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Er ist zurück: „Tesla ist Netflix“ – 95-Prozent-Crash?

Er ist zurück: „Tesla ist Netflix“ – 95-Prozent-Crash?
Foto: Getty Images
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Florian Söllner 03.05.2022, 16:21 Florian Söllner

Spätestens seit dem Kauf von Twitter ist Elon Musk ganz oben angekommen. Dank der enorm hoch gestiegenen Tesla-Aktie ist er der reichste Mann der Welt. Auf dem Weg dahin hat er es allen gezeigt. Legendär sind seine Fights mit Shortsellern. Der „traurigste“ Bär der Wallstreet meldet sich nun zurück.

Tesla-Aktien zu shorten, war keine gute Idee. Dank toller Autos, E-Auto-Förderung, Notenbanken-Gelddrucken und der treuen Musk-Gefolgschaft ist Tesla mit einer Billion Dollar mittlerweile mehr wert als die 14 größten Autohersteller von BMW, Ford, Mercedes, Toyota bis VW – erlöst derzeit aber „erst“ rund drei Prozent der kumulierten Umsätze der Branchengrößen. David Einhorn hat sich daran die Zähne ausgebissen: Der einst umjubelte Warner vor der Lehman-Pleite hat sich mit Tesla verzockt. Sein Fondsvolumen ist seit 2016 auch wegen des Tesla-Leerverkaufs von 15 auf 2 Milliarden Dollar gefallen.

Lebenszeichen im April

Noch unglücklicher hat Mark Spiegel agiert. Der aggressive Shortseller hat mit Tesla viel Geld verloren und wurde wegen beleidigender Ausfälle auf Twitter gesperrt. Fraglich, ob ihn Twitter nach der Musk-Übernahme wieder freischaltet. Bis dahin postet er unter dem Namen seines Fonds „Stanpyhl Capital“. Youtuber haben ihn als den „traurigsten“ aller Shortseller bezeichnet. Doch er gibt nicht auf und wieder einmal ein Lebenszeichen von sich, nachdem sein Portfolio im April 20 Prozent zugelegt hat. „Tesla ist Netflix“, so seine provokante Aussage in seinem Fonds-Monatsbericht.

Tesla (WKN: A1CX3T)

„Absurde Bewertung“

Seine Argumentation: Auch Netflix habe jahrelang eine „absurde“ Bewertung an der Börse erzielt, sei aber schließlich von einer Armee von neuen Rivalen eingeholt und vom „hypergrowth“-Modus zur Stagnation gebracht worden. Jetzt würden auch in der Autobranche die Wettbewerber ausschwärmen. VW, Hyundai/Kai, Ford, GM, BMW, Mercedes, BYD und bald Toyota würden für Tesla das, was Disney, HBO Max, Amazon Prime, Peacock und Hulu für Netflix geworden sind. Spiegel, der bisher falsch lag, wagt eine neue Prognose: „Schließlich wird die Tesla-Aktie rund 95 Prozent einbrechen auf das Bewertungsniveau anderer Autofirmen.“

Er glaubt, dass, sobald Tesla und Co wieder voll produzieren und sich der E-Auto-Engpass auflöst, „drastische“ Preisreduzierungen im Markt anstehen. Aktuell erlöst Musk noch einen Startpreis von 47.000 Dollar für das Model 3.

Tesla erzielt bereits eine Run-Rate von 1,3 Millionen Auto pro Jahr. Bullen würden glauben, dass Tesla in zehn Jahren mit 20 Millionen Autos doppelt so viel wie Volkswagen baut. Spiegel hält dies für „absurd“, da dies rund 35 weitere Fabriken mit einer 500.000er-Kapazität wie in Deutschland benötige. Selbst wenn dies in zehn Jahren gelinge, sei ein angenommener Wert von Tesla in der Zukunft von 500 Milliarden Dollar zu 15 Prozent abdiskontiert heute auch nur „100 Dollar pro Aktie“ wert.

Energie-Firma?

Auch für das Bullen-Argument, Tesla sei doch nicht nur eine Autofirma, weiß Spiegel einen Konter: Tesla habe im Q1 nur 616 Millionen Dollar mit „Tesla Energy“ erzielt, bei Kosten von 688 Millionen Dollar und damit einer negativen Rohmarge. „Falls Tesla also wirklich eine Energie-Firma ist, ist sie noch mehr aufgeschmissen“, folgert der Shortseller.

Bullen vs. Bären

Bisher lag Spiegel mit dem Short auf Tesla grandios daneben. Anders als vom ihm erwartet, haben die E-Auto-Offensiven der alten Hersteller lange nicht gegriffen und werden aktuell zusätzlich vom Chip-Engpass gebremst. BMW etwa hat selbst im Jahr 2022 in Europa immer noch keinen Elektro-3er im Programm, der dem Blockbuster Model 3 zur Gefahr werden könnte. Dennoch: Neben den schönen Zukunftsprognosen von Bullen wie ARK, die 500 Milliarden Roboterauto-Umsätze ab 2026 für möglich halten, ist die Meinung von Spiegel ein guter Ausgleich, um den Bezug zur Realität zu halten. Die Wahrheit liegt wohl wie so oft eher der Mitte als in extremen Bullen- und Bären-Szenarien.

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