Campari hat am Donnerstagabend belebende Geschäftszahlen vorgelegt. Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis übertraf der italienische Spirituosenhersteller die Erwartungen der Analysten. Der Turnaround nimmt zunehmend Kontur an – die Aktie reagierte mit spürbaren Kursgewinnen.
Der traditionsreiche italienische Spirituosenhersteller Campari, bekannt vor allem für Aperol, Campari Bitter und Wild Turkey, hat seine Zahlen zum ersten Halbjahr 2025 vorgelegt – und dabei die Markterwartungen gleich mehrfach übertroffen. Trotz eines herausfordernden globalen Umfelds und bevorstehender Handelsbarrieren zeigt sich das Unternehmen widerstandsfähig und strategisch gut aufgestellt. Die Anleger danken es: Die Aktie legte nach Veröffentlichung der Zahlen deutlich zu.
Solide Kennzahlen mit positiven Überraschungen
Mit einem bereinigten EBIT von 351,8 Millionen Euro übertraf Campari die Konsensschätzung von 332,5 Millionen Euro deutlich – trotz eines leichten Rückgangs im Jahresvergleich (minus 2,3 Prozent). Auch das bereinigte EBITDA fiel mit 426,6 Millionen Euro besser aus als die erwarteten 391 Millionen Euro. Beim Umsatz konnte das Unternehmen auf 1,53 Milliarden Euro zulegen – ein Plus von 0,3 Prozent und ebenfalls oberhalb der Analystenschätzungen von 1,52 Milliarden Euro.
Besonders bemerkenswert: Das bereinigte Nettoergebnis lag mit 216,2 Millionen Euro zwar rund zehn Prozent unter dem Vorjahreswert, blieb aber deutlich über der Prognose von 193,5 Millionen Euro. In einem Umfeld gestiegener Produktionskosten und geopolitischer Unsicherheiten ist das ein solides Ergebnis.
Bruttomarge gestützt durch Premiumisierung und Mixeffekte
Die Bruttomarge profitierte im ersten Halbjahr von einem günstigen Produktmix – insbesondere durch höhere Beiträge aus margenstarken Kategorien wie Aperitifs und Tequila – sowie durch die fortgesetzte Premiumisierung des Portfolios. Parallel dazu trugen Effizienzsteigerungen bei den Herstellungskosten zur Stabilisierung bei.
Noch wichtiger für den strategischen Ausblick ist jedoch die angekündigte Verbesserung der EBIT-Marge: Durch gezielte Kosteneinsparungen im Vertrieb und in der Verwaltung sollen über einen Zeitraum von drei Jahren organisch bis zu 200 Basispunkte gewonnen werden – eine ambitionierte, aber durchaus realistische Zielsetzung angesichts der bisherigen Disziplin des Konzerns.
Zölle: Risiko bleibt, Strategie bleibt defensiv
Während die operativen Zahlen solide sind, wird der Ausblick durch geopolitische Unsicherheiten belastet. Campari rechnet mit einem möglichen negativen Einfluss von US-Zöllen auf europäische Spirituosen. Die EU-Produkte des Konzerns könnten durch Importzölle von 15 Prozent in den USA beeinträchtigt werden. Die potenziellen Auswirkungen beziffert das Unternehmen auf eine Bandbreite von mindestens vier Millionen bis maximal 45 Millionen Euro im Jahr 2025 – abhängig vom Fortgang der Verhandlungen und eventuellen Gegenmaßnahmen.
Preiserhöhungen in den USA seien derzeit keine realistische Option, erklärte Finanzchef Paolo Marchesini – auch wegen des niedrigen Verbrauchervertrauens. Eine Verlagerung der Produktion in die USA werde trotz der Zolldiskussion nicht in Erwägung gezogen.
Ein weiteres Risiko: die Dollar-Schwäche. Seit Jahresbeginn hat der US-Dollar mehr als zehn Prozent gegenüber dem Euro verloren – was die Profitabilität der in den USA erzielten Umsätze zusätzlich belastet.
Strategischer Umbau des Portfolios schreitet voran
Parallel zum operativen Geschäft treibt Campari den Umbau seines Markenportfolios weiter voran. Jüngst wurde der Verkauf des traditionsreichen Cinzano Wermuts sowie der Grappa-Marke Frattina für insgesamt 100 Millionen Euro bekannt gegeben. Weitere Markenverkäufe könnten folgen – allerdings ohne Zeitdruck, wie CEO Simon Hunt betont. Ziel bleibt es, das Portfolio zu fokussieren und auf wachstums- und margenstärkere Marken auszurichten.
Campari hat mit den aktuellen Halbjahreszahlen Stärke bewiesen und die Erwartungen an gleich mehreren Stellen übertroffen. Die Aktie legte unmittelbar zu – und das zurecht: Die operative Entwicklung überzeugt, die strategischen Weichen sind klug gestellt, und selbst das drohende Zollrisiko erscheint in der aktuellen Bewertung verkraftbar.
Doch bleibt die Frage: Ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau noch ein Kauf? Wie sind Bewertung und Dividendenstrategie einzuordnen? Welche Rolle spielen die übergeordneten Marktaussichten – und vor allem: Wie sollten Anleger jetzt reagieren?
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