Dicke Luft im KI-Sektor. Die einst so harmonische Partnerschaft zwischen dem Tech-Giganten Microsoft und dem KI-Pionier OpenAI scheint vor einer Zerreißprobe zu stehen. Wie das Wall Street Journal berichtet, erwägen Führungskräfte von OpenAI nun drastische Schritte – bis hin zu einer möglichen Kartellrechtsbeschwerde gegen ihren wichtigsten Partner und Investor.
Hintergrund der eskalierenden Spannungen: OpenAI will offenbar den Einfluss von Microsoft auf seine KI-Produkte und die dringend benötigten Rechenkapazitäten reduzieren. Ein ambitioniertes Ziel, bedenkt man die Milliardeninvestitionen und die tiefe technologische Verflechtung der beiden Unternehmen.
Gleichzeitig, so berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen, sei die Zustimmung Microsofts für eine Umwandlung OpenAIs in ein gewinnorientiertes Unternehmen von entscheidender Bedeutung – ein Schritt, der für die Kapitalbeschaffung und einen potenziellen Börsengang unerlässlich ist.
Die „nukleare Option“ als Druckmittel
Die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien gestalten sich dem Bericht zufolge zunehmend schwierig. Es scheint, als seien die Grenzen der Diplomatie erreicht. In den letzten Wochen sei bei OpenAI sogar die „nukleare Option“ diskutiert worden: Microsoft öffentlich wettbewerbswidriges Verhalten im Rahmen der Partnerschaft vorzuwerfen.
Dies könnte eine Untersuchung durch Bundesbehörden sowie eine öffentliche Kampagne nach sich ziehen – ein Horrorszenario für die bisherige Vorzeige-Kooperation, die Microsoft maßgeblich an die Spitze der KI-Bewegung katapultiert hat.
Vom Partner zum Konkurrenten?
Ein solcher Schritt würde die sechsjährige, milliardenschwere Allianz gefährden, die weithin als eine der erfolgreichsten im Technologiesektor gilt. Microsoft hatte das explosive Wachstum von OpenAI mit Kapital und Ressourcen massiv unterstützt und im Gegenzug frühzeitigen Zugang zu dessen bahnbrechender Technologie erhalten – ein Deal, der sich für beide Seiten bisher auszuzahlen schien. Doch die Dynamik hat sich offenbar gewandelt: Aus Partnern scheinen zunehmend Konkurrenten geworden zu sein, was Einigungen zu verschiedenen Themenfeldern deutlich erschwert.
Die KI-Story war einer der wesentlichen Treiber für die jüngste Kursrally. Eine Eskalation des Konflikts mit OpenAI könnte nicht nur die KI-Strategie von Microsoft empfindlich treffen. Noch ist aber unklar, ob es tatsächlich zur Klage kommt oder ob die Drohung lediglich als scharfes Verhandlungsinstrument dient. Die Aktie zeigt sich von dem Rosenkrieg allerdings wenig beeindruckt und setzt ihre Aufwärtsbewegung weiterhin fort. Anleger bleiben daher vorerst weiter an Bord.