Der Nahrungsmittelriese Nestlé startet mit Rückenwind ins neue Jahr – Umsatz übertrifft die Prognosen, Kaffee und Schokolade laufen stark. Doch Analysten warnen: Das Mengenwachstum enttäuscht. CEO Freixe muss liefern. Was Anleger jetzt über Umbau, Bewertung und Kursziele wissen müssen.
Nestlé hat im ersten Quartal 2025 besser abgeschnitten als gedacht. Der Umsatz stieg auf 22,6 Milliarden Franken, das entspricht einem organischen Wachstum von 2,8 Prozent – über den Analystenschätzungen von 2,6 Prozent. Preiserhöhungen bei Kaffee und Schokolade gaben den Ausschlag. Das reine Mengenwachstum (RIG) blieb mit nur 0,7 Prozent jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Die Region Europa glänzte mit 3,4 Prozent organischem Wachstum, getrieben von KitKat und Purina. Asien, Ozeanien und Afrika legten um 3,1 Prozent zu. Nord- und Südamerika hinkten mit 1,9 Prozent hinterher – besonders in Nordamerika war der Absatz weiterhin schwach.
Seit September führt Laurent Freix das Ruder bei Nestlé – mit klarem Fokus: weniger Komplexität, mehr Schlagkraft. Unter dem Programm „Fuel for Growth“ will der Konzern 0,7 Milliarden Franken einsparen, um in Innovation und Werbung zu investieren. Der Fokus liegt auf „Big Bets“ wie Nescafé Espresso Concentrate und dem Ausbau erfolgreicher Marken. Gleichzeitig stehen 18 schwächelnde Geschäftsbereiche unter Beobachtung – erste Fortschritte sind sichtbar.
Nespresso stark, Health Science unter Erwartung
Bei den Sparten zeigt sich ein gemischtes Bild: Nespresso wächst mit 5,7 Prozent organisch, angetrieben durch Nordamerika und neue Systeme wie Vertuo. Dagegen enttäuscht Nestlé Health Science mit 4,2 Prozent, Analysten hatten hier über neun Prozent erwartet. Besonders schwach: Vital Proteins und Nature’s Bounty.
Experten vorsichtig
David Hayes von Jefferies bleibt auf der Bremse: Seine Einschätzung lautet weiterhin „Underperform“ bei einem Kursziel von 75 Franken. Die Begründung: Das schwache Mengenwachstum wiege schwerer als der überraschend starke Umsatz. Hayes rechnet mit keiner kurzfristigen Besserung – die Schwäche könne sich im zweiten Quartal fortsetzen.
Von 27 Experten im Bloomberg-Konsens empfehlen 12 den Kauf, 13 raten zum Halten, zwei stufen die Aktie als Verkauf ein.
Charttechnisch hat sich die Nestlé-Aktie zuletzt an der Horizontalen bei 85,50 Franken stabilisiert. Ein Ausbruch über die psychologisch wichtige Marke von 100 Franken könnte frische Dynamik bringen. Auf der Unterseite dient das März-Tief als Absicherung.
Nestlé bleibt ein Schwergewicht im Umbau – mit Licht und Schatten. Die Q1-Zahlen überzeugen beim Umsatz, enttäuschen jedoch beim Volumen. Die Dividendenpolitik ist stark, das Bewertungsniveau fair. Der neue CEO liefert erste Erfolge, aber der Weg zur nachhaltigen Wachstumsstory ist noch weit. Langfristig orientierte Anleger bleiben dabei – wer auf den Turnaround spekuliert, braucht Geduld.
Nestlé ist Bestandteil des DER AKTIONÄR European Champions Index – zusammen mit Branchengrößen wie SAP, ASML und LVMH. Weitere Infos zum Index finden Sie unter diesem Link.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinba-rung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.