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02.09.2019 Jochen Kauper

DAX-Experte: „Erst noch eine Rally, dann die Rezession?“

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Wenn sich an der Börse etwas in den vergangenen Monaten verändert hat, dann die Haltung der Zentralbanken. Die amerikanische Federal Reserve musste sich von ihrem Wolkenkuckucksheim einer geldpolitischen Normalisierung verabschieden und dreht den Geldhahn seit Juli wieder auf. Der DAX konnte nicht nur deshalb in den letzten Tagen wieder zulegen.

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„Ein Handelsvertrag, normalerweise im Stillen verhandelt, wird zum medialen Mega-Event, zu einer Posse – Verwechslungen, Lügen, unwahrscheinliche Übertreibungen inklusive. Gegenseitige Gesichtswahrung ist damit im Vorfeld ausgeschlossen. Während die Finanzwelt darüber rätselt, wo der Ausweg aus diesem Dilemma sein könnte, scheint der US-Präsident schnurstracks tiefer hinein gehen zu wollen. Trump scheint den Handelskrieg zu lieben. Diese Erkenntnis drehte dann die Anleihemärkte in den USA um. Die Zinskurve zwischen zwei- und zehnjährigen Laufzeiten steht auf dem Kopf. In den vergangenen 50 Jahren passierte das exakt sechs Mal, und sechs Mal folgte eine Rezession im Schnitt 311 Tage später, was statistisch betrachtet den 20. Juni 2020 zu einem fragwürdigen Tag werden lässt. An diesem Samstag im Sommer müsste in den USA eine Rezession beginnen – wohlgemerkt statistisch betrachtet“, sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets.

„Aus all diesen Gründen fiel Ende Juni auch der Champagner aus, als der S&P 500 erstmals in seiner Geschichte über 3.000 Punkte gestiegen war. Es ist das dumpfe Gefühl vieler Anleger, dass etwas nicht stimmt, wenn das Wachstum wegbricht, die Kurse aber weiter steigen“, sagt Stanzl.

Aber diese Börse folgt ihren eigenen, verdrehten Gesetzmäßigkeiten. Steuergeschenke Trumps statten Corporate America mit Bargeldsummen aus, das es nicht braucht, aber pragmatisch nutzt, um Aktionäre zu beglücken - durch den Erwerb eigener Aktien in Rekordhöhe. „Die steuerbegünstigte Repatriierung von Auslandsgewinnen hat wohl die 1.000-Milliarden-Dollar-Grenze überstiegen. Eine monströse Summe, die nur die Aktienkurse nach oben treibt, in der Wirtschaft aber nicht ankommt.

Statistisch gilt aber auch: die unmittelbare Folge einer Invertierung der Zinskurve ist kein Crash, sondern eine Rally. Bevor die Kurse in einen Bärenmarkt laufen, gibt es sozusagen noch ein letztes Aufbäumen, ein letztes Aufbegehren der Bullen. Vielleicht liegt der Grund darin, dass die Märkte vor der Invertierung der Zinskurve dieses Thema exzessiv behandeln, die Stimmung extrem schlecht ist und wenn die Kurse dann drehen, ist niemand dabei und muss nachkaufen“, sagt Stanzl.

DAX (WKN: 846900)

Technisch betrachtet wäre eine Rally wider Willen im S&P 500 Index ableitbar. Dort bildet sich seit gut zwei Jahren eine so genannte „umgekehrte Dreiecksformation“ heraus – das Ziel daraus könnte bei 3.562 Punkten und damit 23 Prozent über dem jetzigen Stand liegen. Würde der DAX das nachbilden, könnte er bei 14.500 Punkten landen. „Das interessante ist, dass Trump diese Rally als sein Verdienst verkaufen könnte, bevor dann die Rezession zur Unzeit vor dem Wahltermin im November kommen würde. Den weiteren Verlauf überlasse ich Ihrer Fantasie“, laute das Fazit von Martin Stanzl.

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