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18.11.2021 Leon Müller

Deutsche Telekom: Die 4,79 Prozent-Aktie

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Deutsche Telekom

Vor ziemlich genau vier Jahren schrieb ich an anderer Stelle einen Beitrag unter der Überschrift „T-Aktie = Tschüss-Aktie“ über das deutsche Trauma und die Lehren aus dem Hype Ende der 1990er-Jahre um die Aktie als Anlageform. Mit dem Börsengang der Deutschen Telekom am 18. November 1996 begann für deutsche Anleger eine neue Epoche.

 Eine Epoche voller Euphorie und Hysterie, voller Gier und Angst. Auf die anfängliche Euphorie – entfacht auch durch die größte Werbekampagne für ein IPO, die Deutschland je gesehen hat – folgt wenige Jahre später das große Trauma. Das im März des Jahres 2000 erreichte Hoch sehen die Aktionäre des Bonner Telekom-Konzerns nicht wieder – bis heute. Viele wenden sich ab, wollen mit der Börse nichts mehr zu tun haben. Tatsächlich notiert die Aktie heute mit rund 17 Euro meilenwert entfernt von ihrem damaligen Hoch oberhalb von 100 Euro. Bleibt die Frage: War die Telekom das schlechte Investment, für das traumatisierte Anleger es gehalten haben?

Fakt ist: Wer zum Börsengang eingestiegen ist – ausgegeben wurden die Aktien damals zu 28,50 Deutsche Mark (umgerechnet 14,57 Euro) –, hat bis heute gemessen an der Kursentwicklung nicht wirklich viel verdient. Die Rendite beträgt nahezu lächerliche 16 Prozent. Nicht viel für einen Anlagezeitraum von 25 Jahren – ein Vierteljahrhundert.

Doch wer so rechnet, begeht einen grundlegenden Fehler. Die Rendite einer Aktie ist mehr als nur die Entwicklung des Kurswertes. Insbesondere im Fall der Telekom erweist sich die Vernachlässigung der zweiten elementaren Renditekomponente als sträflich: Dividendenzahlungen sind gerade bei großen Unternehmen ein wesentlicher Renditetreiber. Diese eingerechnet, ergibt sich für denselben Zeitraum eine Gesamtrendite in Höhe von 222 Prozent. Anders gesagt: Wer 1996 eingestiegen und bis heute nicht mehr ausgestiegen ist, hat seinen Einsatz verdreifacht. Aufs Jahr gerechnet ergibt sich damit eine annualisierte Rendite von 4,79 Prozent. Ob das viel oder wenig ist, hängt von der Bezugsgröße ab. Es ist mehr, als Anleger auf einem Sparbuch oder einem Tagesgeldkonto erhalten hätten. Und weniger, als ein Investment in Amazon oder Apple erwirtschaftet hätte. Welch Überraschung. Doch dass selbst ein DAX-Investment mehr gebracht hätte, ist dann doch wenig schmeichelhaft für die T-Aktie.

Das alles zeigt aber vor allem, dass, wer erfolgreich anlegen möchte, zwei Dinge beachten muss: Er sollte viel Zeit einplanen. Und er sollte niemals alles auf eine Karte setzen, egal wie vermeintlich sicher (Telekom) oder vielversprechend (Worldcom und Enron lassen grüßen) sie im ersten Augenblick auch erscheinen mag. Wer das beherzigt, muss ein Trauma nicht fürchten. Und in gewisser Hinsicht ist die T-Aktie dann auch mit die beste Werbung für die Aktie als Anlageform. Denn trotz ihrer Underperformance zum Gesamtmarkt und ihres zeitweise schlechten Rufs hat sie Anlegern auf lange Sicht dennoch eine stattliche Rendite beschert. In diesem Sinne: Herzliche Glückwünsche an alle, die durchgehalten haben. Und herzliche Glückwünsche zu einem Vierteljahrhundert Börsendasein, liebe Bonner.

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Die große Metaverse-Wette

Das Internet erlebt gerade eine neue Revolution namens Metaverse. Ganz vorn mit dabei ist Facebook, das sich nun zu Meta Platforms umbenannt hat. (S. 42)

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