Am Mittwochmorgen traten die in der vergangenen Woche angekündigten, länderspezifischen US-Sonderzölle offiziell in Kraft. Nach gestrigen Kursgewinnen geht es für den DAX wieder abwärts: Das Minus beträgt mittlerweile 3,6 Prozent auf 19.539,59 Punkte. Damit rutscht der Kurs erneut unter die 200-Tage-Durchschnittslinie.
Neben den zunehmenden Spannungen im Handelsstreit zwischen den USA und China sorgt der sich zuspitzende Zollkonflikt mit der EU für weitere Unsicherheit an den Märkten. Am Nachmittag wird zudem über eine erste Welle von EU-Gegenmaßnahmen abgestimmt. Geplant sind Zusatzzölle auf eine Auswahl von US-Produkten – als Reaktion auf die bereits vor rund einem Monat eingeführten US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Ein weiteres, umfassenderes Maßnahmenpaket für Autozölle und andere EU-Exporte ist noch in Arbeit.
Auch der MDAX gibt deutlich nach und verliert 2,77 Prozent auf 24.861,65 Punkte. Der EuroStoxx 50 rutscht um 2,8 Prozent ab. Auch in Asien dominierten Kursverluste, und für die US-Börsen deutet sich ein ähnliches Bild an.
Größte Verlierer
Zu den größten Verlierern am Mittwoch gehört Redcare Pharmacy. Die Aktie der Online-Apotheke verliert rund 15 Prozent und ist damit Schlusslicht im MDAX (DER AKTIONÄR berichtete). Der gesamte europäische Pharmasektor steht unter Druck, da US-Präsident Trump erstmals auch Zölle auf bislang verschonte Pharmaprodukte in Aussicht stellt. Bayer, Merck und Sartorius gerieten stark unter Druck.
Zu den schwächsten Werten zählen auch Immobilienwerte. Nach zunächst positiver Reaktion auf die US-Zollankündigungen letzte Woche – bedingt durch sinkende Zinsen am Anleihemarkt – hat sich der Optimismus inzwischen verflüchtigt.
Anleihen im Wanken
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt die Entwicklung am US-Anleihemarkt: Der traditionelle „sichere Hafen“ Staatsanleihen verliert offenbar an Vertrauen. Trumps Zollpolitik schürt Inflationsängste, wodurch die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen mittlerweile den dritten Tag in Folge deutlich anziehen. „Trotz der Verluste am Aktienmarkt steigen die Anleiherenditen weiter – in einem eigentlich risikofeindlichen Umfeld ist das ein deutliches Warnsignal“, schrieb Stephen Innes von SPI Asset Management.
Enthält Material von dpa-AFX