Ausgerechnet am Tag, an dem Deutschland (hoffentlich) ins Achtelfinale der Fußball-WM einziehen wird, steht die Commerzbank-Aktie im Abseits. Am Nachmittag gibt der Titel 1,6 Prozent nach und ist damit der größte Verlierer im DAX. Die Charttechnik verheißt nichts Gutes.
Fundamentale Gründe für den Kursrutsch gibt es nicht. Wenig überraschend wird die Europäische Zentralbank Anfang November die zentrale Bankenaufsicht im Euroraum übernehmen. Am Wochenende hat sie eine vorläufige Liste mit den Banken veröffentlicht, die sie direkt überwachen wird. Darunter sind selbstverständlich auch die beiden Branchenführer Deutsche Bank und Commerzbank.
Bevor die EZB aktiv wird, werden die Institute per Bilanzcheck und Stresstest durchleuchtet. Dabei sieht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) keine großen Probleme auf die Banken zukommen: Diese zeichneten sich nach den bisherigen Bilanzprüfungen der rund 140 großen europäischen Banken nicht ab, sagte Schäuble am Freitag in Berlin. Ein Grund sei, dass die Institute bereits Vorsorge getroffen hätten.
„Man kann nichts ausschließen“
Die Commerzbank ist nach Meinung der meisten Experten ausreichend mit Kapital ausgestattet und eine Kapitalerhöhung eher unwahrscheinlich. Allerdings gab es jüngst Sorgen im Markt vor einer Kapitalerhöhung. Philipp Häßler, Analyst von Equinet, erklärte auf Anfrage des AKTIONÄR: „Ausschließen kann man nichts, aber erwarten tue ich das nicht.“
Kritische Lage
Es bleibt – vorerst jedenfalls – dabei: Die Commerzbank-Aktie hat den Reiz, den sie noch vor wenigen Wochen hatte, verloren. Am Montag fällt das Papier auf 11,46 Euro und notiert unter der 200-Tage-Linie. Sollte der Bruch nachhaltig sein, wäre dies ein klares Verkaufssignal. Weitere Kursrücksetzer wären wahrscheinlich. Solange der Chart keine klare Richtung vorgibt, gilt weiterhin: Investierte Anleger halten die Aktie, ein Neueinstieg bietet sich nicht an.
(Mit Material von dpa-AFX)