Beyond Meat bereitet sich auf einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 vor. Bei dem US-Konzern, der als Pionier für pflanzliche Fleischalternativen gilt, dürften damit zeitnah die Lichter ausgehen. Für die Aktie geht es daher am Freitag im vorbörslichen US-Handel spürbar bergab. Doch wie konnte ein Unternehmen, das die Lebensmittelbranche revolutionierte, derart in die Krise geraten?
Beyond Meat war ein Vorreiter. Mit seinem Burger-Patties, die aussehen, schmecken und sich anfühlen wie Fleisch, hat das Unternehmen eine neue Kategorie geschaffen: pflanzliches Fleisch, das Fleischkonsumenten eine Veggie-Alternative bietet.
Doch Innovation allein reicht nicht, wenn es keinen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil gibt. Wie ein geflügeltes Wort in der Wirtschaft lautet: „Being first does not mean you have a moat.“ Beyond Meat fehlt es an einem Burggraben – einem Schutzwall, der das Geschäftsmodell vor Nachahmern sichert.
Die Rezepte für pflanzliche Fleischprodukte sind kein Hexenwerk. Beyond Meat besitzt kaum nennenswerte Patente oder exklusive Technologien, die Konkurrenten auf Distanz halten könnten. Sobald die Kategorie etabliert war, strömten andere Unternehmen – von etablierten Fleischproduzenten bis hin zu Supermarktketten – in den Markt. Das Ergebnis: Ein vormals innovatives Produkt wurde zur Massenware. Was einst ein Alleinstellungsmerkmal war, ist heute in jedem Kühlregal zu finden – oft günstiger und von Marken mit größerer Reichweite.
Fleischersatz bleibt eine Niesche
Die Nachfrage nach pflanzlichem Fleisch ist real, aber sie bleibt eine Nische. Laut Branchenberichten erreichten die Umsätze mit pflanzlichem Fleisch in den USA 2019 etwa 939 Millionen Dollar. Bis 2023 wuchsen sie auf 2,00 bis 2,25 Milliarden Dollar und bis 2030 erwartet Grand View Research ein Wachstum auf 6,14 Milliarden Dollar. Doch dieses Wachstum ist zu langsam, um die Flut an Konkurrenten zu verkraften, die den Markt überschwemmen.
Zudem ist die Zielgruppe überschaubar: Flexitarier, Veganer und umweltbewusste Konsumenten lieben Produkte wie den Beyond Burger, doch die breite Masse bleibt skeptisch. Für viele Verbraucher bleibt Fleisch die erste Wahl. Pflanzliche Alternativen werden indes als Nice-to-have, aber nicht als Must-have wahrgenommen. Diese begrenzte Marktakzeptanz hat Beyond Meat hat zusehends unter Druck gesetzt.
Ein katastrophales Quartal
Die Zahlen des zweiten Quartals 2025 sprechen eine klare Sprache: Der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent. CEO Ethan Brown zeigte sich auf der Quartalskonferenz enttäuscht, aber nicht überrascht. „Unsere Ergebnisse spiegeln die anhaltende Schwäche in der Kategorie pflanzliches Fleisch wider, insbesondere im US-Einzelhandel und in bestimmten internationalen Foodservice-Segmenten“, erklärte er. Die Worte klingen wie ein Eingeständnis, dass die goldene Ära von Beyond Meat vorbei ist.
Um die Krise zu bewältigen, hat Beyond Meat drastische Maßnahmen ergriffen. Das Unternehmen hat John Boken von der Unternehmensberatung AlixPartners als Interims-Chief Transformation Officer engagiert, um eine umfassende Umstrukturierung zu leiten. Ziel ist es, die Betriebskosten zu senken, die Bruttomarge zu erhöhen und die betriebliche Effizienz zu verbessern.
Doch diese Maßnahmen gleichen dem Versuch, ein sinkendes Schiff mit einem Eimer zu retten. Die Liquiditätslage ist prekär: Zum 28. Juni 2025 verfügte Beyond Meat über lediglich 117,3 Millionen Dollar an Bargeld und liquiden Mitteln – bei einer Gesamtverschuldung von 1,2 Milliarden Dollar. Zwar hat das Unternehmen keine kurzfristigen Fälligkeiten, doch die Wand, an die es 2027 stößt, wenn die Wandelanleihen fällig werden, rückt näher.
Um das Überleben des Unternehmens zu sichern, bereitet Beyond Meat laut The Street einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 vor. Ziel ist es, die Reorganisation in Eigenregie erfolgreich umzusetzen. Doch ob dieser Schritt gelingt, ist höchst fraglich.
Vorbörslich geht es für Beyond Meat am Freitag um rund 6,5 Prozent nach unten. Sollte der Antrag nach Chapter 11 tatsächlich eingereicht werden, dürften sich die Verluste deutlich ausweiten. Anleger greifen nicht ins fallende Messer. Welche Aktien hingegen jetzt eine Kauf sind, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe.
15.08.2025, 11:00