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09.02.2020 Martin Mrowka

DAX-Ausblick: Corona-Crash oder Zahlen-Hausse?

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DAX

Das Coronavirus hält die Welt in Spannung. Immer lauter werden Stimmen, die vor den wirtschaftlichen Auswirkungen auch außerhalb Chinas warnen. Dennoch: Ein möglicher Knick abwärts dürfte begrenzt bleiben. Und wenn die Krankheit tatsächlich wie erwartet schon in Kürze ihren Höhepunkt erreicht, sollten auch die Aktienkurse weiter anziehen. In dieser Woche melden zudem drei DAX-Werte ihre Quartalszahlen. Ein Wochenausblick.

Zuletzt gab es bereits Anzeichen einer Stabilisierung in der Virus-Krise. Zwar ist die Zahl der Infizierten bis Sonntag-Morgen deutscher Zeit weiter deutlich auf 37.556 gestiegen, 813 Menschen sind gestorben und damit mehr als bei der SARS-Epidemie im Jahre 2003. Hoffnung macht jedoch die Zahl der als geheilt geltenden Patienten: 2.778. Überhaupt verläuft die Krankheit nur in etwa einem Sechstel der Fälle schwerwiegend. Die WHO spricht in 82 Prozent aller Infizierten von einem leichten Verlauf.

Allerdings ist die Weltgesundheitsorganisation beunruhigt wegen falscher Informationen über das Virus, die in den Sozialen Medien für Verwirrung und Angst in der Bevölkerung sorgen. "Wir bekämpfen daher auch die Trolle und Verschwörungstheoretiker, die falsche Informationen verbreiten und damit die Arbeit gegen den Ausbruch unterlaufen",  sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag. 

Die Märkte haben ihrerseits allerdings schon früher zum Optimismus zurückgefunden. Nachdem der deutsche Leitindex DAX Ende Januar bis auf ein Zwischentief bei knapp 12.974 Punkten gerasselt war, ging es in den Tagen darauf wieder zügig nach oben. Sogar der kurz verlassene Aufwärtstrend konnte zurück erobert werden.

Der DAX ging schließlich mit einem Wochenplus von 4,1 Prozent bei 13.513 Punkten ins Wochenende. Der MDAX erzielte ein Wochenplus von 2,5 Prozent. Offenbar gibt es derzeit wenig, das die Börsen ernsthaft und nachhaltig aus der Ruhe zu bringen vermag.

DAX (WKN: 846900)

Beobachter fragen sich trotzdem, wie lang es mit der guten Stimmung weitergehen kann. Denn bei der Suche nach echten, großen Wachstumstreibern herrscht derzeit eher Fehlanzeige. Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt vor negativen Folgen der starken Verbreitung des Virus für die konjunkturelle Entwicklung in den USA gewarnt. Die neuartige Lungenkrankheit stelle ein "neues Risiko" dar, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht an den US-Kongress. Die Währungshüter wiesen auf mögliche Störungen des Welthandels hin. Auch Experten des Bankhauses Metzler mahnten, "die Auswirkungen in einer hochgradig verflochtenen Weltwirtschaft nicht zu unterschätzen".

China-Delle für die Weltwirtschaft zu erwarten

Viele gehen derzeit davon aus, dass die Viruskrise auf kurze Sicht eher die chinesische Wirtschaft und weniger die USA oder Europa treffen dürfte. Ein "Crash" wird nicht erwartet. Auf eine "chinesische" Konjunkturdelle müsse sich dennoch die gesamte Weltwirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres einstellen, schreibt Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Ein Gegensteuern der chinesischen Zentralbank stimme die Börsen dabei zuversichtlich. So hatte die People's Bank of China den Geschäftsbanken zuletzt eine ungewöhnlich hohe Geldspritze zur Verfügung gestellt und gleichzeitig die Zinsen gesenkt.

Wolfgang Köbler von der KSW sieht in den bisherigen Berechnungen über die Auswirkungen dennoch lediglich vage Mutmaßungen. Es fehle der fundamentale Hintergrund, sagte er. "Man kann noch nicht greifen, was passieren wird." Entsprechend sensibel dürften die Märkte auf jegliche Ereignisse in China reagieren.

Vor nächster Aufwärtswelle nochmals abwärts?

Auch Charttechniker zweifeln mit Blick auf den DAX an einem nahtlosen Fortgang der bisherigen Rally. "Die Käufer haben den Markt bis an sein kurzfristiges statistisches Maximum getrieben", schrieb Andreas Büchler vom Börsenstatistik-Dienst Index Radar. Der Deutsche Aktienindex dürfte vor der nächsten Aufwärtswelle somit erst einmal Luft holen - eine Einschätzung, die Experten der Hessischen Landesbank teilen. Nach einer Unterbrechung besteht laut Büchler aber weiterer Spielraum nach oben.

Zu den wichtigsten Konjunkturdaten zählen in der kommenden Woche die Januar-Verbraucherpreise in den USA am Donnerstag sowie der US-Einzelhandelsumsatz am Freitag. Laut Experten dürfte der Einzelhandel weiter von der ungebrochenen Kauflaune der Amerikaner profitieren. Der Industrie wird jedoch weiterhin eine schwache Entwicklung vorhergesagt.

Dazu werden am Freitag erstmals Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal 2019 veröffentlicht. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal leicht zugelegt haben", schrieb Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Geholfen hätten dabei wohl die milde Witterung und eine wieder etwas lebhaftere Auslandsnachfrage.

Ernüchterndes Fazit der noch jungen Berichtssaison

In der bisherigen Berichtssaison ziehen Analysten zumindest ein nüchternes Fazit: Bisher hätten negative Überraschungen im vierten Quartal überwogen, schreibt Markus Wallner von der Commerzbank. "Nur 14 Prozent der Unternehmen haben unsere Erwartungen bis jetzt übertroffen, während 43 Prozent der bisher vermeldeten Ergebnisse unter unseren Erwartungen lagen", so der Experte. Er rechnet zugleich mit weiteren Gewinnwarnungen und noch konservativeren Ausblicken für das laufende Jahr 2020.

Auch für Wolfgang Köbler von der KSW Vermögensverwaltung lief es mit Blick auf die Unternehmen zuletzt nicht ganz so wie erhofft. Google-Mutter Alphabet etwa habe mit seinen Umsätzen im vierten Quartal enttäuscht. "Der Kurs ist kurz danach trotzdem wieder gestiegen", sagte der Portfoliomanager der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Er hält die Reaktion der Märkte auch angesichts der sich ausbreitenden Lungenkrankheit derzeit für zu sorglos.

Jede Menge Quartalszahlen - drei aus dem DAX

Im Zuge der Berichtssaison müssen die Börsen zugleich in den kommenden Tagen wieder jede Menge Unternehmenszahlen verarbeiten. Aus der ersten Reihe dürften hier Daimler am Dienstag, DAX-Schwergewicht Linde am Donnerstag und Zahlungsdienstleister Wirecard am Freitag besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Bei Daimler rechnen Analysten zum Teil mit einer deutlich niedrigeren Dividende als im Vorjahr. Wirecard dürfte laut der Schweizer Großbank UBS mit seinen Quartalszahlen weitgehend auf Höhe der Erwartungen liegen. Mit Neuigkeiten bezüglich des KPMG-Berichts wird allerdings noch nicht gerechnet. (mmr mit Material von dpa-AFX)

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