Der US-Luft- und Raumfahrt-Konzern Airbus ist vorgeprescht, Boeing will offenbar aufholen. Zunächst nur an der Börse. Nach einem starken Donnerstag ist Boeing auch am Freitag unter den größeren Gewinnern im Dow Jones. Die Aktie hat nun eine wichtige Chart-Zone überwunden, die weiteres Kurspotenzial öffnet. Die Analyse...
Am Donnerstag haben sich die USA und Großbritannien auf einen Handelspakt geeinigt. Auch mit der EU wolle er eine Vereinbarung treffen, sagte US-Präsident Donald Trump – ungeachtet der Drohkulisse aus der Brüssel, das sich Gegenzölle auf US-Exporte im Wert von knapp 100 Milliarden Euro vorbehält.
Die konkrete Ausgestaltung des Deals wurde zunächst nicht mitgeteilt. Später wurden Quoten für britische Auto-Importe genannt. Bislang gelten für die Briten – wie für alle anderen Nationen auch – für die meisten Exportgüter US-Zölle in Höhe von zehn Prozent. Auf Stahl und Aluminium sowie auf Autos und Autoteile werden sogar 25 Prozent erhoben.
Das soll nun für eine Quote von 100.000 Fahrzeugen auf zehn Prozent reduziert werden, wie US-Handelsminister Howard Lutnick sagte. Zudem sollen Flugzeugteile von Triebwerkshersteller Rolls-Royce zollfrei in die USA eingeführt werden können. Im Gegenzug werde Großbritannien Flugzeuge von Boeing im Wert von zehn Milliarden US-Dollar importieren. Zölle auf britischen Stahl und Aluminium sollen ganz aufgehoben werden.
Diese Nachricht sowie die Meldung, dass China Airlines aus Taiwan 14 Boeing-Flieger bestellt hat (DER AKTIONÄR berichtete), pushte die Boeing-Aktie bereits am Donnerstag. Zum Schluss blieb an der Dow-Jones-Spitze ein Tagesgewinn von 3,3 Prozent. Am Freitag setzt sich der Aufschwung noch fort. Im frühen US-Handel steigt das Papier auf 195,08 Dollar – der höchste Wert seit Juli. Damals hatte Boeing einen kurzen Intraday-Aufschwung.

Mittlerweile sind Details zum Milliarden-Deal aus Großbritannien bekannt geworden. Die British-Airway-Mutter IAG will ihre Flotte weiter ausbauen und modernisieren. So sollen die Aktionäre bei der Hauptversammlung im Juni dem Kauf neuer Großraumjets für die Langstrecke zustimmen, wie der Konzern ebenfalls mitteilte. Dabei geht es um 32 Maschinen vom Typ Boeing 'Dreamliner'-Jets in der Langversion 787-10 und 21 Exemplare des Airbus A330-900neo. Zusätzlich sicherte sich IAG Kaufrechte über zehn weitere Boeing-Jets und 13 Airbus-Maschinen der nun bestellten Typen.
Die Schweizer Großbank UBS hat ihr Kursziel für Boeing nun von 207 auf 226 Dollar angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Gavin Parsons begründete dies am Freitag mit einer höheren Marktbewertung, verbesserten Zollperspektiven und der jüngsten Auftragsentwicklung.
Auch charttechnisch hat sich das Bild für Boeing aufgehellt. Zwei Widerstände wurden nach oben durchbrochen - allerdings noch nicht nachhaltig. Erst wenn es auf Tagesschlussbasis über 196 Dollar hinausgeht, dürfte der Kurs weiter aufwärts streben. Erste Ziele sind dann das Zwischenhoch aus August 2023 bei 240 Dollar und danach die Rekordhöhen aus Dezember 2023 bei 267 Dollar.
Neue Großaufträge für Boeing und Airbus stützen deren Geschäft. Vor allem die Amerikaner haben nach den jahrelangen Problemen Nachholbedarf. Airbus ist allerdings bis weit ins nächste Jahrzehnt ausgebucht, neue Flugzeugbesteller brauchen Geduld.
Insgesamt bevorzugt DER AKTIONÄR die Airbus-Aktie, die am Freitag zeitweilig bis auf 159,58 Euro anzog. Die Redaktion hatte Airbus Ende April in Ausgabe 18/2025 bei 138 Euro in einem Aktien-Duell zum Kauf empfohlen und ein Kursziel von 185 Euro ausgegeben.