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19.05.2018 Marion Schlegel

Morphosys – geballte Pipeline-Power

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Morphosys

Die Biotechnologiebranche boomt. Im vergangenen Jahr erreichten allein in den USA 40 Medikamente die Marktzulassung. Das sind rund doppelt so viel wie noch im Jahr 2016. Auch ein deutsches Unternehmen konnte sich freuen und die erste Zulassung in der Firmengeschichte feiern: Morphosys. Für die Pipeline war dies der Ritterschlag, für das Unternehmen aber wohl nur ein wichtiger Zwischenschritt einer langen Erfolgsstory.

Starke Pipeline, erste Zulassung

Insgesamt hat Morphosys derzeit 28 Programme in der klinischen Entwicklung beziehungsweise rund 100 verschiedene Wirkstoffe in der Pipeline, die teilweise als Partnerprojekte, teilweise in Eigenregie verfolgt werden. Damit verfügt das Unternehmen über eine der umfassendsten Pipelines der gesamten Biotechnologiebranche. Mit Guselkumab gelang 2017 die Markteinführung des in Zusammenarbeit mit Janssen entwickelten Schuppenflechtepräparats, das unter dem Namen Tremfya vermarktet wird. Morphosys erhält nun Tantiemen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Doch damit ist das Potenzial des Projekts keineswegs ausgeschöpft. Zuletzt hat Janssen sehr vielversprechende Langzeitdaten aus der klinischen Phase-3-Studie VOYAGE vorgelegt, die eine langfristige Verbesserung des Hautbilds bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte gezeigt haben. Der Finanzvorstand von Morphosys, Jens Holstein, erklärt hierzu im Gespräch mit dem AKTIONÄR zuversichtlich: „Unser Partner Janssen führt derzeit eine Reihe von weiteren Phase-3-Studien in den Indikationen Schuppenflechte und psoriatische Arthritis durch, weitere sind bei Morbus Crohn geplant. Das ist natürlich vielversprechend und erhöht auch das Potenzial für uns. Natürlich werden wir hier nicht von heute auf morgen Ergebnisse sehen, aber es verdeutlicht die umfangreichen Möglichkeiten des Wirkstoffs. Langfristig erhoffen wir uns davon, dass wir mit den Tantiemen von Tremfya die Einnahmen aus unserer Novartis-Partnerschaft noch deutlich übertreffen werden. Das Potenzial ist in jedem Fall sehr groß.“ In den kommenden Monaten dürften aus den Studien sukzessive weitere Ergebnisse veröffentlicht werden. Mit der Alzheimer-Hoffnung Gantenerumab befindet sich ein anderes Partnerprogramm (hier Roche) ebenfalls in Phase 3 der Entwicklung, zahlreiche weitere folgen in Phase 2 und darunter.

Fokus auf eigene Projekte

Die große Fantasie spielt bei Morphosys allerdings woanders – und zwar bei den Wirkstoffen, die in Eigenregie entwickelt werden. Holstein erklärt hierzu: „Unser Fokus liegt ganz klar auf den eigenen Programmen. Bei den Wirkstoffen, in die man selber investiert, sind die späteren Einnahmen deutlich höher. Das haben wir ja bereits bei MOR103, bei MOR202 und jetzt auch bei MOR208 gesehen. Man hat natürlich immer auch das Risiko, dass ein Projekt scheitert, aber die Gewinnchancen sind im Erfolgsfall ungleich höher. Bei MOR202 haben wir bereits mehr als 140 Millionen Euro an Cash generieren können. Bei MOR103 haben wir über die finanziellen Rahmenbedingungen gestaffelte zweistellige Tantiemen sowie Meilensteinzahlungen in einer Größenordnung von mehr als 400 Millionen Euro vereinbart, wenn das Produkt die Zulassung erhält. Das ist ganz klar unsere Strategie und sie macht sich auch bezahlt. Schließlich haben wir mit MOR106, das wir zusammen mit Galapagos gegen atopische Dermatitis entwickeln, ein weiteres spannendes Programm, das wir in Kürze in die Phase 2 bringen wollen.“

Hoffnungsträger MOR208

Das am weitesten fortgeschrittene eigene Projekt ist das Blutkrebsmittel MOR208. Läuft alles nach Plan, kann Morphosys dieses womöglich schon in zwei Jahren zur Behandlung des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL), die häufigste Form des Non-Hodgkin-Lymphoms, auf den Markt bringen und sich somit enorm hohe Einnahmen sichern. Die jüngsten Ergebnisse waren äußerst vielversprechend. 49 Prozent der Patienten sprachen auf die Behandlung mit MOR208 an, 31 Prozent zeigten sogar eine vollständige Remission. Im laufenden Jahr dürften zu MOR208 weitere Studiendaten veröffentlicht werden. Im Bereich der malignen Erkrankungen der B-Zellen ergibt sich auf den wichtigsten Weltmärkten ein Marktpotenzial von mehreren Milliarden Dollar. Einen Großteil könnte sich Morphosys mit MOR208 sichern.

Newsflut 2018 zu erwarten

Von den eigenen Programmen stehen 2018 Daten zu MOR103 auf dem Programm. Beim vielversprechenden Gemeinschafts­projekt mit Galapagos MOR106 zur Behandlung von atopischer Dermatitis (Neurodermitis) dürfte im zweiten Quartal die Phase-2-Studie beginnen. Experten sehen bei der Indikation enorm hohe Chancen. MOR106 ist der weltweit erste gegen das IL-17C-Antigen gerichtete Antikörper in der klinischen Entwicklung und verfügt somit über First-in-class-Potenzial.

Von den Partnerprogrammen dürfte es unter anderem News zum Head-to-head-Vergleich von Tremfya mit den Konkurrenzmittel Cosentyx geben. Zudem ist der Start der Studien bei Morbus Crohn geplant. Beim Alzheimerprogramm Gantenerumab werden zudem zwei Phase-3-Studien beginnen. Und es wird wohl auch Daten zum Phase-2-Projekt Bimagrumab geben.

Starkes Paket

Die Strategie geht auf, verstärkt auf die lukrativen eigenen Projekte zu setzen. Zumal die Gesellschaft nicht zuletzt mit MOR208 und MOR106 hier über äußerst vielversprechende Programme verfügt, die langfristig die Einnahmen kräftig nach oben schrauben dürften. Aber auch darüber hinaus ist die Pipeline von Morphosys gut gefüllt. Zudem sollte nach dem US-Börsengang in Zukunft für die Aktie auch verstärktes Interesse aus den USA kommen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der AKTIONÄR-Ausgabe 15/2018, welche hier bequem als Download zur Verfügung steht.

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