Die Munich Re glänzt bei den heutigen Zahlen mit einem Milliardengewinn und einer exzellenten Schaden-Kosten-Quote. Doch der neue Chef in spe bleibt vorsichtig. Die erste Ernüchterung der Anleger ist dennoch bereits verflogen: Das deutliche Minus zum Handelsstart ist am Nachmittag fast vollständig weggeschmolzen.
Nach dem überraschend starken Quartalsgewinn von fast zwei Milliarden Euro mahnt der künftige Munich-Re-Chef Clemens Jurecka zur Vorsicht. „Wir wollen uns für das vierte Quartal etwas Spielraum behalten“, erklärte er in einer Telefonkonferenz.
Hintergrund ist die aktuelle Sturmsaison: Hurrikan Melissa hat in der Karibik nach Expertenschätzungen Schäden in Höhe eines einstelligen Milliarden-Dollar-Betrags angerichtet. Munich Re rechnet derzeit damit, einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag übernehmen zu müssen. Zum Taifun Fung-Wong, der die Philippinen getroffen hat, wollte Jurecka noch keine Einschätzung abgeben.
Nach Jahren kräftiger Preissteigerungen im Rückversicherungsgeschäft scheint der Zyklus zudem vorerst an seinem Ende angekommen zu sein. Die Munich Re hat ihre Umsatzprognose daher erneut leicht gesenkt und erwartet für 2025 nun einen Versicherungsumsatz von rund 61 Milliarden Euro – nach zuvor 62 Milliarden Euro.
Immerhin: Der Konzern geht davon aus, dass die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb im Schaden-/Unfall-Segment einen kleineren Anteil am Umsatz beanspruchen werden als bisher erwartet.
An der Börse lösten die Zahlen dennoch zunächst keine Freudensprünge aus. Zum Handelsstart rauschte die Aktie rund vier Prozent nach unten. Am frühen Nachmittag hat sich das Minus bereits auf weniger als ein Prozent reduziert – auch dank positiver Analystenstimmen.
Ben Cohen von RBC zeigte sich über die negative Kursreaktion trotz der starken Ergebnisse überrascht. Er verweist auf den Kapitalmarkttag am 11. Dezember, der nun als entscheidender Termin gilt: Dort dürfte Munich Re neue Mittelfristziele vorstellen – und laut Cohen wohl auch ein deutlich größeres Aktienrückkaufprogramm ankündigen.
Die Analysten von JPMorgan bestätigten derweil ihre Einstufung auf Overweight mit Kursziel 650 Euro und lobten die starke operative Entwicklung. Jefferies bleibt dagegen bei Hold und Kursziel 555 Euro – mit dem Hinweis, dass Umsatzrückgänge und Gewinnsprünge wie bei der Hannover Re derzeit Hand in Hand gehen.
Die Enttäuschung über die nicht angehobene Jahresprognose ist schnell verflogen. Was nicht ist, kann schließlich noch werden. Die reinen Zahlen für das dritte Quartal waren ohne Wenn und Aber stark – das gilt aber auch für den Konkurrenten Hannover Rück, den DER AKTIONÄR aktuell unter den großen Rückversicherern favorisiert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.
11.11.2025, 14:21