.

Besser als der Markt: Spielend leicht

Nicht nur die extrem starke Positionierung für das Auto der Zukunft begeistert die Aktionäre. Auch das Kerngeschäft mit leistungsfähigen Grafikchips für Computerspiele floriert. Das große September-Kaufsignal im Chart wurde auch von Aussagen seitens Nvidia ausgelöst, dass man angetrieben von einem guten Gaming-Geschäft im dritten Quartal mit 1,18 Miliarden US-Dollar den Konsensus von 1,10 Milliarden überschreiten werde. Die Analysten waren vorsichtig. Denn der Verkauf von Chips für Desktop-Computer schwächelt eigentlich. Doch eine erfolgreiche Nische gibt es: Hochleistungsrechner für neue 3D-Spiele sind unter den meist jugendlichen Gamern hochgefragt. „Der Bereich Gaming entwickelt sich großartig für uns“, so Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang. Insbesondere Grafikkarten der Marke GForce werden Nvidia von Hardcore-Gamern regelrecht aus den Händen gerissen: Hier lag das Wachstum im abgelaufenen Quartal bei 51 Prozent – und das, obwohl der klassische PC-Markt mittlerweile schrumpft.

Nvidia hat nicht nur mit Gaming- Know-how seine Nische gefunden. Auch den schnell wachsenden Bereich Smart TV fasst man ins Auge. Gerade hat der US-Chipspezialist den Shield TV vorgestellt – das kleine praktische Gerät ermöglicht es Fernsehgeräten, Spielfilme im neuen Standard 4K wiederzugeben. Der Nvidia Shield TV dürfte auf hohes Interesse stoßen – schließlich bietet nun auch Netflix seine Filme in diesem noch beeindruckenderen Grafikstandard an – welchen die meisten Altgeräte noch nicht unterstützen.

Kaufsignal und Rückenwind

Nvidia ist die derzeit dynamischste und attraktivste Chipaktie. Rückenwind erhält das Papier einerseits von der starken Positionierung im Bereich Automotive – Hersteller wie Audi setzen beim selbstfahrenden Auto auf Chips des US-Spezialisten. Außerdem boomt das Gaming- Geschäft, da immer aufwendigere Computerspiele auf leistungsfähige Grafikchips von Nvidia angewiesen sind. Spekulativ orientierte Anleger schlagen zu. Es wird volatil bleiben. Eines ist mit Nvidia im Auto oder Depot dafür ausgeschlossen: Gefährdung durch Sekundenschlaf und Tod durch Langeweile.

"Artikel ist in der AKTIONÄR-Ausgabe 43/15 erscheinen"

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