Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei Solvecon Invest, sieht vor allem die Eurozone gut aufgestellt. Noch in diesem Jahr erwartet der Börsenexperte neue Rekordhochs.
DER AKTIONÄR: Herr Hellmeyer, in welcher Marktphase befinden wir uns aktuell?
FOLKER HELLMEYER: Normalerweise würde ich sagen: Nach all den Jahren des Aufschwungs ist der Zyklus in einer reifen Phase angekommen. Aber man muss das differenzierter sehen. 82 Prozent der Weltwirtschaft sind in einer nachhaltigen Wachstumssituation, die strukturell sauber ist. 66 Prozent der Welt sind aufstrebende Länder, die im Schnitt knapp fünf Prozent wachsen. Das Wachstum wird zu einem wesentlichen Teil vom „Projekt Seidenstraße“ getrieben. Diese Länder sind eine Säule der Weltwirtschaft. Ebenso wie die Eurozone, die zwei Prozent wächst. Dieses Wachstum ist nicht primär kreditgetrieben, sondern basiert zu einem großen Teil auf wiederkehrenden Einkommen. Wir sprechen hier also von einem hochwertigen Wachstum.
Sehen Sie das auch in den USA?
Die Eurozone wirtschaftet besser als die USA, das muss man klar sagen. In den USA haben wir ein Haushaltsdefizit von 5,3 Prozent, in der Eurozone liegt es bei 0,6 Prozent. Aber die USA haben eine Steuerreform, die sich positiv auf die Konjunktur auswirkt. Das alles treibt die Aktienmärkte an. Und das ist gerechtfertigt.
Nun haben wir aber etliche geopolitische Risiken, unter anderem die Spannungen zwischen den USA und Russland. Wir hoch schätzen Sie diese Gefahren für die Märkte ein?
Ohne Frage sind einige Gefahren nicht gering. Aber ich bleibe dabei: Die wirtschaftliche Basis für eine Fortsetzung der Rallye ist vorhanden – und darauf kommt es an.
Wie nachhaltig ist diese Basis?
In den kommenden zwei Jahren müssen wir uns keine Sorgen machen.
Herr Hellmeyer, eine Frage, die sich viele Deutsche stellen: Was passiert in diesen Zeiten mit meinen Ersparnissen? Wann werden wir wieder nennenswerte Zinsen haben?
Die EZB wird vor 2019 die Zinsen nicht anheben, und danach wird sie es nur sukzessive tun. Für den Sparer bedeutet dies, so leid es mir tut: Der real negative Zins bleibt uns noch lange erhalten.
Dann kann die Lösung nur Aktien heißen. Wie lautet Ihre Prognose für den DAX?
Ich denke, dass die Korrektur abgeschlossen ist. Bis Sommer sollte die Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen, was den DAX unterstützen wird. Dann sind vier bis fünf Prozent beim DAX drin. Aber die alten Rekordhochs werden noch nicht angepeilt, das dauert noch etwas, wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres.
Das komplette Interview erschien in Ausgabe 19/2018.