DER AKTIONÄR – Unsere App
25.09.2025, 14:57
Brüssel schaut genau hin: Die EU-Kommission hat ein Kartellverfahren gegen Europas wertvollsten Softwarekonzern eröffnet. Im Fokus stehen Praktiken, die Kunden bei wichtigen IT-Diensten belasten könnten. Die Aktie rutscht am Donnerstag ab. Was steckt hinter den Vorwürfen?
Die Europäische Kommission hat ein Kartellverfahren gegen SAP eröffnet. Dabei geht es um den Verdacht, dass der Konzern bei Wartungs- und Supportdiensten für seine ERP-Software (Enterprise Resource Planning) den Wettbewerb verzerrt. ERP ist ein zentraler Baustein für das Management von Geschäftsprozessen in Großunternehmen.
Nach Einschätzung der Kommission könnte SAP Kunden gezwungen haben, ausschließlich eigene Dienste zu nutzen. Beanstandet werden unter anderem folgende Praktiken: Kunden sollen für verschiedene Produkte denselben Support übernehmen müssen, konnten Verträge für ungenutzte Lizenzen nicht beenden und sahen sich mit hohen Gebühren konfrontiert, wenn sie nach einer Unterbrechung zurückkehrten.
Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera erklärte: „Wir sind besorgt, dass SAP in diesem wichtigen Markt den Wettbewerb eingeschränkt hat, indem es Rivalen den Zugang erschwert und europäischen Kunden weniger Auswahl zu höheren Kosten hinterlassen hat.“ SAP kann nun Verpflichtungen vorschlagen, um die Bedenken auszuräumen.
Das Unternehmen selbst weist die Vorwürfe zurück. Man handele im Einklang mit gängigen Branchenstandards, teilte SAP mit. Zudem gehe man davon aus, dass das Verfahren keine wesentlichen Auswirkungen auf die finanzielle Lage haben werde. Gleichwohl wolle man eng mit der EU-Kommission zusammenarbeiten.
Die Aktie gab nach Bekanntwerden der Untersuchung am Donnerstag in Frankfurt rund zwei Prozent nach. Mit einem Börsenwert von rund 266 Milliarden Euro ist SAP aktuell das wertvollste börsennotierte Unternehmen Deutschlands.
Das Verfahren reiht sich ein in eine Serie von EU-Wettbewerbsverfahren, die zuletzt vor allem US-Tech-Konzerne wie Microsoft und Apple trafen. Nun gerät erstmals wieder ein europäisches Schwergewicht ins Visier. Für Anleger gilt: abwarten. Wer im Softwaresektor investieren will, findet in Oracle derzeit die spannendere Alternative. Der Konzern wächst stärker, zeigt Schwung im Cloud-Geschäft und schneidet an der Börse besser ab. Mit Großaufträgen und dem Ausbau seiner KI-Infrastruktur hat sich Oracle neu positioniert. Das Unternehmen überzeugt durch Fantasie und eine breite Kundenbasis. SAP dagegen steht für Stabilität, wächst aber langsamer und liegt bei der Cloud-Transformation zurück. Die Aktie der Walldorfer ist derzeit kein Kauf.
Sofortkauf