Es ist ein Rausch in Zahlen: Neun Milliarden gehandelte Kontrakte, über eine Million Nutzer – und das alles in nur wenigen Monaten. Was im März als Nischenprodukt startete, ist heute der am schnellsten wachsende Umsatzbringer des Neobrokers Robinhood.
Der Erfolg der sogenannten „Prediction Markets“ stellt selbst optimistische Prognosen in den Schatten. Während das klassische Brokerage-Geschäft zyklischen Schwankungen unterliegt, boomt das Geschäft mit Ja/Nein-Entscheidungen. Robinhood hat einen Nerv getroffen – und bereitet nun den nächsten strategischen Schachzug vor, um die Gewinne nicht mehr teilen zu müssen.
Bislang agiert Robinhood hier in Partnerschaft mit der Plattform Kalshi. Doch JB Mackenzie, General Manager für Futures bei Robinhood, signalisiert deutlich: Das war erst der Anfang. Man sehe eine „starke Kundennachfrage“ und wolle das Momentum nutzen.
Vom Vermittler zum Marktplatz
Robinhood will die Wertschöpfungskette vertiefen. Statt nur als Frontend für Dritte zu fungieren, plant der Broker den Aufbau einer eigenen Terminbörse samt Clearingstelle. Der Startschuss für die „Robinhood Derivatives Exchange“ soll 2026 fallen.
Um dieses Ziel zu erreichen, kauft sich der Konzern Expertise ein. Die Übernahme von MIAXdx, einer von der CFTC lizenzierten Derivate-Clearing-Organisation, ist bereits beschlossene Sache. Als Liquiditätsgeber der ersten Stunde steht das Schwergewicht Susquehanna International Group bereit.
Der Schritt ist logisch: Wer die Infrastruktur besitzt, kontrolliert die Margen. Entsprechend euphorisch verkauft Robinhood den Schritt als Investition in „noch innovativere Produkte“.
Ein heiß umkämpftes Feld
Robinhood ist nicht allein auf der Jagd nach den Wett-Milliarden. Der Markt für Ereigniswetten ist das heißeste Thema im Krypto- und Fintech-Sektor. Kalshi, aktuell noch Partner von Robinhood, verzeichnete in den letzten 30 Tagen ein Handelsvolumen von satten 4,47 Milliarden Dollar. Der krypto-basierte Konkurrent Polymarket setzte im gleichen Zeitraum 3,58 Milliarden Dollar um.
Robinhood emanzipiert sich. War das Geschäftsmodell lange Zeit fast ausschließlich vom umstrittenen „Payment for Order Flow“ abhängig, baut CEO Vlad Tenev nun ein echtes Finanz-Ökosystem. Der Schwenk hin zu Derivaten und eigener Clearing-Infrastruktur ist kapitalintensiv, aber strategisch klug. Anleger bleiben weiter an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Robinhood befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.
26.11.2025, 11:32