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11.08.2014 Andreas Deutsch

"Der DAX kann auf 8.000 Punkte fallen"

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DAX

Die Krise zwischen Ost und West spitzt sich zu. Der Börse gefällt das ganz und gar nicht. Am Freitag ist der DAX unter die Marke von 9.000 Punkten gerutscht. „Es kann noch weiter runtergehen“, meint Börsenexperte Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank.

Herr Hellmeyer, die Anleger haben derzeit nicht viel zu lachen. Wie ist Ihre Stimmung?

Nicht gut. Ich mache mir große Sorgen über die Politik der Eskalation des Westens in der Ukrainekrise. Hinsichtlich der europäischen Geschichte ist das nahezu unfassbar. Ich denke, dass es vielen gar nicht bewusst ist, welche schwerwiegenden Konsequenzen die Auseinandersetzung zwischen Ost und West haben kann und wird. Damit meine ich vor allen Dingen viele westeuropäische Politiker. In den USA ist man sicher besser informiert.

Welche Konsequenzen meinen Sie?

Russland wird aus der Krise seine Lehren ziehen – zum Nachteil des Westens. Das Land sieht ganz klar: Der Westen ist unzuverlässig. Er stellt Handelsvereinbarungen infrage, sanktioniert und droht. Hingegen haben Russland und zuvor die Sowjetunion niemals Lieferverträge zur Disposition gestellt – auch nicht dann, als die Spannungen im Kalten Krieg besonders groß waren. Russland wird sich strategisch gen Osten ausrichten und erfolgreich sein.

Sie tun so, als ob Russland völlig unschuldig ist an der Ukrainekrise.

Russland ist nicht unschuldig. Aber der Aggressor ist zweifelsfrei der Westen. Bei den Zwei-plus-Vier-Verträgen ist Russland versprochen worden, dass es keine NATO-Osterweiterung geben wird. Dieses Versprechen ist die Basis der deutschen Einheit. Zuerst wurde der Nato-Austritt Deutschlands seitens Russlands gefordert. In den Budapester Verträgen heißt es, dass die Ukraine ein souveräner Staat bleiben wird. Und was ist passiert? Es wurde eine verdeckte Opposition in der Ukraine von den USA klammheimlich mit fünf Milliarden Dollar finanziert, um eine genehme westliche Regierung zu installieren. Die aktuell installierte Putsch-Regierung in der Ukraine wird von CIA beraten. Das war der Bruch der Souveränität. Die Krim-Sezession war eine Reaktion, nicht Aktion. Damit hat der Westen zuerst klar gegen internationales Recht verstoßen und dafür gesorgt, dass die Lage in der Ukraine eskaliert ist. Das Appeasement wurde die letzten gut 20 Jahre von Russland geliefert, das die Westexpansion schlussendlich duldete. Jetzt Russland im Westen als Aggressor propagandistisch darzustellen, ist eine Beleidigung unterdurchschnittlicher Intelligenz und eine Desinformation bezüglich der Geschichte der letzten gut 20 Jahre!

Gibt es eine Lösung für die Krise?

Der Westen muss den ersten Schritt machen, nicht der Osten. Er muss die Sanktionen zurückfahren und damit guten Willen zeigen. Kurzfristig wird sich die Ost-West-Krise aber nicht entspannen, dafür erscheinen mir die Fronten im Moment zu verhärtet.

Wird die Weltwirtschaft merklich leiden?

Davon gehe ich aus. Die Welt teilt sich neu: in Russland und Westeuropa sowie BRICs und Westen. Diese Spaltungen werden den Welthandel belasten, was die Gewinne etlicher Unternehmen schmälern wird.

Welche Folgen hat die Krise für Deutschland?

Wir sind einer der Hauptleittragenden der Misere, da viele deutsche Unternehmen Geschäfte mit Osteuropa machen. Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau, aber auch die Automobilbranche werden die Folgen der Krise besonders zu spüren bekommen. BMW hat ja schon vor den Sanktionen gegen Russland Probleme beim Osteuropageschäft vermeldet.

Müssen wir an der Börse mit einem Absturz rechnen?

Einen Crash wie 2008 wird es nicht geben. Das wird die Fed zu verhindern wissen. Aber die Aktienmärkte werden definitiv weiter verlieren. Diese Wunden, die hier geschlagen wurden, sind tiefer. Hier stehen grundsätzliche Strukturen und Beziehungen zur Disposition. So etwas lässt sich nicht kurzfristig in der Gesamtheit heilen. Ich sehe den DAX in den kommenden Monaten bei 8.500 Punkten, eventuell sogar bei 8.000 Zählern, wenn sich die Ukrainekrise weiter verschärfte. Wenn sich die Krise entspannt, sollte ein Großteil der Verluste zügig wieder wettgemacht werden.

Wann sehen wir die 10.000 Punkte wieder?

Einen fünfstelligen DAX können wir uns auf absehbare Zeit abschminken.

Herr Hellmeyer, vielen Dank für das Interview.

Lesen Sie in der neuen Ausgabe des AKTIONÄR: Angst an der Börse - Ukraine-Krise belastet immer mehr. Clevere Anleger erkennen aber die Chancen. Bei welchen Top-Aktien können Anleger jetzt zugreifen? Bei welchen Titeln sollte man lieber warten?

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